INFORMATION FUR ALLE INTERESIRTEN AUF DEUTSCH
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INFORMATION FUR ALLE INTERESIRTEN AUF DEUTSCH
Valter: komentar modifikovan dana: Mon Aug 17, 2015 8:05 pm; prepravljeno ukupno 2 puta
Antwort
Das ist natürlich nur die eine Seite,also so wie das Ganze die Autoren dieses Atikels sehen.
Die Andere Seite ist die,wie das Ganze das Volk von Jugoslawien sieht.
Walter
Die Andere Seite ist die,wie das Ganze das Volk von Jugoslawien sieht.
Walter
DI JUGEND HEUTE
http://www.20min.ch/longform/reportage-jugend2015/index.html
Lesen Sie das durch.
ZÜRICH. Junge wollen in Ruhe gelassen werden und chillen. Jugendexperte Ivica Petrušić über fehlende Wut, Überforderung und Kommerzialisierung.
Herr Petrušić*, wie tickt die Jugend?
Ivica Petrušić: Ich würde sagen, das Wort zweckoptimistisch beschreibt die heutige Jugend am besten.
Was heisst das?
Sie sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Dies hat zur Folge, dass sie sich zurückziehen und nur noch auf sich selbst und ihre ganz eigenen, individuellen Bedürfnisse fokussieren. Und sie bewegen sich in einem sehr «anständigen» Rahmen. Aufstände oder Rebellionen sind von den Jungen derzeit nicht zu erwarten.
Weshalb nicht?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: In den 80er- und Anfang 90er-Jahren kam die Hip-Hop-Kultur von den USA nach Europa und in die Schweiz. Sie war eine Kultur, gefüllt mit Inhalten wie Sprayen, Breakdance und Rap. Eine Bewegung für sich, die etwas zu sagen hatte, die auch etwas vermitteln wollte. Es war eine Zeit, in der junge Männer über ihre Gefühle auf – nennen wir es – «coole Art» sprachen, von ihrer Kindheit, ihren schlechten und guten Erfahrungen erzählten. Es ging um die Alltäglichkeit des Lebens und wie wir diese ins Zentrum rücken können. Die meisten Jugendbewegungen haben diesen Fokus in sich – auf etwas aufmerksam machen, das gerade beschäftigt.
Ivica Petrušić
Ivica Petrušić
Diplomierter Sozialarbeiter, Jugendbeauftragter im Kanton Zürich und Geschäftsführer der kantonalen Kinder- und Jugendförderung Okaj Zürich
Darauf folgte, meiner Meinung nach, die letzte Jugendbewegung in Europa: die Techno-Szene. Die brach mit der Wende und dem Zusammenbruch des Ost-West-Konflikts in Berlin aus. Diese Szene stand gewissermassen auch für den Moment und das Neue. Und das Neue konnte nur entstehen und gedeihen, weil es plötzlich viel günstigen oder sogar kostenfreien Raum gab. Diese Szene lebt in der Schweiz noch mit der Street Parade, auch wenn die mittlerweile zum Happening verkam, ein bisschen weiter.
Sie klingen enttäuscht.
Ich bin ja nicht da, um die Jugend nach meinen Gefühlen auszurichten, aber die Situation beunruhigt mich schon ein wenig.
Was beunruhigt Sie ganz genau?
Dieses Egoistische, Individuumsbezogene und Zweckoptimistische ist stark kommerzialisierbar. Kaum kommt ein neues Bedürfnis, eine neue Idee oder ein Problem der Jugendlichen auf, wird es aufgenommen und verschwindet in einem der vielen strukturieren Angebote. Mit den individuellen Bedürfnissen kann man viel Geld machen. Und hier setzt mein Unbehagen ein. Man hat heute keine Zeit mehr, etwas wachsen und reifen zu lassen. Alles wird sofort aufgenommen und zum Verkauf freigegeben. Qualität misst sich nicht an der gesellschaftlichen Relevanz, sondern am Geldwert. Dieser ist wiederum vom Marketingbudget abhängig.
Wieso unternimmt die heutige Jugend nichts gegen diesen Kommerz?
Warum sollte sie? Sie hat ja alles. Und die kleinbürgerlichen Werte feiern ihr Comeback sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Jugendlichen. Die Jugend heute – das zeigen etliche Studien – ist sehr brav, sehr anständig. Viele denken ans Sparen und haben mit 18 Jahren schon eine dritte Säule. Sie denken nachhaltig und sind dabei sehr ichbezogen.
streetparade
«Die Street Parade ist zu einem Happening verkommen»
Das klingt langweilig.
Ja, das kann man so sagen. Ich würde auch lieber etwas Spannenderes erzählen, etwas mit mehr Ideologie und Wut dahinter. Aber im Moment ist nicht die Zeit dafür.
Woran liegt das?
Das hat heute sicher auch mit dem Wohlstand zu tun und dem scheinbaren Gefühl unerschöpflicher Möglichkeiten Die aktuellste Juvenir-Studie der Jacobs Fondation zeigt, dass die Jungen genug Geld und ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben. Diese finanzieren ihnen einen grossen Teil ihres Lebens. Das ist ein enormer Unterschied zu früher: Eltern gehen mehr auf ihre Kinder ein, auf deren Bedürfnisse. Sie zahlen den Kindern die Krankenkasse, lassen sie gratis zu Hause wohnen. Die Jungen haben keinen Grund mehr, zu rebellieren, wogegen auch? Die Mutter trägt dieselben Kleider wie die Tochter. Sie können sich nicht einmal mehr über die Mode von ihren Eltern abgrenzen. Alles ist fliessender geworden, das Vakuum fehlt, die Reibung. Es gibt nichts mehr, das eine Masse bewegen könnte.
Gibt es in der Schweiz einfach keine Probleme mehr?
Das würde ich nicht sagen, es gibt vieles, das nicht stimmt. Aber es ist nicht mehr so unmittelbar. Alles ist sehr abstrakt geworden, es braucht viel Wissen, um sich gegen etwas aufzulehnen. Wenn man die ganze Globalisierung, das derzeit triumphierende Wirtschaftssystem anschaut, das den Alltag bestimmt – Spezialisierung, Weiterbildung, Fortkommen – dann wird schnell klar, dass die Menschen sich nur noch auf sich selbst konzentrieren können und müssen. Und solange sie noch genug verdienen, gibt es für sie auch keinen Grund, sich aufzulehnen. Und auch wenn sie noch etwas verändern wollten, ist dies heute viel schwieriger als früher.
Inwiefern?
Wir haben noch Briefe aus den 80er-Jahren von Okaj-Mitarbeitern: Diese sind mit einer heute unvorstellbaren Aggressivität auf den Stadtrat losgegangen und haben ihn zum Rücktritt aufgefordert. Sie haben ihm gesagt, er sei nicht mehr tragbar, er verstehe die Jugend nicht. Auch wenn es darum ging, sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen einzusetzen, war es früher einfacher, konkret aktiv zu werden. «Der Feind» war viel näher. Der Reiche sass da oben, also hat man direkt vor seiner Tür demonstriert und mehr Lohn gefordert. Wenn man heute etwas verändern will, muss man über die EU, die Menschenrechtskommission, den Hauptsitz der Firma, der irgendwo in Rotterdam ist. Wir sind in einer derart grossen Abhängigkeit in dieser globalisierten Welt, dass es unmöglich wird, die verschiedenen Zusammenhänge zu erkennen. Es entsteht eine Überforderung.
Und wie wirkt sich diese Überforderung auf die Jugend aus?
Wie ich eingangs schon gesagt habe: Die Flut an Informationen und Möglichkeiten zwingt sie nahezu zum Rückzug. Sagen wir, ein Jugendlicher will sich über das Weltgeschehen informieren, sagen wir, er geht auf 20min.ch; da steht eine Geschichte über grausamsten Terrorismus direkt neben einem Artikel über einen Wettbewerb, bei dem sich zwanzig Frauen um die «Liebe» eines Mannes bemühen. Dadurch, dass man sich in alle Medien reinklicken kann, hat man Zugang zu Informationen aus aller Welt. Dies macht es viel schwieriger, sich zu entscheiden, wofür man sich engagieren oder einsetzen soll. In dieser Informationsgesellschaft zu leben, überfordert und führt dazu, dass man sich entweder verliert oder zurückzieht. Die Jugendlichen wählen oft den Rückzug und konzentrieren sich auf ihre unmittelbaren und aktuellen Bedürfnisse.
«Die Jugendlichen konzentrieren sich auf ihre aktuellen Bedürfnisse»
Was ist mit den sozialen Medien? Führen die nicht auch zu einer Art Bewegung?
Ich glaube, der Einfluss der sozialen Medien führt eher dazu, dass es keine Bewegungen im herkömmlichen Sinne mehr gibt, die im öffentlichen Raum sichtbar werden. Heute muss man nicht mehr auf die Strasse, um etwas kundzutun. Man kommuniziert über Facebook, Twitter, Linkedin, Whatsapp und was es sonst noch alles gibt. Die Jungen sitzen sogar gemeinsam in einem Raum und kommunizieren über das Handy miteinander. Dies entspricht nicht der moralischen Vorstellung von uns, den «Digital Immigrants». Wir sind der Meinung, es sei doch viel wertvoller, sich in die Augen zu schauen bei einem Gespräch. Aber für die Jungen gilt das nicht, sie sind damit aufgewachsen und kennen daher nichts anderes. Dank oder wegen der sozialen Netzwerke braucht es die Jugendräume weniger oder in einem anderen Kontext, viel punktueller und eventbezogener. Man informiert sich einfach rasch per SMS, wo man sich, wann und wofür trifft. Es hat definitiv eine Verschiebung stattgefunden. Es gibt viel mehr kleine Bewegungen, mehr Szenen im kleinen Rahmen und ein grosser Teil der Kommunikation ist in die virtuelle Welt gerutscht.
Aber auf Facebook wird ja auch zu echten Demonstrationen aufgerufen. Diese waren oft ein wichtiger Bestandteil früherer Bewegungen, beispielsweise bei den Hippies. Vor einiger Zeit haben Leute zu einer Pro-Palästina-Demonstration aufgerufen, zu der rund 1000 Leute auf die Gemüsebrücke in Zürich gekommen sind. Ist das nicht auch etwas?
Gegenfrage: Wie war diese Demonstration?
Was meinen Sie?
Heute gehen Leute an eine Demo wie an eine Party. Sie denken, da läuft etwas. Der Grund für die Demo ist oft sekundär. Wenn man schaut, was beispielsweise aus der «Tanz dich frei»-Szene in Bern geworden ist, bei der man zunächst das Gefühl hatte, es sei so etwas wie eine Jugendbewegung am Entstehen: Ein Verein namens «Pro Nachtleben Bern» mit knapp 15 zahlenden Mitliedern. Tendenz sinkend.
«Heute gehen Leute an eine Demo wie an eine Party»
Die Quintessenz ist also: Die heutige Jugend ist langweilig und desinteressiert.
Ja und nein. Wie gesagt, auf der einen Seite sind sie vor lauter Angeboten überfordert, was dazu führen kann, nichts zu machen. Auf der anderen Seite entsteht eine Vielfalt an kleinen Bewegungen und punktuellen Initiativen. Viele wollen einfach hängen, chillen, eine gute Zeit haben. Das ist auch eine Bewegung. Damit hat man auch eine Meinung, einen Standpunkt: «Das ist mir einfach zu viel.»
Wie geht es mit den Jungen weiter?
Das wird sich zeigen. Es ist noch zu früh, um ein endgültiges Urteil zu fällen. Doch das tendenziell übergeordnete Desinteresse der Jungen gegenüber der Welt sollte uns zu denken geben. Was heisst das eigentlich für die Schweiz? Und die Zukunft dieses Landes? Jungpolitiker gibt es schon noch, aber die streben einfach eine politische Karriere an. Die wollen auf der Bühne sein. Ein richtig politisches Engagement, das nicht sofort zwischen links und rechts zerfleischt wird, gibt es derzeit nicht. Sobald etwas da ist, gibt man es Experten zum Beurteilen, und dann setzen sich die Politiker damit auseinander und die Jugendlichen verstehen die Welt nicht mehr.
Es ist wirklich so. Eine sehr gute Einschätzung.
Walter
Lesen Sie das durch.
ZÜRICH. Junge wollen in Ruhe gelassen werden und chillen. Jugendexperte Ivica Petrušić über fehlende Wut, Überforderung und Kommerzialisierung.
Herr Petrušić*, wie tickt die Jugend?
Ivica Petrušić: Ich würde sagen, das Wort zweckoptimistisch beschreibt die heutige Jugend am besten.
Was heisst das?
Sie sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Dies hat zur Folge, dass sie sich zurückziehen und nur noch auf sich selbst und ihre ganz eigenen, individuellen Bedürfnisse fokussieren. Und sie bewegen sich in einem sehr «anständigen» Rahmen. Aufstände oder Rebellionen sind von den Jungen derzeit nicht zu erwarten.
Weshalb nicht?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: In den 80er- und Anfang 90er-Jahren kam die Hip-Hop-Kultur von den USA nach Europa und in die Schweiz. Sie war eine Kultur, gefüllt mit Inhalten wie Sprayen, Breakdance und Rap. Eine Bewegung für sich, die etwas zu sagen hatte, die auch etwas vermitteln wollte. Es war eine Zeit, in der junge Männer über ihre Gefühle auf – nennen wir es – «coole Art» sprachen, von ihrer Kindheit, ihren schlechten und guten Erfahrungen erzählten. Es ging um die Alltäglichkeit des Lebens und wie wir diese ins Zentrum rücken können. Die meisten Jugendbewegungen haben diesen Fokus in sich – auf etwas aufmerksam machen, das gerade beschäftigt.
Ivica Petrušić
Ivica Petrušić
Diplomierter Sozialarbeiter, Jugendbeauftragter im Kanton Zürich und Geschäftsführer der kantonalen Kinder- und Jugendförderung Okaj Zürich
Darauf folgte, meiner Meinung nach, die letzte Jugendbewegung in Europa: die Techno-Szene. Die brach mit der Wende und dem Zusammenbruch des Ost-West-Konflikts in Berlin aus. Diese Szene stand gewissermassen auch für den Moment und das Neue. Und das Neue konnte nur entstehen und gedeihen, weil es plötzlich viel günstigen oder sogar kostenfreien Raum gab. Diese Szene lebt in der Schweiz noch mit der Street Parade, auch wenn die mittlerweile zum Happening verkam, ein bisschen weiter.
Sie klingen enttäuscht.
Ich bin ja nicht da, um die Jugend nach meinen Gefühlen auszurichten, aber die Situation beunruhigt mich schon ein wenig.
Was beunruhigt Sie ganz genau?
Dieses Egoistische, Individuumsbezogene und Zweckoptimistische ist stark kommerzialisierbar. Kaum kommt ein neues Bedürfnis, eine neue Idee oder ein Problem der Jugendlichen auf, wird es aufgenommen und verschwindet in einem der vielen strukturieren Angebote. Mit den individuellen Bedürfnissen kann man viel Geld machen. Und hier setzt mein Unbehagen ein. Man hat heute keine Zeit mehr, etwas wachsen und reifen zu lassen. Alles wird sofort aufgenommen und zum Verkauf freigegeben. Qualität misst sich nicht an der gesellschaftlichen Relevanz, sondern am Geldwert. Dieser ist wiederum vom Marketingbudget abhängig.
Wieso unternimmt die heutige Jugend nichts gegen diesen Kommerz?
Warum sollte sie? Sie hat ja alles. Und die kleinbürgerlichen Werte feiern ihr Comeback sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Jugendlichen. Die Jugend heute – das zeigen etliche Studien – ist sehr brav, sehr anständig. Viele denken ans Sparen und haben mit 18 Jahren schon eine dritte Säule. Sie denken nachhaltig und sind dabei sehr ichbezogen.
streetparade
«Die Street Parade ist zu einem Happening verkommen»
Das klingt langweilig.
Ja, das kann man so sagen. Ich würde auch lieber etwas Spannenderes erzählen, etwas mit mehr Ideologie und Wut dahinter. Aber im Moment ist nicht die Zeit dafür.
Woran liegt das?
Das hat heute sicher auch mit dem Wohlstand zu tun und dem scheinbaren Gefühl unerschöpflicher Möglichkeiten Die aktuellste Juvenir-Studie der Jacobs Fondation zeigt, dass die Jungen genug Geld und ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben. Diese finanzieren ihnen einen grossen Teil ihres Lebens. Das ist ein enormer Unterschied zu früher: Eltern gehen mehr auf ihre Kinder ein, auf deren Bedürfnisse. Sie zahlen den Kindern die Krankenkasse, lassen sie gratis zu Hause wohnen. Die Jungen haben keinen Grund mehr, zu rebellieren, wogegen auch? Die Mutter trägt dieselben Kleider wie die Tochter. Sie können sich nicht einmal mehr über die Mode von ihren Eltern abgrenzen. Alles ist fliessender geworden, das Vakuum fehlt, die Reibung. Es gibt nichts mehr, das eine Masse bewegen könnte.
Gibt es in der Schweiz einfach keine Probleme mehr?
Das würde ich nicht sagen, es gibt vieles, das nicht stimmt. Aber es ist nicht mehr so unmittelbar. Alles ist sehr abstrakt geworden, es braucht viel Wissen, um sich gegen etwas aufzulehnen. Wenn man die ganze Globalisierung, das derzeit triumphierende Wirtschaftssystem anschaut, das den Alltag bestimmt – Spezialisierung, Weiterbildung, Fortkommen – dann wird schnell klar, dass die Menschen sich nur noch auf sich selbst konzentrieren können und müssen. Und solange sie noch genug verdienen, gibt es für sie auch keinen Grund, sich aufzulehnen. Und auch wenn sie noch etwas verändern wollten, ist dies heute viel schwieriger als früher.
Inwiefern?
Wir haben noch Briefe aus den 80er-Jahren von Okaj-Mitarbeitern: Diese sind mit einer heute unvorstellbaren Aggressivität auf den Stadtrat losgegangen und haben ihn zum Rücktritt aufgefordert. Sie haben ihm gesagt, er sei nicht mehr tragbar, er verstehe die Jugend nicht. Auch wenn es darum ging, sich gegen schlechte Arbeitsbedingungen einzusetzen, war es früher einfacher, konkret aktiv zu werden. «Der Feind» war viel näher. Der Reiche sass da oben, also hat man direkt vor seiner Tür demonstriert und mehr Lohn gefordert. Wenn man heute etwas verändern will, muss man über die EU, die Menschenrechtskommission, den Hauptsitz der Firma, der irgendwo in Rotterdam ist. Wir sind in einer derart grossen Abhängigkeit in dieser globalisierten Welt, dass es unmöglich wird, die verschiedenen Zusammenhänge zu erkennen. Es entsteht eine Überforderung.
Und wie wirkt sich diese Überforderung auf die Jugend aus?
Wie ich eingangs schon gesagt habe: Die Flut an Informationen und Möglichkeiten zwingt sie nahezu zum Rückzug. Sagen wir, ein Jugendlicher will sich über das Weltgeschehen informieren, sagen wir, er geht auf 20min.ch; da steht eine Geschichte über grausamsten Terrorismus direkt neben einem Artikel über einen Wettbewerb, bei dem sich zwanzig Frauen um die «Liebe» eines Mannes bemühen. Dadurch, dass man sich in alle Medien reinklicken kann, hat man Zugang zu Informationen aus aller Welt. Dies macht es viel schwieriger, sich zu entscheiden, wofür man sich engagieren oder einsetzen soll. In dieser Informationsgesellschaft zu leben, überfordert und führt dazu, dass man sich entweder verliert oder zurückzieht. Die Jugendlichen wählen oft den Rückzug und konzentrieren sich auf ihre unmittelbaren und aktuellen Bedürfnisse.
«Die Jugendlichen konzentrieren sich auf ihre aktuellen Bedürfnisse»
Was ist mit den sozialen Medien? Führen die nicht auch zu einer Art Bewegung?
Ich glaube, der Einfluss der sozialen Medien führt eher dazu, dass es keine Bewegungen im herkömmlichen Sinne mehr gibt, die im öffentlichen Raum sichtbar werden. Heute muss man nicht mehr auf die Strasse, um etwas kundzutun. Man kommuniziert über Facebook, Twitter, Linkedin, Whatsapp und was es sonst noch alles gibt. Die Jungen sitzen sogar gemeinsam in einem Raum und kommunizieren über das Handy miteinander. Dies entspricht nicht der moralischen Vorstellung von uns, den «Digital Immigrants». Wir sind der Meinung, es sei doch viel wertvoller, sich in die Augen zu schauen bei einem Gespräch. Aber für die Jungen gilt das nicht, sie sind damit aufgewachsen und kennen daher nichts anderes. Dank oder wegen der sozialen Netzwerke braucht es die Jugendräume weniger oder in einem anderen Kontext, viel punktueller und eventbezogener. Man informiert sich einfach rasch per SMS, wo man sich, wann und wofür trifft. Es hat definitiv eine Verschiebung stattgefunden. Es gibt viel mehr kleine Bewegungen, mehr Szenen im kleinen Rahmen und ein grosser Teil der Kommunikation ist in die virtuelle Welt gerutscht.
Aber auf Facebook wird ja auch zu echten Demonstrationen aufgerufen. Diese waren oft ein wichtiger Bestandteil früherer Bewegungen, beispielsweise bei den Hippies. Vor einiger Zeit haben Leute zu einer Pro-Palästina-Demonstration aufgerufen, zu der rund 1000 Leute auf die Gemüsebrücke in Zürich gekommen sind. Ist das nicht auch etwas?
Gegenfrage: Wie war diese Demonstration?
Was meinen Sie?
Heute gehen Leute an eine Demo wie an eine Party. Sie denken, da läuft etwas. Der Grund für die Demo ist oft sekundär. Wenn man schaut, was beispielsweise aus der «Tanz dich frei»-Szene in Bern geworden ist, bei der man zunächst das Gefühl hatte, es sei so etwas wie eine Jugendbewegung am Entstehen: Ein Verein namens «Pro Nachtleben Bern» mit knapp 15 zahlenden Mitliedern. Tendenz sinkend.
«Heute gehen Leute an eine Demo wie an eine Party»
Die Quintessenz ist also: Die heutige Jugend ist langweilig und desinteressiert.
Ja und nein. Wie gesagt, auf der einen Seite sind sie vor lauter Angeboten überfordert, was dazu führen kann, nichts zu machen. Auf der anderen Seite entsteht eine Vielfalt an kleinen Bewegungen und punktuellen Initiativen. Viele wollen einfach hängen, chillen, eine gute Zeit haben. Das ist auch eine Bewegung. Damit hat man auch eine Meinung, einen Standpunkt: «Das ist mir einfach zu viel.»
Wie geht es mit den Jungen weiter?
Das wird sich zeigen. Es ist noch zu früh, um ein endgültiges Urteil zu fällen. Doch das tendenziell übergeordnete Desinteresse der Jungen gegenüber der Welt sollte uns zu denken geben. Was heisst das eigentlich für die Schweiz? Und die Zukunft dieses Landes? Jungpolitiker gibt es schon noch, aber die streben einfach eine politische Karriere an. Die wollen auf der Bühne sein. Ein richtig politisches Engagement, das nicht sofort zwischen links und rechts zerfleischt wird, gibt es derzeit nicht. Sobald etwas da ist, gibt man es Experten zum Beurteilen, und dann setzen sich die Politiker damit auseinander und die Jugendlichen verstehen die Welt nicht mehr.
Es ist wirklich so. Eine sehr gute Einschätzung.
Walter
DIE LANDJUGEND
RÖTHENBACH IM EMMENTAL. Man verschreit sie gerne mal als hinterwäldlerisch, engstirnig oder ausländerfeindlich. Doch wie ticken junge Leute vom Land wirklich? Ein Augenschein am Jahrestreffen der Schweizerischen Landjugendvereinigung.
«Im Kosovo bin ich gewesen. Mit dem Militär. Als Koch. Anderi Sitte und Lüüt und so, isch scho geil. Da fliegst du zwei Stunden mit dem Flugi, Ökologie gleich null. In der Schweiz wird das gross geschrieben: Grünguet, Ökogas, alle huere Seich. Man müsste diese Menschen dort unten unterstützen, damit sie lernen, wie man mit der Umwelt umgeht. Das dauert aber sicher noch zwei Jahrzehnte. Isch eso.»
Nils ist 23 Jahre alt, Schweizer, Sohn eines Malers und einer Verkäuferin. Sein Lachen ist laut und kurz, seine Stimme wird hoch und überschlägt sich dabei.
14 Uhr. Der Weg schlängelt sich in engen Haarnadelkurven den Berg empor. Weite, grüne, saftige Wiesen erstrecken sich ins vermeintlich Unendliche. Es regnet grosse Tropfen. Ein Traktor keucht langsam den Hügel empor. Röthenbach im Emmental steht auf einer kleinen Tafel. Immer wieder erscheinen stattliche Bauernhäuser, die hoch oben auf den Kuppen der grünen Hügel thronen. Von weitem sieht man durch den Regenschleier ein paar Häuser und eine kleine Kirche. Auf der Höhe des ersten Hauses steht ein Schild in Form eines Pfeils: Schweizerische Landjugend Herbstinfotag.
«Hier spielt es keine Rolle, wer ich bin, was ich mache, es reicht, dass ich da bin.»
«Ich bin gelernter Koch. Mir ist egal, wo ich koche, Hauptsache à la Carte, sicher nicht im Altersheim oder im Spital. Das ist ja nur Fliessbandarbeit. Ich kenne keinen Koch, der über 40 ist und noch normal im Kopf. Die Landjugend ist mein Ausgleich, eine Auszeit von der Hektik. Hier spielt es keine Rolle, wer ich bin, was ich mache, es reicht, dass ich da bin.»
Die Wörter sprudeln aus Nils’ Mund heraus, bevor er ihnen eine Form geben, bevor die Zunge sich um jede Silbe schlingen kann. Seine Gedanken scheinen seinem Sprechapparat voraus zu sein. Eine dünne getrimmte Linie Haare führt von Nils Schläfen aussen an den Wangen vorbei, teilt sich auf beiden Seiten des Kinns und bahnt sich den Weg zwischen Lippe und Nase hindurch. Sein Mund ist konstant in Bewegung, seine Hände auch. Er gestikuliert wild, wie eine Windmühle.
Die Schweizerische Landjugendvereinigung wurde einst gegründet, um den Kindern von Landwirten, die in abgelegenen Dörfern weit voneinander entfernt lebten, die Möglichkeit zu geben, sich regelmässig zu treffen. Sie besteht aus insgesamt 56 Landjugendgruppen der fünf Regionen West, Winkelried, Nord, Ortstock und Ostschweiz. Potenzielle Mitglieder werden nach der Konfirmation von der Landjugend angeschrieben und zum Eintritt aufgefordert. Meist waren ihre Eltern, Geschwister oder Freunde bereits im Verein. Mit spätestens 30 Jahren gilt man nicht mehr als jugendlich und tritt aus. Die Landjugend ist überkonfessionell und politisch unabhängig. «Jeder ist bei uns willkommen, wir wollen einfach eine gute Zeit haben zusammen», sagt OK-Präsident Ueli Lichter.
15 Uhr. In der mit einer Plastikplane überspannten Halle erklingt ein unregelmässiges und lautes Klopfen von Metall auf Metall. Sieben junge Männer und Frauen sitzen in gelben Jacken im ganzen Raum verteilt auf Stühlen und hämmern auf grosse Sensen, während der Regen unablässig auf das Dach trommelt. Auch Nils sitzt breitbeinig auf dem Stuhl, seine Wangen sind rot, sein Mund ist leicht geöffnet. Konzentriert starrt er auf die Sägesse auf seinem Bock, mit dem Hammer schlägt er vorsichtig darauf. Er dengelt – schärft eine Sense. Nebenan ist eine weitere Lagerhalle zu einem Kurslokal umfunktioniert worden. Hier wird gwedelet – Holz gesägt, gehackt, zerschnitten und zu schönen Bündeln zusammengebunden.
«An Tagen wie heute geht es darum, die gemeinsame Zeit zu geniessen. Die Kurse sind spannend, ja. Aber es ist vor allem schön, all die Leute wieder zu sehen und zusammen zu trinken, zu essen, zu reden. Ehrlich. Das klingt jetzt abgedroschen, aber es isch eso. Schläft ihr auch hier? Habt ihr einen Schlafsack? Ihr könnt meinen haben. Im Dezember fahren wir nach Davos an einen Ski-Tag, kommt doch auch!»
Nils nimmt sich zwei Ragusa-Riegel von der Theke, geht zu einem seiner Kollegen und drückt ihm einen davon in die Hand. «Chum jetzt use in Rege, denn wirsch villicht au mal no chli schöner.»
Landjugend
Nils beim Dengele
Landjugend
Am Schweizerischen Landjugend Herbstinfotag in Röthenbach im Emmental.
Landjugend
Holzhacken im Regen.
Landjugend
Ein Schnupf für alle.
Landjugend
Beim Abendessen.
Landjugend
Linda
Landjugend
Jacqueline
Landjugend
Jacqueline
Landjugend
Nils beim Dengele
Landjugend
Am Schweizerischen Landjugend Herbstinfotag in Röthenbach im Emmental.
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Der Herbstinfotag dauert von Samstag bis Sonntag. Die Landjügeler, wie sie sich selbst nennen, haben an diesem Wochenende die Möglichkeit, verschiedene Kurse zu besuchen, an denen sie ein für die Region typisches Handwerk erlernen. Dazu gehören nebst wedele und dengele auch Baumstämme zu Holzschnitzeln verarbeiten, Gemüse dekorativ schnitzen, Käsefondue machen und speziell für die Frauen: Eine Handcreme herstellen. Rund 80 Mitglieder sind dieses Jahr aus der ganzen Schweiz in die 1500-Seelen-Gemeinde im Kanton Bern gereist.
«Ich bin schon in 13 Ländern gewesen und ich möchte noch mehr sehen. Reisen öffnet dir die Augen, reisen verändert deine Weltansicht und deinen Blick auf deine Heimat. Wenn du zurückkommst, dann schätzt du alles so viel mehr. In der Schweiz funktioniert das ÖV-System, wir haben grüne Wiesen und warmes, fliessendes Wasser, alle werden unterstützt. Mir hat im Kosovo mal einer gesagt: Es ist reines Glück, wo du rausgeschissen wirst. Isch eso.»
Nils zieht den Inhalt seiner Nase geräuschvoll hoch. «Hät no Platz», sagt er, während er mit der linken Hand eine kleine, runde, silberne Dose aus der Hosentasche zieht. «Wotsch au en Schnupf?» Sein spitzes, hohes Lachen peitscht durch den Raum. Niemand kann ernst bleiben.
16 Uhr. Sie stehen auf einem der vielen grünen, saftigen Hügel, ihre Kapuzen weit ins Gesicht gezogen. Ein Lastwagen steht oberhalb eines Abhangs, ein Kran greift nach einem Baumstamm, lässt ihn durch die Luft schweben und schiebt ihn langsam in einen sich drehenden, mahlenden Metallmund. Fast zeitgleich spuckt ein grosses Rohr den Baumstamm in kleinen Schnitzeln wieder aus. Nils blickt mit ernstem Gesicht auf die fliegenden Holzstücke.
«Was ist mir wichtig im Leben? Gute Frage.»
«Dass du immer ein volles Tabakdösli hast», sagt Jacqueline und zwinkert Nils zu. Sie ist 24 Jahre alt, blond und ungeschminkt.
17 Uhr. Die Landjügeler sitzen in der kleinen Kirche. Jacqueline hält ihr Handy in der Hand und starrt mit leicht zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm. Ihre Brille ist ihr auf die Nasenspitze gerutscht. Ein Whatsapp-Chat namens «Friends Forever» leuchtet auf dem Gerät. Jacqueline tippt schnell und lächelt abwesend. Während der Pfarrer seine Predigt hält, holt sie eine Handcreme hervor, drückt je zwei kleine beige Tropfen auf die Oberseite ihrer Hände und verreibt sie langsam und vorsichtig zwischen jedem Finger. Ihre Nägel sind kurz geschnitten, sie trägt Perlohrringe und eine Spange im Haar. Ihre Bauchtasche, die auf ihren Knien liegt, ist ordentlich einsortiert. Labello, Taschentücher, Brillenetui.
Hinterwäldler, Bauernsöhne, Heiratsvermittlung. Diese Vorurteile kennt Jacqueline. «Die Landjugend wird vor allem bei Städtern nicht ernst genommen», sagt sie. «Ausländerfeindlich sollen wir auch sein. Ich habe nichts gegen Ausländer.» Sie würde sich sogar freuen, wenn Ausländer und auch Städter in die Landjugend kämen. «Aber die wollen nicht.»
So funktionieren Dengele, Wedele und Holzschnitzel-Herstellen
«Trotzdem beschäftigt mich das aktuelle Thema Asylanten. Ich bin der Meinung, dass wir zu viele haben in der Schweiz und auch zu viel Geld für sie ausgeben. Es gibt so viele Schweizer, die schlecht leben müssen - den Asylanten geben sie aber neue Wohnungen und die schönsten Umbauten. Und dann reklamieren die auch noch, das sei zu weit draussen und sie wollten lieber im Zentrum wohnen. Ich hab kürzlich eine Annonce gesehen, da stand: Wir suchen einen Flachbildschirm. Hey, sorry, seid doch zufrieden mit dem, was ihr habt. Ab 2015 kommen 150 zu uns, zum Glück gehen sie in eine Militärunterkunft auf dem Hügel und kommen nicht ins Dorf runter.»
Jacqueline wohnt in einem kleinen Dorf im Kanton Zug.
«Chätzli, sitzisch mer ufd Chnü? Yeah Baby, chum da ane. Gibs mer!»
18 Uhr. Das Essen in der Mehrzweckhalle wird aufgetischt. Leicht angeschwipst torkelt Nils zwischen den Festbänken hindurch und grinst so breit, dass man Risse an seinen Mundwinkeln erwartet. «Wo warst du? Wieso warst du nicht in der Kirche?», fragt Jacqueline. «Wir hatten auch eine Art Andacht, in der Beiz da drüben mit ein paar Bier», sagt Nils und zeigt mit einem leicht in der Luft schwankenden Arm zum Fenster. Er lacht wieder glucksend, seine Stimme überschlägt sich. «Chätzli, sitzisch mer ufd Chnü? Yeah Baby, chum da ane. Gibs mer!», sagt er zu Linda. Sie blickt ihn an und lächelt müde.
«Ich würde wegen dem EU-Beitritt demonstrieren. Also dagegen. Man sieht das ja bei anderen Ländern. Wir schoppen denen ja jetzt schon Geld rein. Die EU macht die Situation sicher nicht besser, also für reiche Staaten wie uns, für ärmere Staaten kann es schon gut sein, oder?»
Linda blickt in die Runde und drückt an einem roten Fleck an ihrem Kinn herum.
19 Uhr. Sie kratzen ihre Dessertteller aus, am Tisch hinter ihnen johlen einige Jungs in Chor. «Nils, chum etz mal da übere, was machsch eigentlich det?» «Ich gib es Interview, du Totsch, hebd Gosche», schreit dieser zurück.
«Meine grösste Angst ist, dass ich eines Tages versage im Beruf. Dass ich es nicht mehr zustande bringe. Es ist das Einzige, was ich gut kann, kochen. Wenn ich das nicht mehr schaffe ... davor habe ich Angst.»
20 Uhr. Nils hat sich eine junge Frau mit langen, blonden Haaren über die linke Schulter geworfen und marschiert im Laufschritt an seinen Kollegen vorbei. Er grüsst sie mit der einen und tätschelt der Frau den Hintern mit der anderen Hand.
«Ein perfekter Tag für mich, ist ohne Schmerzen aufzuwachen. Ich habe mit den Gelenken Probleme, angeboren. Isch nöd tragisch oder so. Aber ich habe gelernt, jede Minute zu geniessen und nicht alles zu hinterfragen. Ein perfekter Tag endet mit ein paar Kollegen und ein paar Bierchen.»
21 Uhr. Nils geht zu seinen Jungs an den Tisch, greift sich eine Bierflasche und stösst an. «Pflotsch!»
Das ist das Leben, heute.
Walter
Re: INFORMATION FUR ALLE INTERESIRTEN AUF DEUTSCH
Ein Lied für alle unseren Freunde.
Einen schönnet Sonntag wünsche ich euch.
Walter
Einen schönnet Sonntag wünsche ich euch.
Walter
Re: INFORMATION FUR ALLE INTERESIRTEN AUF DEUTSCH
Wer es bis jetzt nicht kapiert hat, sollte das lesen. Na, ist jetzt alles klar? Hoffe es. Ansonsten, haben die Bürger genau die Regierung die Sie auch verdienen.
http://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/die-bundeskanzlerin-ger%C3%A4t-zunehmend-in-die-bredouille/ar-BBjdNic
In der Geheimdienstaffäre um BND und NSA gerät Bundeskanzlerin Angela Merkel zunehmen unter Druck. Wann und in welchem Umfang war die Kanzlerin über eine Zusammenarbeit informiert?
Wenn etwas ganz furchtbar geheim ist, wenn etwas nicht gesagt werden soll oder nicht gesagt werden darf, kann das einige Mühe kosten. Mitunter führt es zu fast poetischen Verrenkungen. Gerade kann man das beobachten: Es geht mal wieder um die deutschen Spione und den US-Geheimdienst NSA, es gibt einige Aufregung und massive Vorwürfe an die Bundesregierung.
Und was tut die Bundeskanzlerin? „Sie tut das Ihrige“, sagt ihre Sprecherin.
Ein hübsches Wort ist das, ein abgewandeltes Schiller-Zitat kann man darin finden, Don Karlos, letzter Akt. Bei Schiller hört nach dem Zitat das Stück auf. Bei der Bundesregierung irgendwie auch. Über Arbeitsabläufe im Kanzleramt wolle und könne sie nichts sagen, sagt Merkels Sprecherin: „Sie müssen es leider dem Kanzleramt und der Kanzlerin überlassen, was das Ihrige ist.“ Die Unschärfe, das Nichtssagen lässt Raum für Phantasie, für Interpretation und Spekulation.
Wann war die Kanzlerin informiert?
Seit zwei Wochen schon steht der Vorwurf im Raum, die USA könne mit Hilfe des Bundesnachrichtendienstes deutsche Unternehmen, die EU-Kommission, europäische Spitzenpolitiker ausgespäht haben. Es geht darum, wann die Bundesregierung davon gewusst hat. Wann die Kanzlerin informiert war.
Und wenn sie nun das Ihrige tut bei einem schwierigen Problem, wie sieht das aus? Tobt sie herum und feuert ihr ihr Handy auf den Boden? Starrt sie aus dem Fenster, trinkt Kaffee und denkt an den letzten Urlaub, der leider auch verregnet war?
Angela Merkel arbeitet ihre Termine ab: Regierungskonsultationen in Polen, Gedenkfeiern, Empfang des tschechischen Ministerpräsidenten im Kanzleramt, Treffen mit Energiekonzern-Chefs, CDU-Präsidium, Rede bei den Vertriebenen. Eine Konferenz zur Finanzierung der Flüchtlingsaufnahme. Alles wie vorgesehen. Dazwischen Telefonate zur Lage der Ukraine. Ein Seitenblick auf das weiter um Fassung und Geld ringende Griechenland. Alles wie gehabt.
Sie ist keine Auf-den-Tisch-Hauerin, kein impulsiver Typ wie ihr Vorgänger Gerhard Schröder. Wahrscheinlicher als Toben ist, dass sie telefoniert, nachfragt, Aufträge erteilt. Liest sie selbst alle Vermerke und Akten? Zumindest kennt man es von anderen Themen, dass Merkel erstaunlich tief in vielen Details steckt.
Und in diesem Fall können die Details wichtig sein, existenziell wichtig. Denn es geht es um Macht. Personen aus dem Umfeld der Kanzlerin drohen in ein schiefes Licht zu geraten oder stehen schon darin. Die Details können Karrieren beenden. Es ist keine Geschichte, die in Ministerien spielt oder zu Zeiten anderer Kanzler. Das Kanzleramt ist – als Aufsichtsbehörde der Geheimdienste – direkt involviert, und an der Spitze des Kanzleramts stand den größten Teil der Zeit Angela Merkel. Das schiefe Licht kommt gefährlich nahe an eine, die bisher alles zu überstrahlen schien.
Lesen Sie auf der nächsten Seite:Merkel ist zum Schweigen verdammt
War man tatsächlich ahnungslos im Kanzleramt oder wurde geschwiegen, geleugnet, aktiv weggesehen oder einfach nur geschlampt in so einem sensiblen Bereich? Es gibt Medienberichte, wonach Hinweise auf die Sache bereits im Jahr 2008, spätestens aber 2010 das Kanzleramt erreicht haben sollen. Nach außen wahrnehmbar ist das Kanzleramt vor zwei Wochen aktiv geworden. Nach außen wahrnehmbar blieb die Kanzlerin selber in Deckung. Das war das Ihrige.
Angela Merkel ließ ihren Kanzleramtsminister Peter Altmaier Ende April das Parlamentarische Kontrollgremium über einen Besuch des BND-Chefs Gerhard Schindler informieren, bei dem es um die Probleme gegangen war. Die Informationen drangen nach außen, daraufhin verschickte das Bundespresseamt die Pressemitteilung Nummer 153. Sieben Sätze umfasste die, kryptisch aber voller Sprengkraft: „Technische und organisatorische Defizite beim BND“ wurden darin festgestellt. Es ist die Rede von „ergriffenen Maßnahmen“ und „geplanten Konsequenzen“.
Das Problem von anderen
Es klang nach dem Problem von anderen. Es klang nach Problemlöserin Merkel, nach energischem Zupacken. Was genau geschah, blieb offen. Angedeutet aber wurde, dass die Regierung möglicherweise Antworten aus der Vergangenheit werde korrigieren müssen. Angela Merkel äußerte sich bei öffentlichen Terminen, dort, wo sie Fragen nicht ausweichen konnte. „Alle Inhalte müssen vertraulich bleiben“, beschied sie vergangene Woche knapp, da war sie auf Staatsbesuch in Polen. Und Merkels Sprecher verwand viel Zeit darauf, zu reden ohne etwas zu sagen. An einem dieser Tage schaffte es Chefsprecher Steffen Seibert, in 25 teils sehr kurzen Antworten insgesamt 17 Mal das Wort Presseerklärung zu verwenden und drei Mal eine Variante davon.
Es gebe ein Kommunikationsproblem, räumt man in der Regierung ein. Weil alles so geheim sei, könne man weder Dinge in den Zusammenhang stellen noch Falschmeldungen korrigieren. „Sehr unbefriedigend“ – so findet man die eigene Lage.
Es gibt ausführliche Geheimhaltungsvorschriften für die Bundesregierung. Und wenn ausländische Stellen beteiligt sind, wird es noch komplizierter.
Möglichst lange heraushalten
Merkel ist zum Schweigen verdammt – so ist also die Interpretation der Regierung. Das Kuriose ist, dass man dort nun ausgerechnet das bedauert, was Merkel auch sonst ganz gerne tut. Es gehört zu ihrem Regierungsstil, sich möglichst lange nicht aus Dingen herauszuhalten. Sie hat nichts dagegen, selbst ein Rätsel zu sein. Aber weil es diese Mal nicht um Sachpolitik, sondern auch um Personen geht, dürfte die Sache ein wenig heikler sein.
Das liegt auch daran, dass die SPD sich zum Kampf zu rüsten scheint. Parteichef Sigmar Gabriel hat den Fokus auf die Kanzlerin gelenkt. Merkel habe auf seine Nachfrage zwei Mal verneint, dass es Hinweise auf Wirtschaftsspionage gegeben habe. Natürlich sei er sich sicher, dass die Kanzlerin „korrekt geantwortet hat“, fügte er hinzu. Natürlich. Ein Kanzlerkandidat Gabriel hat gegen Merkel nur eine Chance, wenn die deutlich weniger strahlt.
Merkel schickt nun erst einmal ihre Leute vor. Innenminister Thomas de Maizière und Kanzleramtsminister Peter Altmaier sagen am Mittwoch im Parlamentarischen Kontrollgremium aus.
Wenn sie geladen werde, werde Merkel in den Untersuchungsausschuss kommen, sagt ihr Sprecher. und zwar „natürlich gerne“.
Walter
http://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/die-bundeskanzlerin-ger%C3%A4t-zunehmend-in-die-bredouille/ar-BBjdNic
In der Geheimdienstaffäre um BND und NSA gerät Bundeskanzlerin Angela Merkel zunehmen unter Druck. Wann und in welchem Umfang war die Kanzlerin über eine Zusammenarbeit informiert?
Wenn etwas ganz furchtbar geheim ist, wenn etwas nicht gesagt werden soll oder nicht gesagt werden darf, kann das einige Mühe kosten. Mitunter führt es zu fast poetischen Verrenkungen. Gerade kann man das beobachten: Es geht mal wieder um die deutschen Spione und den US-Geheimdienst NSA, es gibt einige Aufregung und massive Vorwürfe an die Bundesregierung.
Und was tut die Bundeskanzlerin? „Sie tut das Ihrige“, sagt ihre Sprecherin.
Ein hübsches Wort ist das, ein abgewandeltes Schiller-Zitat kann man darin finden, Don Karlos, letzter Akt. Bei Schiller hört nach dem Zitat das Stück auf. Bei der Bundesregierung irgendwie auch. Über Arbeitsabläufe im Kanzleramt wolle und könne sie nichts sagen, sagt Merkels Sprecherin: „Sie müssen es leider dem Kanzleramt und der Kanzlerin überlassen, was das Ihrige ist.“ Die Unschärfe, das Nichtssagen lässt Raum für Phantasie, für Interpretation und Spekulation.
Wann war die Kanzlerin informiert?
Seit zwei Wochen schon steht der Vorwurf im Raum, die USA könne mit Hilfe des Bundesnachrichtendienstes deutsche Unternehmen, die EU-Kommission, europäische Spitzenpolitiker ausgespäht haben. Es geht darum, wann die Bundesregierung davon gewusst hat. Wann die Kanzlerin informiert war.
Und wenn sie nun das Ihrige tut bei einem schwierigen Problem, wie sieht das aus? Tobt sie herum und feuert ihr ihr Handy auf den Boden? Starrt sie aus dem Fenster, trinkt Kaffee und denkt an den letzten Urlaub, der leider auch verregnet war?
Angela Merkel arbeitet ihre Termine ab: Regierungskonsultationen in Polen, Gedenkfeiern, Empfang des tschechischen Ministerpräsidenten im Kanzleramt, Treffen mit Energiekonzern-Chefs, CDU-Präsidium, Rede bei den Vertriebenen. Eine Konferenz zur Finanzierung der Flüchtlingsaufnahme. Alles wie vorgesehen. Dazwischen Telefonate zur Lage der Ukraine. Ein Seitenblick auf das weiter um Fassung und Geld ringende Griechenland. Alles wie gehabt.
Sie ist keine Auf-den-Tisch-Hauerin, kein impulsiver Typ wie ihr Vorgänger Gerhard Schröder. Wahrscheinlicher als Toben ist, dass sie telefoniert, nachfragt, Aufträge erteilt. Liest sie selbst alle Vermerke und Akten? Zumindest kennt man es von anderen Themen, dass Merkel erstaunlich tief in vielen Details steckt.
Und in diesem Fall können die Details wichtig sein, existenziell wichtig. Denn es geht es um Macht. Personen aus dem Umfeld der Kanzlerin drohen in ein schiefes Licht zu geraten oder stehen schon darin. Die Details können Karrieren beenden. Es ist keine Geschichte, die in Ministerien spielt oder zu Zeiten anderer Kanzler. Das Kanzleramt ist – als Aufsichtsbehörde der Geheimdienste – direkt involviert, und an der Spitze des Kanzleramts stand den größten Teil der Zeit Angela Merkel. Das schiefe Licht kommt gefährlich nahe an eine, die bisher alles zu überstrahlen schien.
Lesen Sie auf der nächsten Seite:Merkel ist zum Schweigen verdammt
War man tatsächlich ahnungslos im Kanzleramt oder wurde geschwiegen, geleugnet, aktiv weggesehen oder einfach nur geschlampt in so einem sensiblen Bereich? Es gibt Medienberichte, wonach Hinweise auf die Sache bereits im Jahr 2008, spätestens aber 2010 das Kanzleramt erreicht haben sollen. Nach außen wahrnehmbar ist das Kanzleramt vor zwei Wochen aktiv geworden. Nach außen wahrnehmbar blieb die Kanzlerin selber in Deckung. Das war das Ihrige.
Angela Merkel ließ ihren Kanzleramtsminister Peter Altmaier Ende April das Parlamentarische Kontrollgremium über einen Besuch des BND-Chefs Gerhard Schindler informieren, bei dem es um die Probleme gegangen war. Die Informationen drangen nach außen, daraufhin verschickte das Bundespresseamt die Pressemitteilung Nummer 153. Sieben Sätze umfasste die, kryptisch aber voller Sprengkraft: „Technische und organisatorische Defizite beim BND“ wurden darin festgestellt. Es ist die Rede von „ergriffenen Maßnahmen“ und „geplanten Konsequenzen“.
Das Problem von anderen
Es klang nach dem Problem von anderen. Es klang nach Problemlöserin Merkel, nach energischem Zupacken. Was genau geschah, blieb offen. Angedeutet aber wurde, dass die Regierung möglicherweise Antworten aus der Vergangenheit werde korrigieren müssen. Angela Merkel äußerte sich bei öffentlichen Terminen, dort, wo sie Fragen nicht ausweichen konnte. „Alle Inhalte müssen vertraulich bleiben“, beschied sie vergangene Woche knapp, da war sie auf Staatsbesuch in Polen. Und Merkels Sprecher verwand viel Zeit darauf, zu reden ohne etwas zu sagen. An einem dieser Tage schaffte es Chefsprecher Steffen Seibert, in 25 teils sehr kurzen Antworten insgesamt 17 Mal das Wort Presseerklärung zu verwenden und drei Mal eine Variante davon.
Es gebe ein Kommunikationsproblem, räumt man in der Regierung ein. Weil alles so geheim sei, könne man weder Dinge in den Zusammenhang stellen noch Falschmeldungen korrigieren. „Sehr unbefriedigend“ – so findet man die eigene Lage.
Es gibt ausführliche Geheimhaltungsvorschriften für die Bundesregierung. Und wenn ausländische Stellen beteiligt sind, wird es noch komplizierter.
Möglichst lange heraushalten
Merkel ist zum Schweigen verdammt – so ist also die Interpretation der Regierung. Das Kuriose ist, dass man dort nun ausgerechnet das bedauert, was Merkel auch sonst ganz gerne tut. Es gehört zu ihrem Regierungsstil, sich möglichst lange nicht aus Dingen herauszuhalten. Sie hat nichts dagegen, selbst ein Rätsel zu sein. Aber weil es diese Mal nicht um Sachpolitik, sondern auch um Personen geht, dürfte die Sache ein wenig heikler sein.
Das liegt auch daran, dass die SPD sich zum Kampf zu rüsten scheint. Parteichef Sigmar Gabriel hat den Fokus auf die Kanzlerin gelenkt. Merkel habe auf seine Nachfrage zwei Mal verneint, dass es Hinweise auf Wirtschaftsspionage gegeben habe. Natürlich sei er sich sicher, dass die Kanzlerin „korrekt geantwortet hat“, fügte er hinzu. Natürlich. Ein Kanzlerkandidat Gabriel hat gegen Merkel nur eine Chance, wenn die deutlich weniger strahlt.
Merkel schickt nun erst einmal ihre Leute vor. Innenminister Thomas de Maizière und Kanzleramtsminister Peter Altmaier sagen am Mittwoch im Parlamentarischen Kontrollgremium aus.
Wenn sie geladen werde, werde Merkel in den Untersuchungsausschuss kommen, sagt ihr Sprecher. und zwar „natürlich gerne“.
Walter
Re: INFORMATION FUR ALLE INTERESIRTEN AUF DEUTSCH
http://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/opposition-merkel-will-bnd-aff%C3%A4re-aussitzen/ar-BBjhNAX
Mit Empörung hat die Opposition auf die Informationspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Affäre um eine fragwürdige Zusammenarbeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) mit dem US-Geheimdienst NSA reagiert.
Auch die SPD forderte am Mittwoch das Kanzleramt in einer kurzfristig angesetzten Debatte im Bundestag erneut auf, wichtige Unterlagen vorzulegen. Das Kanzleramt möchte sich aber erst mit den USA darüber abstimmen. Merkel hatte am Vortag die Notwendigkeit der Geheimdienst-Kooperation mit den USA betont.
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte: «Es ist ein Skandal, wenn die Kanzlerin seit Jahren Aufklärung verspricht und doch nichts tut.» Merkel verfahre nach der Devise «vertuschen, verschleiern, aussitzen». Der Linken-Abgeordnete Jan Korte meinte, Merkel verhalte sich arrogant und erinnere damit an Altkanzler Helmut Kohl (CDU) nach 16 Jahren an der Regierung.
Susanne Mittag von der SPD sagte: «Wir brauchen die Selektorenliste - und zwar bis morgen.» Dabei geht es um eine Liste mit 40 000 sogenannten Selektoren - etwa IP- oder Mail-Adressen - die die NSA dem BND zur Datenabschöpfung übermittelt haben soll. Der BND hatte diese Suchmerkmale aussortiert, weil darunter aus deutscher Sicht unzulässige Selektoren waren. 2008 soll der BND das Kanzleramt über die NSA-Praktiken informiert haben.
Unionsfraktionsvize Thomas Strobl (CDU) erinnerte daran, dass Anschläge in Deutschland bereits durch entscheidende Hinweise der US-Sicherheitsbehörden verhindert wurden. Der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer sagte, aus Akten ergebe sich, «dass in keiner Weise in der Vergangenheit Wirtschaftsspionage betrieben wurde». Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele machte deutlich, dass die NSA völlig unverdächtige Menschen ins Visier nehme.
Walter
Mit Empörung hat die Opposition auf die Informationspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Affäre um eine fragwürdige Zusammenarbeit des Bundesnachrichtendienstes (BND) mit dem US-Geheimdienst NSA reagiert.
Auch die SPD forderte am Mittwoch das Kanzleramt in einer kurzfristig angesetzten Debatte im Bundestag erneut auf, wichtige Unterlagen vorzulegen. Das Kanzleramt möchte sich aber erst mit den USA darüber abstimmen. Merkel hatte am Vortag die Notwendigkeit der Geheimdienst-Kooperation mit den USA betont.
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte: «Es ist ein Skandal, wenn die Kanzlerin seit Jahren Aufklärung verspricht und doch nichts tut.» Merkel verfahre nach der Devise «vertuschen, verschleiern, aussitzen». Der Linken-Abgeordnete Jan Korte meinte, Merkel verhalte sich arrogant und erinnere damit an Altkanzler Helmut Kohl (CDU) nach 16 Jahren an der Regierung.
Susanne Mittag von der SPD sagte: «Wir brauchen die Selektorenliste - und zwar bis morgen.» Dabei geht es um eine Liste mit 40 000 sogenannten Selektoren - etwa IP- oder Mail-Adressen - die die NSA dem BND zur Datenabschöpfung übermittelt haben soll. Der BND hatte diese Suchmerkmale aussortiert, weil darunter aus deutscher Sicht unzulässige Selektoren waren. 2008 soll der BND das Kanzleramt über die NSA-Praktiken informiert haben.
Unionsfraktionsvize Thomas Strobl (CDU) erinnerte daran, dass Anschläge in Deutschland bereits durch entscheidende Hinweise der US-Sicherheitsbehörden verhindert wurden. Der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer sagte, aus Akten ergebe sich, «dass in keiner Weise in der Vergangenheit Wirtschaftsspionage betrieben wurde». Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele machte deutlich, dass die NSA völlig unverdächtige Menschen ins Visier nehme.
Walter
US WAHLEN
http://www.focus.de/politik/ausland/us-wahlen-2016/
So berichten die deutschen TV-Sender über die US-Wahlnacht
US Wahlen 2016: Es ist das größte politische Ereignis des Herbstes: die Präsidentschaftswahl in den USA, der ungleiche Zweikampf zwischen Hillary Clinton, der Frau von Ex-Präsident Bill Clinton, und Donald Trump, dem populistisch eingestellten New Yorker Unternehmer. So berichten die deutschen TV-Sender über die Wahlnacht in Washington. »
So berichten die deutschen TV-Sender über die US-Wahlnacht
US Wahlen 2016: Es ist das größte politische Ereignis des Herbstes: die Präsidentschaftswahl in den USA, der ungleiche Zweikampf zwischen Hillary Clinton, der Frau von Ex-Präsident Bill Clinton, und Donald Trump, dem populistisch eingestellten New Yorker Unternehmer. So berichten die deutschen TV-Sender über die Wahlnacht in Washington. »
Re: INFORMATION FUR ALLE INTERESIRTEN AUF DEUTSCH
https://deutsch.rt.com/meinung/67356-serbien-muss-sterbien-deutschlands-rolle-jugoslawien-krieg/
Meinung
Serbien muss sterben: Deutschlands verhängnisvolle Rolle in den Jugoslawien-Kriegen
"Mit den Serben muss aufgeräumt werden." - So äußerte sich Kaiser Wilhelm II. zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Diese Idee war allerdings auch die Leitlinie deutscher Außenpolitik auf dem Balkan nach 1990. Man war wieder wer - und ließ es Jugoslawien spüren.
von H. Posdnjakow
Am 24. März 1999 begann der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der NATO gegen den souveränen Staat Jugoslawien. Angebliche Massaker an Kosovo-Albanern waren der Vorwand für die imperialistische Attacke. Später stellte sich heraus, dass diese erlogen waren – "Fake-News", würde man heute sagen. Stattdessen hatte die paramilitärische UCK, die für die Unabhängigkeit des Kosovo kämpfte, über Jahre zahlreiche Morde an Serben begangen. Bei dem NATO-Bombardement, an dem sich Deutschland führend beteiligte, starben hunderte, wenn nicht sogar tausende serbische Zivilisten – bis heute sind die genauen Zahlen nicht bekannt. Wahllos bombardierte die Militärallianz Ziele in der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (r.) hat Serbien ihre Unterstützung auf dem Weg in die EU zugesagt. Nach einem Treffen mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić Ende Februar in Berlin wies sie nochmals darauf hin, dass der Konflikt mit dem Kosovo beigelegt werden sollte.
Mehr lesen:Lösung der Kosovo-Frage: Der Druck auf Serbien nimmt zu
Heutzutage mischt sich die deutsche Außenpolitik in aller Welt ein. Sie gibt "unterentwickelten" Staaten wie der Ukraine Ratschläge, wie diese sich aufzurappeln haben, fördert ihre Interessen mit deftigen Entwicklungsgeldern und politischen Stiftungen, interveniert falls nötig auch militärisch. Eine ganze Armee treuer Agitatoren bei öffentlichen und privaten Medien steht bereit, die offizielle Linie sowohl an das eigene Volk als auch nach außen zu kommunizieren. In der EU ist Berlin zweifelsohne die führende Kraft. "Pleite-Griechen" und andere Zurückgebliebene müssen da gegebenenfalls mittels Zwangsmaßnahmen zur Vernunft gebracht werden. Wir haben uns an diesen Zustand - Deutschland als Großmacht - gewöhnt.
Ustascha-Veteranen als BND-Kontaktleute
Doch das war nicht immer so. Bis in die 1980er Jahre konnte sich die BRD viele der üblichen diplomatisch-militärischen Mittel, derer sich andere Großstaaten bedienten, nicht erlauben. Erst nach der Wiedervereinigung begann die nun durch die DDR-Gebiete erweiterte Bundesrepublik, sich einen Platz an der Sonne zu erkämpfen. Der langjährige Außenminister Hans-Dietrich Genscher verkörpert diesen Wandel der deutschen Außenpolitik.
Schon seit den 1970er Jahren unterhielt der BND Beziehungen zu antijugoslawischen Gruppierungen, etwa kroatischen Ultranationalisten. Die Ursprünge der Beziehungen reichen zurück in den Zweiten Weltkrieg, als die Nazis mit Hilfe lokaler Faschisten einen Marionettenstaat in Kroatien gründeten. Die Ustascha, wie sich die kroatischen Faschisten nannten, waren maßgeblich an der Bekämpfung der jugoslawischen Partisanen beteiligt. Sie begingen vielfach Kriegsverbrechen.
Symbolhaft für die Symbiose zwischen deutschen Geheimdiensten und kroatischen Ultranationalisten ist die Person Ernest Bauer, die der jugoslawische Geheimdienstchef Antun Duhacek in einem Interview folgendermaßen beschreibt:
Der Jugoslawe 'volksdeutscher' Herkunft war während des Zweiten Weltkrieges Oberst des Ustascha-Geheimdienstes UNS, wurde danach vom BND-Chef Reinhard Gehlen übernommen, reaktivierte für diesen sein Agentennetz in Zagreb und führt es bis Anfang der neunziger Jahre.
Vorschnelle Anerkennung als Zeichen des Revanchismus
Als es dann ab 1991 zu Rebellionen in den jugoslawischen Teilrepubliken kam, drängte Berlin dazu, die Unabhängigkeitserklärungen der Separatisten anzuerkennen – obwohl sich alle Beobachter, einschließlich anderer NATO-Staaten, darin einig waren, dass ein solcher Schritt einen blutigen Bürgerkrieg nach sich ziehen würde. Der BND schaltete sich ein, um die Aufständischen zu unterstützen. Deutschland belieferte die Kriegsparteien mit Restbeständen aus dem DDR-Arsenal.
Mehr lesen:Andrej Hunko zur EU-Politik auf dem Balkan: "Die EU ist nicht unabhängig"
Laut Aussagen von Duhacek infiltrierte der BND den kroatischen Geheimdienst bereits gegen Ende der 1980er Jahre, als Jugoslawien formal noch bestand. BRD-Außenminister Genscher sagte im Februar 1990 den kroatischen Nationalisten 800 Millionen Mark an Unterstützung zu. Das Geld überreichte dann der BND an den Kumpanen des kroatischen Separatistenführers und späteren Staatschefs Franjo Tudjman. Als Dankeschön erhielt Deutschland einen enormen Einfluss in Kroatien. Duhacek formuliert es so:
Die deutsche Seite verlangte für ihre Leistungen eine totale Unterordnung des kroatischen Dienstes, und das hat sie bekommen. Zum Beispiel bestimmten die Deutschen, welche kroatischen Emigranten Pässe bekommen sollten.
In den frühen 1990er Jahren ordnete der BND sogar an, dass alle Mitarbeiter des kroatischen Geheimdienstes, die in der Tradition der antifaschistischen jugoslawischen Partisanen standen, gehen mussten.
Kinkel entwickelte die Genscher-Linie weiter
Duhacek zufolge hatten die US-Amerikaner einen geringeren Einfluss auf die Zerstörung Jugoslawiens als Berlin.
Ab 1992 stand Klaus Kinkel an der Spitze des deutschen Außenministeriums - ein Zögling Genschers. In der Jugoslawien-Frage war er kein Neuling. In seiner Zeit als BND-Chef (1979-1982) überblickte er die Operation des deutschen Außengeheimdienstes, mit kroatischen Separatisten zu kollaborieren, um Jugoslawien zu demontieren. Er führte die außenpolitische Linie Genschers weiter. Im Bosnien-Krieg vermied es die Bundesregierung unter Kanzler Helmut Kohl noch, selbst militärisch zu intervenieren. Man begnügte sich, die Kriegsparteien mit Geld und Waffen zu beliefern.
Die "Ehre", den ersten deutschen Krieg seit 1945 zu führen, ging dann aber an die rot-grüne Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder, die den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen das Rest-Jugoslawien im Jahr 1999 einleitete.
Mehr lesen:Nach Lawrows Balkantour: Stabiler Balkan ohne Einflussnahme fremder Mächte
Laut Brigadegeneral Heinz Loquai, von 1995 bis 1999 bei der deutschen OSZE-Vertretung in Wien tätig, trägt die BRD eine enorme Verantwortung für den Angriff auf Jugoslawien:
Zu einer Zeit als die anderen NATO-Mitgliedsländer noch nicht daran dachten, machte sich die deutsche Politik zu einer Speerspitze für einen direkten militärischen Einsatz im Kosovo.
Um "Auschwitz zu verhindern" - die Moral-Supermacht war geboren
In der Zeit vor dem Angriff auf Jugoslawien unterstützte Deutschland indirekt die separatistischen Kosovo-Albaner der UCK-Aufständischen. Als 1998 die NATO erwog, Truppen im Grenzgebiet zwischen Albanien und dem Kosovo zu stationieren, um illegale Waffenlieferungen an die UCK zu unterbinden, legte Berlin sein Veto ein. Es waren deutsche Vertreter, die den Gedanken in die Welt setzten, Jugoslawien auch ohne UN-Mandat anzugreifen - angeblich, um einen neuen Holocaust zu verhindern. Tatsächlich richteten die NATO in Jugoslawien selbst ein Massaker an der serbischen Bevölkerung an.
So errang sich Deutschland, auf den Trümmern Jugoslawiens und den Leichen der zehntausenden Opfer der Jugoslawien-Kriege, wieder den Status einer Weltmacht.
RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Meinung
Serbien muss sterben: Deutschlands verhängnisvolle Rolle in den Jugoslawien-Kriegen
"Mit den Serben muss aufgeräumt werden." - So äußerte sich Kaiser Wilhelm II. zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Diese Idee war allerdings auch die Leitlinie deutscher Außenpolitik auf dem Balkan nach 1990. Man war wieder wer - und ließ es Jugoslawien spüren.
von H. Posdnjakow
Am 24. März 1999 begann der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der NATO gegen den souveränen Staat Jugoslawien. Angebliche Massaker an Kosovo-Albanern waren der Vorwand für die imperialistische Attacke. Später stellte sich heraus, dass diese erlogen waren – "Fake-News", würde man heute sagen. Stattdessen hatte die paramilitärische UCK, die für die Unabhängigkeit des Kosovo kämpfte, über Jahre zahlreiche Morde an Serben begangen. Bei dem NATO-Bombardement, an dem sich Deutschland führend beteiligte, starben hunderte, wenn nicht sogar tausende serbische Zivilisten – bis heute sind die genauen Zahlen nicht bekannt. Wahllos bombardierte die Militärallianz Ziele in der jugoslawischen Hauptstadt Belgrad.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (r.) hat Serbien ihre Unterstützung auf dem Weg in die EU zugesagt. Nach einem Treffen mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić Ende Februar in Berlin wies sie nochmals darauf hin, dass der Konflikt mit dem Kosovo beigelegt werden sollte.
Mehr lesen:Lösung der Kosovo-Frage: Der Druck auf Serbien nimmt zu
Heutzutage mischt sich die deutsche Außenpolitik in aller Welt ein. Sie gibt "unterentwickelten" Staaten wie der Ukraine Ratschläge, wie diese sich aufzurappeln haben, fördert ihre Interessen mit deftigen Entwicklungsgeldern und politischen Stiftungen, interveniert falls nötig auch militärisch. Eine ganze Armee treuer Agitatoren bei öffentlichen und privaten Medien steht bereit, die offizielle Linie sowohl an das eigene Volk als auch nach außen zu kommunizieren. In der EU ist Berlin zweifelsohne die führende Kraft. "Pleite-Griechen" und andere Zurückgebliebene müssen da gegebenenfalls mittels Zwangsmaßnahmen zur Vernunft gebracht werden. Wir haben uns an diesen Zustand - Deutschland als Großmacht - gewöhnt.
Ustascha-Veteranen als BND-Kontaktleute
Doch das war nicht immer so. Bis in die 1980er Jahre konnte sich die BRD viele der üblichen diplomatisch-militärischen Mittel, derer sich andere Großstaaten bedienten, nicht erlauben. Erst nach der Wiedervereinigung begann die nun durch die DDR-Gebiete erweiterte Bundesrepublik, sich einen Platz an der Sonne zu erkämpfen. Der langjährige Außenminister Hans-Dietrich Genscher verkörpert diesen Wandel der deutschen Außenpolitik.
Schon seit den 1970er Jahren unterhielt der BND Beziehungen zu antijugoslawischen Gruppierungen, etwa kroatischen Ultranationalisten. Die Ursprünge der Beziehungen reichen zurück in den Zweiten Weltkrieg, als die Nazis mit Hilfe lokaler Faschisten einen Marionettenstaat in Kroatien gründeten. Die Ustascha, wie sich die kroatischen Faschisten nannten, waren maßgeblich an der Bekämpfung der jugoslawischen Partisanen beteiligt. Sie begingen vielfach Kriegsverbrechen.
Symbolhaft für die Symbiose zwischen deutschen Geheimdiensten und kroatischen Ultranationalisten ist die Person Ernest Bauer, die der jugoslawische Geheimdienstchef Antun Duhacek in einem Interview folgendermaßen beschreibt:
Der Jugoslawe 'volksdeutscher' Herkunft war während des Zweiten Weltkrieges Oberst des Ustascha-Geheimdienstes UNS, wurde danach vom BND-Chef Reinhard Gehlen übernommen, reaktivierte für diesen sein Agentennetz in Zagreb und führt es bis Anfang der neunziger Jahre.
Vorschnelle Anerkennung als Zeichen des Revanchismus
Als es dann ab 1991 zu Rebellionen in den jugoslawischen Teilrepubliken kam, drängte Berlin dazu, die Unabhängigkeitserklärungen der Separatisten anzuerkennen – obwohl sich alle Beobachter, einschließlich anderer NATO-Staaten, darin einig waren, dass ein solcher Schritt einen blutigen Bürgerkrieg nach sich ziehen würde. Der BND schaltete sich ein, um die Aufständischen zu unterstützen. Deutschland belieferte die Kriegsparteien mit Restbeständen aus dem DDR-Arsenal.
Mehr lesen:Andrej Hunko zur EU-Politik auf dem Balkan: "Die EU ist nicht unabhängig"
Laut Aussagen von Duhacek infiltrierte der BND den kroatischen Geheimdienst bereits gegen Ende der 1980er Jahre, als Jugoslawien formal noch bestand. BRD-Außenminister Genscher sagte im Februar 1990 den kroatischen Nationalisten 800 Millionen Mark an Unterstützung zu. Das Geld überreichte dann der BND an den Kumpanen des kroatischen Separatistenführers und späteren Staatschefs Franjo Tudjman. Als Dankeschön erhielt Deutschland einen enormen Einfluss in Kroatien. Duhacek formuliert es so:
Die deutsche Seite verlangte für ihre Leistungen eine totale Unterordnung des kroatischen Dienstes, und das hat sie bekommen. Zum Beispiel bestimmten die Deutschen, welche kroatischen Emigranten Pässe bekommen sollten.
In den frühen 1990er Jahren ordnete der BND sogar an, dass alle Mitarbeiter des kroatischen Geheimdienstes, die in der Tradition der antifaschistischen jugoslawischen Partisanen standen, gehen mussten.
Kinkel entwickelte die Genscher-Linie weiter
Duhacek zufolge hatten die US-Amerikaner einen geringeren Einfluss auf die Zerstörung Jugoslawiens als Berlin.
Ab 1992 stand Klaus Kinkel an der Spitze des deutschen Außenministeriums - ein Zögling Genschers. In der Jugoslawien-Frage war er kein Neuling. In seiner Zeit als BND-Chef (1979-1982) überblickte er die Operation des deutschen Außengeheimdienstes, mit kroatischen Separatisten zu kollaborieren, um Jugoslawien zu demontieren. Er führte die außenpolitische Linie Genschers weiter. Im Bosnien-Krieg vermied es die Bundesregierung unter Kanzler Helmut Kohl noch, selbst militärisch zu intervenieren. Man begnügte sich, die Kriegsparteien mit Geld und Waffen zu beliefern.
Die "Ehre", den ersten deutschen Krieg seit 1945 zu führen, ging dann aber an die rot-grüne Regierung unter Kanzler Gerhard Schröder, die den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen das Rest-Jugoslawien im Jahr 1999 einleitete.
Mehr lesen:Nach Lawrows Balkantour: Stabiler Balkan ohne Einflussnahme fremder Mächte
Laut Brigadegeneral Heinz Loquai, von 1995 bis 1999 bei der deutschen OSZE-Vertretung in Wien tätig, trägt die BRD eine enorme Verantwortung für den Angriff auf Jugoslawien:
Zu einer Zeit als die anderen NATO-Mitgliedsländer noch nicht daran dachten, machte sich die deutsche Politik zu einer Speerspitze für einen direkten militärischen Einsatz im Kosovo.
Um "Auschwitz zu verhindern" - die Moral-Supermacht war geboren
In der Zeit vor dem Angriff auf Jugoslawien unterstützte Deutschland indirekt die separatistischen Kosovo-Albaner der UCK-Aufständischen. Als 1998 die NATO erwog, Truppen im Grenzgebiet zwischen Albanien und dem Kosovo zu stationieren, um illegale Waffenlieferungen an die UCK zu unterbinden, legte Berlin sein Veto ein. Es waren deutsche Vertreter, die den Gedanken in die Welt setzten, Jugoslawien auch ohne UN-Mandat anzugreifen - angeblich, um einen neuen Holocaust zu verhindern. Tatsächlich richteten die NATO in Jugoslawien selbst ein Massaker an der serbischen Bevölkerung an.
So errang sich Deutschland, auf den Trümmern Jugoslawiens und den Leichen der zehntausenden Opfer der Jugoslawien-Kriege, wieder den Status einer Weltmacht.
RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Re: INFORMATION FUR ALLE INTERESIRTEN AUF DEUTSCH
https://deutsch.rt.com/europa/65980-andrej-hunko-zur-eu-politik-balkan/
Europa
Andrej Hunko zur EU-Politik auf dem Balkan: "Die EU ist nicht unabhängig"
1.03.2018 • 20:21 Uhr
Um die Erhöhung des Militäretats auf dem Balkan sowie "weltweite Interventionsfähigkeit der EU" ging es laut dem Bundestagsabgeordneten von DIE LINKE Andrej Hunko bei der "Interparlamentarischen Sicherheits- und Verteidigungskonferenz" in Sofia vom 15. bis 17. Februar. Welche Rolle die Balkanländer für die EU spielen, erklärte Hunko im Gespräch mit RT Deutsch.
Die Konferenz fand fast zeitgleich mit der Münchner Sicherheitskonferenz statt, bekam aber weitaus weniger Aufmerksamkeit. Dabei rücken die Länder Südosteuropas immer mehr in den Fokus der EU-Agenda. Ob man sich unter anderem Sorgen um die vor kurzem in Bulgarien und Moldawien gewählten Präsidenten macht, deren politischer Kurs in den Medien als "prorussisch" bezeichnet wird, sei dahingestellt. Andrej Hunko, der am Treffen in Sofia als Teil der deutschen Delegation teilnahm, sprach mit RT-Deutsch-Reporterin Maria Janssen.
Europa
Andrej Hunko zur EU-Politik auf dem Balkan: "Die EU ist nicht unabhängig"
1.03.2018 • 20:21 Uhr
Um die Erhöhung des Militäretats auf dem Balkan sowie "weltweite Interventionsfähigkeit der EU" ging es laut dem Bundestagsabgeordneten von DIE LINKE Andrej Hunko bei der "Interparlamentarischen Sicherheits- und Verteidigungskonferenz" in Sofia vom 15. bis 17. Februar. Welche Rolle die Balkanländer für die EU spielen, erklärte Hunko im Gespräch mit RT Deutsch.
Die Konferenz fand fast zeitgleich mit der Münchner Sicherheitskonferenz statt, bekam aber weitaus weniger Aufmerksamkeit. Dabei rücken die Länder Südosteuropas immer mehr in den Fokus der EU-Agenda. Ob man sich unter anderem Sorgen um die vor kurzem in Bulgarien und Moldawien gewählten Präsidenten macht, deren politischer Kurs in den Medien als "prorussisch" bezeichnet wird, sei dahingestellt. Andrej Hunko, der am Treffen in Sofia als Teil der deutschen Delegation teilnahm, sprach mit RT-Deutsch-Reporterin Maria Janssen.
Re: INFORMATION FUR ALLE INTERESIRTEN AUF DEUTSCH
https://deutsch.rt.com/europa/69086-ustascha-treffen-bei-bleiburg-oesterreichischer-ort-rechtsextreme/
Europa
Ustascha-Treffen bei Bleiburg: Österreichischer Ort wird von kroatischen Rechtsextremen überrannt
28.04.2018 • 07:15 Uhr
Alljährlich findet bei Bleiburg im österreichischen Kärnten eine Gedenkfeier für Ustascha-Soldaten statt. Tausende Rechtsextreme vor allem aus Kroatien kommen. EU-Abgeordnete aus Österreich warnen nun vor dem Treffen und fordern ein entschiedeneres Vorgehen.
Paramilitärische Uniformen, Hitlergrüße oder Flaggen, die im Heimatland verboten sind, Ustascha-Lieder, die die Opfer des kroatischen Konzentrationslagers Jasenovac, in dem unter anderem Serben, Roma und Juden ermordet wurden, verhöhnen, oder der kroatische Faschistengruß "Za dom spremni" (Für Heimat bereit) sind bei der Veranstaltung auf dem Loibacher Feld in der Nähe des Ortes Bleiburg in Österreich zu sehen und zu hören. Dort findet jedes Jahr eine Veranstaltung statt, mit der der Ermordung Tausender Ustascha-Soldaten nach der Kapitulation der kroatischen Nationalsozialisten 1945 gedacht wird.
Der damalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher zu gast in Belgrad bei Stjepan Mesić. Der Kroate war bis zum Oktober 1991 der letzte Präsident der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawiens.
Mehr lesen:Serbien muss sterben: Deutschlands verhängnisvolle Rolle in den Jugoslawien-Kriegen
Im Heimatland sind die Meinungen über das Event gespalten: Eine Seite sieht darin eine Gedenkmesse für die unschuldigen Opfer der jugoslawischen Tito-Partisanen, während andere darin eine Huldigung des faschistischen Ustascha-Regimes sehen.
"Anziehungspunkt für Teilnehmer mit faschistischer Einstellung"
Und während darüber alle Jahre wieder heftig diskutiert wird, machen sich auch alle Jahre wieder Tausende Männer und Frauen aus Kroatien auf den Weg, um der Veranstaltung beizuwohnen. 2015 kamen rund 30.000 Menschen, letztes Jahr mehr als 15.000, darunter zahlreiche Rechtsextreme sowohl aus der kroatischen Diaspora als auch aus dem Heimatland. Dieses Jahr findet die Gedenkfeier am 12. Mai statt. Besonders in den letzten Jahren sei das Treffen zu einem "Anziehungspunkt für Teilnehmer mit faschistischer Einstellung" geworden, wie die österreichische Zeitung Der Standard bereits 2016 schrieb.
Nun sind auch die österreichischen Politiker alarmiert. Offiziell kann das Treffen nicht verboten werden. "Das Land Kärnten hat nach umfassenden Prüfungen der aktuellen Gesetzeslage durch Juristen keinerlei Möglichkeit, die Veranstaltung zu verhindern, da es sich um eine kirchliche Veranstaltung eines eingetragenen Vereines auf Privatgrund handelt", erklärte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) vor einigen Tagen. Er wandte sich an den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und die parteilose Außenministerin Karin Kneissl und bat sie, "sich mit der kroatischen Staatsspitze in Verbindung zu setzen und diese zu einer klaren Absage an alle faschistischen Aktivitäten im Rahmen der Gedenkveranstaltung am Loibacher Feld aufzufordern", berichtet die österreichische Nachrichten-Plattform Kurier.at.
Bei einem mutmaßlich islamistischen Anschlag in Zvornik, Bosnien und Herzegowina wurde 2015 ein Polizist getötet und zwei weitere verletzt. Der Attentäter war mit dem Ruf
Mehr lesen:Brückenkopf des radikalen Islam: Wie der wahhabitische Terrorismus nach Bosnien kam
"Zu Ruhm und Ehre der gefallenen kroatischen Armee, Mai 1945"
Auch die österreichischen EU-Abgeordneten Othmar Karas (ÖVP), Josef Weidenholzer (SPÖ) und Angelika Mlinar (Neos) sowie Rudolf Edlinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), Helmut Edelmayr (Mauthausen-Komitee) und Raimund Fastenbauer (Israelitische Kultusgemeinde) warnten nach einem Bericht Des Standards vor dem "größten Faschistentreffen Europas". Genau wie der Landeshauptmann von Kärnten forderten sie ein einheitliches, EU-weites Verbotsgesetz.
Auch offizielle Politiker der jüngsten Mitgliedstaates der Europäischen Union sind bei der Veranstaltung anwesend. So war 2016 beispielsweise der kroatische Vizepremier Tomislav Karamarko dabei. 2017 war der damalige Präsident des kroatischen Parlaments, das die Schirmherrschaft für die Gedenkfeier innehat, Gordan Jandroković anwesend.
In Loibach bei Bleiburg steht auf dem Gedenkstein auf Kroatisch: "Zu Ruhm und Ehre der gefallenen kroatischen Armee, Mai 1945", darunter abgewandelt auf Deutsch: "Zum Gedenken an die gefallenen Kroaten, Mai 1945". Rund 40.000 geflüchtete Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg aufseiten Deutschlands gekämpft hatten, wurden 1945 in Bleiburg mit ihren Familienangehörigen von der britischen Besatzungsmacht an die kommunistischen Tito-Einheiten übergeben. Tausende wurden gleich dort oder auf dem Rückmarsch nach Jugoslawien umgebracht.
Europa
Ustascha-Treffen bei Bleiburg: Österreichischer Ort wird von kroatischen Rechtsextremen überrannt
28.04.2018 • 07:15 Uhr
Alljährlich findet bei Bleiburg im österreichischen Kärnten eine Gedenkfeier für Ustascha-Soldaten statt. Tausende Rechtsextreme vor allem aus Kroatien kommen. EU-Abgeordnete aus Österreich warnen nun vor dem Treffen und fordern ein entschiedeneres Vorgehen.
Paramilitärische Uniformen, Hitlergrüße oder Flaggen, die im Heimatland verboten sind, Ustascha-Lieder, die die Opfer des kroatischen Konzentrationslagers Jasenovac, in dem unter anderem Serben, Roma und Juden ermordet wurden, verhöhnen, oder der kroatische Faschistengruß "Za dom spremni" (Für Heimat bereit) sind bei der Veranstaltung auf dem Loibacher Feld in der Nähe des Ortes Bleiburg in Österreich zu sehen und zu hören. Dort findet jedes Jahr eine Veranstaltung statt, mit der der Ermordung Tausender Ustascha-Soldaten nach der Kapitulation der kroatischen Nationalsozialisten 1945 gedacht wird.
Der damalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher zu gast in Belgrad bei Stjepan Mesić. Der Kroate war bis zum Oktober 1991 der letzte Präsident der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawiens.
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Im Heimatland sind die Meinungen über das Event gespalten: Eine Seite sieht darin eine Gedenkmesse für die unschuldigen Opfer der jugoslawischen Tito-Partisanen, während andere darin eine Huldigung des faschistischen Ustascha-Regimes sehen.
"Anziehungspunkt für Teilnehmer mit faschistischer Einstellung"
Und während darüber alle Jahre wieder heftig diskutiert wird, machen sich auch alle Jahre wieder Tausende Männer und Frauen aus Kroatien auf den Weg, um der Veranstaltung beizuwohnen. 2015 kamen rund 30.000 Menschen, letztes Jahr mehr als 15.000, darunter zahlreiche Rechtsextreme sowohl aus der kroatischen Diaspora als auch aus dem Heimatland. Dieses Jahr findet die Gedenkfeier am 12. Mai statt. Besonders in den letzten Jahren sei das Treffen zu einem "Anziehungspunkt für Teilnehmer mit faschistischer Einstellung" geworden, wie die österreichische Zeitung Der Standard bereits 2016 schrieb.
Nun sind auch die österreichischen Politiker alarmiert. Offiziell kann das Treffen nicht verboten werden. "Das Land Kärnten hat nach umfassenden Prüfungen der aktuellen Gesetzeslage durch Juristen keinerlei Möglichkeit, die Veranstaltung zu verhindern, da es sich um eine kirchliche Veranstaltung eines eingetragenen Vereines auf Privatgrund handelt", erklärte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) vor einigen Tagen. Er wandte sich an den österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und die parteilose Außenministerin Karin Kneissl und bat sie, "sich mit der kroatischen Staatsspitze in Verbindung zu setzen und diese zu einer klaren Absage an alle faschistischen Aktivitäten im Rahmen der Gedenkveranstaltung am Loibacher Feld aufzufordern", berichtet die österreichische Nachrichten-Plattform Kurier.at.
Bei einem mutmaßlich islamistischen Anschlag in Zvornik, Bosnien und Herzegowina wurde 2015 ein Polizist getötet und zwei weitere verletzt. Der Attentäter war mit dem Ruf
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"Zu Ruhm und Ehre der gefallenen kroatischen Armee, Mai 1945"
Auch die österreichischen EU-Abgeordneten Othmar Karas (ÖVP), Josef Weidenholzer (SPÖ) und Angelika Mlinar (Neos) sowie Rudolf Edlinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), Helmut Edelmayr (Mauthausen-Komitee) und Raimund Fastenbauer (Israelitische Kultusgemeinde) warnten nach einem Bericht Des Standards vor dem "größten Faschistentreffen Europas". Genau wie der Landeshauptmann von Kärnten forderten sie ein einheitliches, EU-weites Verbotsgesetz.
Auch offizielle Politiker der jüngsten Mitgliedstaates der Europäischen Union sind bei der Veranstaltung anwesend. So war 2016 beispielsweise der kroatische Vizepremier Tomislav Karamarko dabei. 2017 war der damalige Präsident des kroatischen Parlaments, das die Schirmherrschaft für die Gedenkfeier innehat, Gordan Jandroković anwesend.
In Loibach bei Bleiburg steht auf dem Gedenkstein auf Kroatisch: "Zu Ruhm und Ehre der gefallenen kroatischen Armee, Mai 1945", darunter abgewandelt auf Deutsch: "Zum Gedenken an die gefallenen Kroaten, Mai 1945". Rund 40.000 geflüchtete Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg aufseiten Deutschlands gekämpft hatten, wurden 1945 in Bleiburg mit ihren Familienangehörigen von der britischen Besatzungsmacht an die kommunistischen Tito-Einheiten übergeben. Tausende wurden gleich dort oder auf dem Rückmarsch nach Jugoslawien umgebracht.
Re: INFORMATION FUR ALLE INTERESIRTEN AUF DEUTSCH
www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/PKGG/Geschichte/geschichte-suedost-osteuropa/studium/exkursionen/vojvodina/essays-tito-ikone-der-vergangenheit.html
von Anna Katharina Lauber und Mirela Delic
Seit 30 Jahren ist er tot und doch stirbt er nicht: In der Nostalgie lebt Josip Broz Tito weiter. Seine Person bleibt als Symbol im kollektiven Gedächtnis der Gesellschaften Ex-Jugoslawiens tief verankert. Doch hilft diese Erinnerung die Probleme im heutigen Serbien zu bewältigen? Oder steht sie einem gesellschaftlichen Fortschritt gar im Weg?
Etwas erhöht auf einem Hügel in Belgrads Stadtteil „Dedinje“ liegt die letzte Ruhestätte eines Mannes, der als Kriegsheld, Vater der Jugoslawen und zuletzt als verhasster Diktator propagiert wurde. Seit seiner Beisetzung im Jahre 1980 ruht im „Haus der Blumen“ (serbisch „Kuća cveća“) ein gewisser Josip Broz mit Beinamen Tito. Er war der ehemalige Staatspräsident Jugoslawiens. Eine weitläufige Grünfläche umrahmt das Mausoleum, an den Rändern der Pfade wachsen rote Rosen. Nach dem Sturz Slobodan Milosevićs im Jahr 2000 wurde das Gelände umfassend saniert. Unter nationalistischer Herrschaft hat Tito als Symbol für ein totalitäres Regime gegolten; heute kehrt er in einem positiven Bild im Rahmen der Nostalgie zurück.
Souvenirverkäufer haben auf den gepflegten Wiesen allerlei Kultobjekte ausgebreitet: Die blau-weiß-rote Flagge Jugoslawiens, Pionierkäppchen mit dem markanten roten Stern, T-Shirts und Tassen, darauf Titos Bild – Nostalgiker können sich hier ausrüsten. Auch der Souvenirshop im Museum bietet reichlich Mitbringsel. Eine Postkarte von Tito mit John F. Kennedy? Oder doch eine verfilmte Biografie auf DVD? Nur eine 26-köpfige Gruppe deutscher Studenten, ihre zwei Dozenten und wenige Touristen sind heute zu Besuch. Erst in drei Tagen, am 25. Mai, wird dem „Tag der Jugend“ (serbisch „dan mladosti“) die Erinnerung wieder kultiviert: Einige ehemalige Veteranen, Sozialisten, Titoisten, Vertreter der Vereinigung Blockfreier Staaten und andere „Fans“ Titos und der Zeit des sozialistischen Jugoslawiens (SFRJ) werden sich versammeln, um den verstorbenen Staatspräsidenten zu ehren. Der berühmte Staffellauf („štafeta“) wird von einigen Anhängern nachgestellt. Und nicht nur in Belgrad, auch in anderen Städten Serbiens – beispielsweise in Subotica, einer Stadt in der sich noch vier Prozent der Bevölkerung in Volkszählungen als „Jugoslawen“ bekennen – finden sich Menschen zusammen, um gemeinsam ihrem ehemaligen Staatspräsidenten zu gedenken. 30 Jahre nach seinem Tod wird er nicht vergessen. Tito lebt in der Erinnerung der Bevölkerung Serbiens weiter.
Tito in der Moderne: Die Nostalgie blüht, vor allem im Internet
Mit T-Shirts, Tassen und Schlüsselanhängern können die Titostalgen ihre Zuneigung zeigen. Die Erinnerung an Tito und die Zeit des Sozialismus hat eine starke Kommerzialisierung erlebt. Durch das Internet hat es „Broz“ in die Moderne geschafft: Tito ist Facebook-Mitglied (https://www.facebook.com/pages/Josip-Broz-Tito/141987562482798) und er hat eine eigene Homepage (www.titoville.com). Auf der Seite www.sfrj4ever.ch finden Interessierte Bilder, Lieder oder Texte aus der vergangenen Zeit, um ihre Nostalgie zu pflegen. Unter www.leksikon-yu-mitologije.net wurde unter Mitwirkung der bekannten kroatischen Schriftstellerin Dubravka Ugrešić zahlreiche persönliche Erinnerungen an die SFRJ gesammelt. Nach der ersten Recherche wird klar: Josip Broz Tito hat eine starke Internet-Community. „Jugos“ verewigen ihr Bild vom Marschall und von Jugoslawien im Internet, frei von einer kritischen Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Begebenheiten.
Aber auch in der realen Welt bleibt Sympathie für Tito bestehen. Fragt man Studenten oder Professoren, Bürgermeister oder Taxifahrer bekommt man fast immer die gleiche Antwort: Tito brachte den Wohlstand in die Region und den Frieden an den Balkan. Für viele Menschen in Serbien ist die Ikone Josip Broz Tito zum Symbol geworden für eine Zeit des Wohlstands, der Einigkeit und des Friedens. Die Nostalgie ist nicht nur ein sehnsüchtiger Rückblick der Transformationsverlierer. Es ist der Gegenentwurf zu einer Zeit nach den Bürgerkriegen, zu dem blutigen Zerfall der jugoslawischen Föderation und zu den heutigen wirtschaftlichen Problemen. Die 1960er und 1970er Jahre des sozialistischen Jugoslawien werden zu einer „goldenen Zeit“ idealisiert.
Großer Staatsmann oder Diktator? Titos unterschiedliche Rollen in der Erinnerungskultur
„Durch Belgrad faucht noch immer ein geistiger Košava“, sagt Todor Kuljić, Soziologe und Professor an der Philosophischen Fakultät in einem Gespräch an der Universität Belgrad. Der starke Winterwind, typisch für die Region Vojvodina im Norden Belgrads, ist Sinnbild für die ideologische Umwälzung der intellektuellen Elite in der postsozialistischen Zeit. „Die Antifaschisten und Titoanhänger von früher sind zu Anti-Antifaschisten konvertiert“, so Kuljić. Er selbst habe zu Titos Lebzeiten die jugoslawische Regierung kritisiert – aus linker Perspektive. Heute dagegen verteidige er in einigen Punkten Titos Politik.
Wer war Tito?
Josip Broz Tito, der noch heute als eine der schillerndsten politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts angesehen wird, wird am 7. Mai 1892 in Krumrovec im heutigen Kroatien geboren. Er begann seine politische Karriere im Alter von 18 Jahren in der Sozialdemokratischen Partei Kroatiens, kämpfte im 1. Weltkrieg an der Karpatenfront auf österreichisch-ungarischer Seite und wird 1920 Mitglied in der Kommunistischen Partei Jugoslawiens. International bekannt wird er durch den Partisanenkrieg gegen die deutschen und italienischen Besatzer im zweiten Weltkrieg. Die Mythen aus dieser Zeit gingen in den Kult um seine Person ein und sichern ihm die Sympathien des jugoslawischen Volkes. 1945 wird er Ministerpräsident der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) und später Staatspräsident auf Lebenszeit. Am 4. Mai 1980 stirbt er nach monatelangem Todeskampf in Ljubljana. Er litt an einer schweren Thrombose.
Josip Broz Tito ist die Schlüsselfigur des jugoslawischen Sozialismus. Er fungiert heute als Symbol für eine gesamte politische Strömung und eine ganze Epoche der jugoslawischen Geschichte. Nach dem deutschen Kulturwissenschaftler Jan Assmann erfährt die kollektive Erinnerung alle vierzig Jahre einen Epochenwechsel. Schneller aber als durch diesen Wandel von Generation zu Generation wurden die Einstellungen zu Tito und dem Sozialismus in den postsozialistischen Gesellschaften revidiert, schreibt Kuljić in dem Essay „Umkämpfte Vergangenheiten“: Der Partisanenmythos und der Kampf gegen die Faschisten im zweiten Weltkrieg bildeten den Rahmen für das sozialistische Selbstverständnis und die Konstruktion der öffentlichen Person Josip Broz Tito. Der Bruch zwischen Tito und Stalin 1948 ermöglichte Jugoslawien eine Rolle zwischen den Blöcken während des Kalten Krieges. Das prägte die antistalinistische Generation. Der multiethnische Staat Jugoslawien war antinationalistisch und international orientiert.
Nach Titos Tod dann die Wende: Unter Slobodan Milošević erhielten die nationalistischen Ideen neuen Aufwind. Der öffentliche Diskurs war in einem Prozess der Neuorientierung von einem nationalen Antikommunismus geprägt. In den ersten Jahren nach dem Zerfall der SFRJ war es mehr als verpönt im Guten vom Sozialismus und der Person Tito zu sprechen. Die Erinnerungen waren zu frisch und die nationalen Eliten prägten ein Negativbild dieser Vergangenheit. Auch Historiker in den neugegründeten Staaten ließen sich mitreißen und skizzierten eine jeweilige nationale Geschichte, indem sie Mythen und Legenden für die Geschichtsschreibung verdichteten. So wurde durch die Instrumentalisierung der Vergangenheit die Identitätsfindung in den jungen ex-jugoslawischen Staaten unterstützt. Das Bild von Titos friedlichem, multiethnischem Jugoslawien verkam zu dem eines totalitären Völkergefängnisses. „Er wurde – zu Recht – seiner Unantastbarkeit beraubt“, so Kuljić. Doch die serbische Geschichtsschreibung sei „fast über Nacht von der Glorifizierung Titos zu seiner Dämonisierung übergegangen.“
Ging dieser Prozess zu schnell für die Bevölkerung? Eine selbstreflektierte Erinnerungskultur existiert praktisch nicht. In der Bevölkerung bleibt eine Restsympathie für Tito und sein Jugoslawien tief verankert – trotz „Zwangsamnesie und erzwungenem Gedächtnis“, wie es Kuljić ausdrückt. Bei einer durch Vladimir Ilić durchgeführten Studie in der Vojvodina bezeichneten die meisten Befragten die Zeit Titos als „Goldene Zeit“. Für die Mehrheit gilt der ehemalige Staatspräsident als die historische Figur, die am ehesten die gegenwärtigen Probleme lösen könnte. Eine wichtige Erkenntnis der Umfrage: Die große übernationale Sympathie unter den befragten Ungarn und Serben, deutet darauf hin, dass Tito in der Bevölkerung Serbiens, im Unterschied zur Mehrheit der aktuellen politischen Elite, als Symbol für eine multiethnische Integration gesehen wird. Eine weitere von Ilić durchgeführte Befragung von 1999 beschäftigt sich mit der Einstellung von Jugendlichen gegenüber der Zeit des Sozialismus. Das Ergebnis: Tito rangiert bei jungen Serben an erster Stelle der beliebtesten Einzelpersonen der serbischen Geschichte. Sind das nur Überreste des sozialistischen Personenkultes, oder steckt mehr dahinter?
Eigene und kollektive Erinnerung: Wem gehört die Vergangenheit?
Vorbei sind die Zeiten, „als man noch jemand war“ in Serbien. Die wirtschaftliche Situation war besser im sozialistischen Jugoslawien, mit dem jugoslawischen Pass konnte man reisen, wohin man wollte, der Staatsmann Tito transportierte ein positives, modernes Bild Jugoslawiens ins Ausland – weit weg von den Assoziationen mit Krieg, Mord und Vertreibung der 1990er Jahre. Dieses Bild konstruiert Marko, ein Student in Belgrad. Er ist Anfang 20. Die Zeit des Sozialismus hat er nicht bewusst erlebt. Doch er kennt sie aus Filmen, Erzählungen der Familie, hört die Musik der Jugo-Jahre. Die Band „Bajaga i instruktori“ ist ihm ein Begriff, genauso wie „Bijelo dugme“ oder „Indexi“. Er erinnert sich gerne an die Zeit Jugoslawiens. Doch können es nicht seine eigenen Erinnerungen sein. Oder doch? Woher kommt diese Nostalgie? Ist Marko nur ein Student mit einer gewissen Sympathie für eine linke Politik und seine Ikone ist nicht Che Guevara, sondern Josip Broz Tito? Er trägt ein T-Shirt mit einem roten Stern. Während er sich eine Zigarette dreht, sagt er: „Die Zeit Titos war die beste, die wir hier je hatten.“
Das historische Gedächtnis wird durch die allgemeine Erinnerungskultur, die Geschichtswissenschaft und Primärerfahrungen geprägt, so Günther Hockerts, Professor für Zeitgeschichte an der Universität München. Vor allem jene Generation der Serben, die ihre eigene Kindheit und Jugend im Sozialismus verbracht hat, erinnert sich emotional an die Zeit Titos. Für sie vermischt sich die subjektive Vergangenheit mit der kollektiven. Als junger Pionier am „Tag der Jugend“ am Staffellauf teilzunehmen, der Urlaub der Familie an der Adria, der Zusammenhalt in der Klassengemeinschaft – diese positiven Erfahrungen aus der eigenen Kindheit werden emotional mit der Vergangenheit eines ganzen Kollektivs verbunden. Tito fungiert hier als Symbol: Er bietet den Erinnerungsort für eine Fülle an Sehnsüchten nach einer als besser empfundenen Zeit. Die Geschichtswissenschaft in Serbien hat sich für eine Neuschöpfung der nationalen Identität instrumentalisieren lassen und hat vielfach bis vor kurzem nicht dazu beigetragen, die Vergangenheit wissenschaftlich zu verarbeiten. Die offizielle Erinnerungskultur der letzten Jahre in Serbien führte sogar zu einer gewissen Schizophrenie: Die Zeit des Sozialismus und ihre Schlüsselfigur wurden lange Jahre abgelehnt. Doch die Werte, die im Sozialismus hochgehalten wurden, sind in einer Welt hoher Arbeitslosigkeit, politischer Instabilität und relativer politischer Selbstisolierung für die private Erinnerung wieder sehr aktuell geworden.
Solidarität, Sicherheit, Stabilität, soziale Inklusion, Soziabilität, Solidität (Seriosität) und Selbstachtung sind laut Predrag J. Marković, Historiker am Institut für Zeitgeschichte in Belgrad, die Konstanten, an denen sich nostalgische Vorstellungen ausrichten. Der Realsozialismus wird von der Generation mit eigenen Erlebnissen der Zeit eng verknüpft mit dem Modernisierungsprozess, der Überwindung von Armut und einer Verbesserung der sozialen Situation in der Tito-Ära. Deshalb erscheint die nostalgische Erinnerung in einer sehr apolitischen Form. Die wenigsten wünschen sich das sozialistische System der SFRJ zurück. Aber in einer Welt der Krise sehnen sich viele in eine Zeit zurück, die eindeutigere Werte zu bieten hatte und wie ein positiver Gegenentwurf zur heutigen gesellschaftspolitischen Situation erscheint.
Die serbische Jugend hat keine eigenen Erfahrungen im sozialistischen Jugoslawien gemacht. Diese Generation hat die Zeit als Vergangenheit indirekt verinnerlicht. Für junge Serben sprechen vor allem zwei Argumente für Titos Zeit. Erstens: Die Reisefreiheit. Jugoslawien war im Kontrast zu anderen Ländern des Realsozialismus ein offener Staat. Touristen kamen ins Land, Jugoslawen durften ins Ausland reisen. Durch die schwierige außenpolitische Lage Serbiens und seit den Kriegen der 1990er waren Auslandsreisen bis vor Kurzem nur noch mit Visa möglich. 80 Prozent der Jugendlichen waren nie außerhalb Serbiens, so die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GTZ). In immer weiter globalisierten Gesellschaften führt das zu einem Gefühl der Benachteiligung. Zweitens: Die heutigen jungen Serben sind besonders von der schlechten wirtschaftlichen Lage betroffen. Vor allem wegen der immer noch andauernden Wirtschaftskrise leben zehn Prozent der serbischen Bevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze. Das Bild Jugoslawiens mit der „relativ prosperierenden Wirtschaft“, wie es die jugoslawische Soziologin Zagorka Golubović formuliert hat, stimmt zwar nur für die Jahre bis ca. 1980, aber vor allem junge Serben haben es häufig als indirekte Erinnerung durch Erzählungen ihrer Elterngeneration verinnerlicht. Wie den älteren Generationen gibt die Figur Tito, der für lange Zeit eine wichtige Konstante in der jugoslawischen Vergangenheit darstellte, auch der heutigen Jugend in Serbien einen dringenden Halt in einer Welt des Umbruchs.
Sehnsucht nach Jugoslawien: Nostalgie als Ergebnis enttäuschter Erwartungen
Während unserer Reise in Serbien haben wir eines erkannt: Die Person Josip Broz Tito und die Nostalgie, die sich um ihn rankt, dürfen nicht allein mit den Augen eines heutigen Westeuropäers betrachtet werden. Vielmehr muss man sehen: Gutes gab es in Jugoslawien unter Tito vieles. Der jugoslawische Reisepass hatte in etwa die Bedeutung des EU-Passes in der heutigen Zeit, Jugoslawien war im Kontrast zu anderen sozialistischen Ländern ein Land der Reisefreiheit und galt als offener Staat. Die Ära Titos ist eine der längsten Friedensepochen der Region.
„Wir waren etwas“: Eine Formulierung, auf die wir während unserer Reise immer wieder gestoßen sind. Ob Studenten, Politiker oder einfacher Arbeiter – ein großer Teil der Bevölkerung in Serbien hat das Gefühl, in den letzten Jahrzehnten etwas verloren zu haben. Das Prestige im Ausland habe gelitten, die wirtschaftliche Situation sei schlechter geworden, die soziale Ungleichheit habe sich vergrößert und der gesellschaftliche Zusammenhalt sei nicht mehr der, der er einmal war. Nicht nur Menschen, die im neuen System keinen Platz gefunden haben, die sogenannten Transformationsverlierer, sind nostalgisch. Auch strenge Kommunisten sind nicht die einzigen, die sich an der sozialistischen Vergangenheit orientieren. Dieses Phänomen der Erinnerungskultur in der serbischen Gesellschaft geht tiefer. Es ist ein weitverbreiteter Wunsch nach einer besseren Zeit. Die Probleme der Gegenwart und die schnelle Transformation erzeugen eine Sehnsucht nach der Vergangenheit. Der heutige Erinnerungskult knüpft an die Tito-Verehrung des Realsozialismus an und stillt wichtige Bedürfnisse der postsozialistischen Gesellschaften. Sie deutet auf die Mängel in einem nicht ausreichend funktionierenden System hin. Tito ist dabei das Symbol für die scheinbar bessere, „goldene“ Zeit Jugoslawiens.
Diese Art der Nostalgie ist in der gesamten Region des ehemaligen Jugoslawiens nicht unter Zwang und auch nicht durch eine Neuschöpfung der Vergangenheit durch intellektuelle Eliten zu beseitigen. Und in ihr liegt vielleicht auch die größte Gemeinsamkeit zwischen den Nachfolgestaaten, die sich vor einigen Jahren noch blutig bekämpft haben. Zwar in unterschiedlicher Intensität und auch durch andere Rahmenbedingungen beeinflusst, wird aber der gemeinsamen sozialistischen Vergangenheit erinnert. Das nostalgische Erinnern wird die großen Konflikte der Region nicht lösen. Doch kann diese Gemeinsamkeit helfen, die noch zu heißen Erinnerungen der letzten Kriege erkalten zu lassen und eine konstruktive Basis für eine normale Zusammenarbeit zu erschaffen. Eine selbstkritische Vergangenheitsbewältigung ist dafür in jedem der ex-jugoslawischen Staaten enorm wichtig. Die politisch motivierte Neukonstruktion der Vergangenheit kann durch diese Erinnerung relativiert werden. Aber in jedem Fall darf über dieses weit verbreitete Bedürfnis nach einem Rückblick nicht einfach hinweg gesehen werden. Die Nostalgie ist ein Fingerzeig auf die Probleme in der heutigen serbischen Gesellschaft. Tito ist seit über 30 Jahren tot. Doch noch immer beeinflusst er die Menschen in der Region des ehemaligen Jugoslawiens.
von Anna Katharina Lauber und Mirela Delic
Seit 30 Jahren ist er tot und doch stirbt er nicht: In der Nostalgie lebt Josip Broz Tito weiter. Seine Person bleibt als Symbol im kollektiven Gedächtnis der Gesellschaften Ex-Jugoslawiens tief verankert. Doch hilft diese Erinnerung die Probleme im heutigen Serbien zu bewältigen? Oder steht sie einem gesellschaftlichen Fortschritt gar im Weg?
Etwas erhöht auf einem Hügel in Belgrads Stadtteil „Dedinje“ liegt die letzte Ruhestätte eines Mannes, der als Kriegsheld, Vater der Jugoslawen und zuletzt als verhasster Diktator propagiert wurde. Seit seiner Beisetzung im Jahre 1980 ruht im „Haus der Blumen“ (serbisch „Kuća cveća“) ein gewisser Josip Broz mit Beinamen Tito. Er war der ehemalige Staatspräsident Jugoslawiens. Eine weitläufige Grünfläche umrahmt das Mausoleum, an den Rändern der Pfade wachsen rote Rosen. Nach dem Sturz Slobodan Milosevićs im Jahr 2000 wurde das Gelände umfassend saniert. Unter nationalistischer Herrschaft hat Tito als Symbol für ein totalitäres Regime gegolten; heute kehrt er in einem positiven Bild im Rahmen der Nostalgie zurück.
Souvenirverkäufer haben auf den gepflegten Wiesen allerlei Kultobjekte ausgebreitet: Die blau-weiß-rote Flagge Jugoslawiens, Pionierkäppchen mit dem markanten roten Stern, T-Shirts und Tassen, darauf Titos Bild – Nostalgiker können sich hier ausrüsten. Auch der Souvenirshop im Museum bietet reichlich Mitbringsel. Eine Postkarte von Tito mit John F. Kennedy? Oder doch eine verfilmte Biografie auf DVD? Nur eine 26-köpfige Gruppe deutscher Studenten, ihre zwei Dozenten und wenige Touristen sind heute zu Besuch. Erst in drei Tagen, am 25. Mai, wird dem „Tag der Jugend“ (serbisch „dan mladosti“) die Erinnerung wieder kultiviert: Einige ehemalige Veteranen, Sozialisten, Titoisten, Vertreter der Vereinigung Blockfreier Staaten und andere „Fans“ Titos und der Zeit des sozialistischen Jugoslawiens (SFRJ) werden sich versammeln, um den verstorbenen Staatspräsidenten zu ehren. Der berühmte Staffellauf („štafeta“) wird von einigen Anhängern nachgestellt. Und nicht nur in Belgrad, auch in anderen Städten Serbiens – beispielsweise in Subotica, einer Stadt in der sich noch vier Prozent der Bevölkerung in Volkszählungen als „Jugoslawen“ bekennen – finden sich Menschen zusammen, um gemeinsam ihrem ehemaligen Staatspräsidenten zu gedenken. 30 Jahre nach seinem Tod wird er nicht vergessen. Tito lebt in der Erinnerung der Bevölkerung Serbiens weiter.
Tito in der Moderne: Die Nostalgie blüht, vor allem im Internet
Mit T-Shirts, Tassen und Schlüsselanhängern können die Titostalgen ihre Zuneigung zeigen. Die Erinnerung an Tito und die Zeit des Sozialismus hat eine starke Kommerzialisierung erlebt. Durch das Internet hat es „Broz“ in die Moderne geschafft: Tito ist Facebook-Mitglied (https://www.facebook.com/pages/Josip-Broz-Tito/141987562482798) und er hat eine eigene Homepage (www.titoville.com). Auf der Seite www.sfrj4ever.ch finden Interessierte Bilder, Lieder oder Texte aus der vergangenen Zeit, um ihre Nostalgie zu pflegen. Unter www.leksikon-yu-mitologije.net wurde unter Mitwirkung der bekannten kroatischen Schriftstellerin Dubravka Ugrešić zahlreiche persönliche Erinnerungen an die SFRJ gesammelt. Nach der ersten Recherche wird klar: Josip Broz Tito hat eine starke Internet-Community. „Jugos“ verewigen ihr Bild vom Marschall und von Jugoslawien im Internet, frei von einer kritischen Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Begebenheiten.
Aber auch in der realen Welt bleibt Sympathie für Tito bestehen. Fragt man Studenten oder Professoren, Bürgermeister oder Taxifahrer bekommt man fast immer die gleiche Antwort: Tito brachte den Wohlstand in die Region und den Frieden an den Balkan. Für viele Menschen in Serbien ist die Ikone Josip Broz Tito zum Symbol geworden für eine Zeit des Wohlstands, der Einigkeit und des Friedens. Die Nostalgie ist nicht nur ein sehnsüchtiger Rückblick der Transformationsverlierer. Es ist der Gegenentwurf zu einer Zeit nach den Bürgerkriegen, zu dem blutigen Zerfall der jugoslawischen Föderation und zu den heutigen wirtschaftlichen Problemen. Die 1960er und 1970er Jahre des sozialistischen Jugoslawien werden zu einer „goldenen Zeit“ idealisiert.
Großer Staatsmann oder Diktator? Titos unterschiedliche Rollen in der Erinnerungskultur
„Durch Belgrad faucht noch immer ein geistiger Košava“, sagt Todor Kuljić, Soziologe und Professor an der Philosophischen Fakultät in einem Gespräch an der Universität Belgrad. Der starke Winterwind, typisch für die Region Vojvodina im Norden Belgrads, ist Sinnbild für die ideologische Umwälzung der intellektuellen Elite in der postsozialistischen Zeit. „Die Antifaschisten und Titoanhänger von früher sind zu Anti-Antifaschisten konvertiert“, so Kuljić. Er selbst habe zu Titos Lebzeiten die jugoslawische Regierung kritisiert – aus linker Perspektive. Heute dagegen verteidige er in einigen Punkten Titos Politik.
Wer war Tito?
Josip Broz Tito, der noch heute als eine der schillerndsten politischen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts angesehen wird, wird am 7. Mai 1892 in Krumrovec im heutigen Kroatien geboren. Er begann seine politische Karriere im Alter von 18 Jahren in der Sozialdemokratischen Partei Kroatiens, kämpfte im 1. Weltkrieg an der Karpatenfront auf österreichisch-ungarischer Seite und wird 1920 Mitglied in der Kommunistischen Partei Jugoslawiens. International bekannt wird er durch den Partisanenkrieg gegen die deutschen und italienischen Besatzer im zweiten Weltkrieg. Die Mythen aus dieser Zeit gingen in den Kult um seine Person ein und sichern ihm die Sympathien des jugoslawischen Volkes. 1945 wird er Ministerpräsident der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (SFRJ) und später Staatspräsident auf Lebenszeit. Am 4. Mai 1980 stirbt er nach monatelangem Todeskampf in Ljubljana. Er litt an einer schweren Thrombose.
Josip Broz Tito ist die Schlüsselfigur des jugoslawischen Sozialismus. Er fungiert heute als Symbol für eine gesamte politische Strömung und eine ganze Epoche der jugoslawischen Geschichte. Nach dem deutschen Kulturwissenschaftler Jan Assmann erfährt die kollektive Erinnerung alle vierzig Jahre einen Epochenwechsel. Schneller aber als durch diesen Wandel von Generation zu Generation wurden die Einstellungen zu Tito und dem Sozialismus in den postsozialistischen Gesellschaften revidiert, schreibt Kuljić in dem Essay „Umkämpfte Vergangenheiten“: Der Partisanenmythos und der Kampf gegen die Faschisten im zweiten Weltkrieg bildeten den Rahmen für das sozialistische Selbstverständnis und die Konstruktion der öffentlichen Person Josip Broz Tito. Der Bruch zwischen Tito und Stalin 1948 ermöglichte Jugoslawien eine Rolle zwischen den Blöcken während des Kalten Krieges. Das prägte die antistalinistische Generation. Der multiethnische Staat Jugoslawien war antinationalistisch und international orientiert.
Nach Titos Tod dann die Wende: Unter Slobodan Milošević erhielten die nationalistischen Ideen neuen Aufwind. Der öffentliche Diskurs war in einem Prozess der Neuorientierung von einem nationalen Antikommunismus geprägt. In den ersten Jahren nach dem Zerfall der SFRJ war es mehr als verpönt im Guten vom Sozialismus und der Person Tito zu sprechen. Die Erinnerungen waren zu frisch und die nationalen Eliten prägten ein Negativbild dieser Vergangenheit. Auch Historiker in den neugegründeten Staaten ließen sich mitreißen und skizzierten eine jeweilige nationale Geschichte, indem sie Mythen und Legenden für die Geschichtsschreibung verdichteten. So wurde durch die Instrumentalisierung der Vergangenheit die Identitätsfindung in den jungen ex-jugoslawischen Staaten unterstützt. Das Bild von Titos friedlichem, multiethnischem Jugoslawien verkam zu dem eines totalitären Völkergefängnisses. „Er wurde – zu Recht – seiner Unantastbarkeit beraubt“, so Kuljić. Doch die serbische Geschichtsschreibung sei „fast über Nacht von der Glorifizierung Titos zu seiner Dämonisierung übergegangen.“
Ging dieser Prozess zu schnell für die Bevölkerung? Eine selbstreflektierte Erinnerungskultur existiert praktisch nicht. In der Bevölkerung bleibt eine Restsympathie für Tito und sein Jugoslawien tief verankert – trotz „Zwangsamnesie und erzwungenem Gedächtnis“, wie es Kuljić ausdrückt. Bei einer durch Vladimir Ilić durchgeführten Studie in der Vojvodina bezeichneten die meisten Befragten die Zeit Titos als „Goldene Zeit“. Für die Mehrheit gilt der ehemalige Staatspräsident als die historische Figur, die am ehesten die gegenwärtigen Probleme lösen könnte. Eine wichtige Erkenntnis der Umfrage: Die große übernationale Sympathie unter den befragten Ungarn und Serben, deutet darauf hin, dass Tito in der Bevölkerung Serbiens, im Unterschied zur Mehrheit der aktuellen politischen Elite, als Symbol für eine multiethnische Integration gesehen wird. Eine weitere von Ilić durchgeführte Befragung von 1999 beschäftigt sich mit der Einstellung von Jugendlichen gegenüber der Zeit des Sozialismus. Das Ergebnis: Tito rangiert bei jungen Serben an erster Stelle der beliebtesten Einzelpersonen der serbischen Geschichte. Sind das nur Überreste des sozialistischen Personenkultes, oder steckt mehr dahinter?
Eigene und kollektive Erinnerung: Wem gehört die Vergangenheit?
Vorbei sind die Zeiten, „als man noch jemand war“ in Serbien. Die wirtschaftliche Situation war besser im sozialistischen Jugoslawien, mit dem jugoslawischen Pass konnte man reisen, wohin man wollte, der Staatsmann Tito transportierte ein positives, modernes Bild Jugoslawiens ins Ausland – weit weg von den Assoziationen mit Krieg, Mord und Vertreibung der 1990er Jahre. Dieses Bild konstruiert Marko, ein Student in Belgrad. Er ist Anfang 20. Die Zeit des Sozialismus hat er nicht bewusst erlebt. Doch er kennt sie aus Filmen, Erzählungen der Familie, hört die Musik der Jugo-Jahre. Die Band „Bajaga i instruktori“ ist ihm ein Begriff, genauso wie „Bijelo dugme“ oder „Indexi“. Er erinnert sich gerne an die Zeit Jugoslawiens. Doch können es nicht seine eigenen Erinnerungen sein. Oder doch? Woher kommt diese Nostalgie? Ist Marko nur ein Student mit einer gewissen Sympathie für eine linke Politik und seine Ikone ist nicht Che Guevara, sondern Josip Broz Tito? Er trägt ein T-Shirt mit einem roten Stern. Während er sich eine Zigarette dreht, sagt er: „Die Zeit Titos war die beste, die wir hier je hatten.“
Das historische Gedächtnis wird durch die allgemeine Erinnerungskultur, die Geschichtswissenschaft und Primärerfahrungen geprägt, so Günther Hockerts, Professor für Zeitgeschichte an der Universität München. Vor allem jene Generation der Serben, die ihre eigene Kindheit und Jugend im Sozialismus verbracht hat, erinnert sich emotional an die Zeit Titos. Für sie vermischt sich die subjektive Vergangenheit mit der kollektiven. Als junger Pionier am „Tag der Jugend“ am Staffellauf teilzunehmen, der Urlaub der Familie an der Adria, der Zusammenhalt in der Klassengemeinschaft – diese positiven Erfahrungen aus der eigenen Kindheit werden emotional mit der Vergangenheit eines ganzen Kollektivs verbunden. Tito fungiert hier als Symbol: Er bietet den Erinnerungsort für eine Fülle an Sehnsüchten nach einer als besser empfundenen Zeit. Die Geschichtswissenschaft in Serbien hat sich für eine Neuschöpfung der nationalen Identität instrumentalisieren lassen und hat vielfach bis vor kurzem nicht dazu beigetragen, die Vergangenheit wissenschaftlich zu verarbeiten. Die offizielle Erinnerungskultur der letzten Jahre in Serbien führte sogar zu einer gewissen Schizophrenie: Die Zeit des Sozialismus und ihre Schlüsselfigur wurden lange Jahre abgelehnt. Doch die Werte, die im Sozialismus hochgehalten wurden, sind in einer Welt hoher Arbeitslosigkeit, politischer Instabilität und relativer politischer Selbstisolierung für die private Erinnerung wieder sehr aktuell geworden.
Solidarität, Sicherheit, Stabilität, soziale Inklusion, Soziabilität, Solidität (Seriosität) und Selbstachtung sind laut Predrag J. Marković, Historiker am Institut für Zeitgeschichte in Belgrad, die Konstanten, an denen sich nostalgische Vorstellungen ausrichten. Der Realsozialismus wird von der Generation mit eigenen Erlebnissen der Zeit eng verknüpft mit dem Modernisierungsprozess, der Überwindung von Armut und einer Verbesserung der sozialen Situation in der Tito-Ära. Deshalb erscheint die nostalgische Erinnerung in einer sehr apolitischen Form. Die wenigsten wünschen sich das sozialistische System der SFRJ zurück. Aber in einer Welt der Krise sehnen sich viele in eine Zeit zurück, die eindeutigere Werte zu bieten hatte und wie ein positiver Gegenentwurf zur heutigen gesellschaftspolitischen Situation erscheint.
Die serbische Jugend hat keine eigenen Erfahrungen im sozialistischen Jugoslawien gemacht. Diese Generation hat die Zeit als Vergangenheit indirekt verinnerlicht. Für junge Serben sprechen vor allem zwei Argumente für Titos Zeit. Erstens: Die Reisefreiheit. Jugoslawien war im Kontrast zu anderen Ländern des Realsozialismus ein offener Staat. Touristen kamen ins Land, Jugoslawen durften ins Ausland reisen. Durch die schwierige außenpolitische Lage Serbiens und seit den Kriegen der 1990er waren Auslandsreisen bis vor Kurzem nur noch mit Visa möglich. 80 Prozent der Jugendlichen waren nie außerhalb Serbiens, so die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GTZ). In immer weiter globalisierten Gesellschaften führt das zu einem Gefühl der Benachteiligung. Zweitens: Die heutigen jungen Serben sind besonders von der schlechten wirtschaftlichen Lage betroffen. Vor allem wegen der immer noch andauernden Wirtschaftskrise leben zehn Prozent der serbischen Bevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze. Das Bild Jugoslawiens mit der „relativ prosperierenden Wirtschaft“, wie es die jugoslawische Soziologin Zagorka Golubović formuliert hat, stimmt zwar nur für die Jahre bis ca. 1980, aber vor allem junge Serben haben es häufig als indirekte Erinnerung durch Erzählungen ihrer Elterngeneration verinnerlicht. Wie den älteren Generationen gibt die Figur Tito, der für lange Zeit eine wichtige Konstante in der jugoslawischen Vergangenheit darstellte, auch der heutigen Jugend in Serbien einen dringenden Halt in einer Welt des Umbruchs.
Sehnsucht nach Jugoslawien: Nostalgie als Ergebnis enttäuschter Erwartungen
Während unserer Reise in Serbien haben wir eines erkannt: Die Person Josip Broz Tito und die Nostalgie, die sich um ihn rankt, dürfen nicht allein mit den Augen eines heutigen Westeuropäers betrachtet werden. Vielmehr muss man sehen: Gutes gab es in Jugoslawien unter Tito vieles. Der jugoslawische Reisepass hatte in etwa die Bedeutung des EU-Passes in der heutigen Zeit, Jugoslawien war im Kontrast zu anderen sozialistischen Ländern ein Land der Reisefreiheit und galt als offener Staat. Die Ära Titos ist eine der längsten Friedensepochen der Region.
„Wir waren etwas“: Eine Formulierung, auf die wir während unserer Reise immer wieder gestoßen sind. Ob Studenten, Politiker oder einfacher Arbeiter – ein großer Teil der Bevölkerung in Serbien hat das Gefühl, in den letzten Jahrzehnten etwas verloren zu haben. Das Prestige im Ausland habe gelitten, die wirtschaftliche Situation sei schlechter geworden, die soziale Ungleichheit habe sich vergrößert und der gesellschaftliche Zusammenhalt sei nicht mehr der, der er einmal war. Nicht nur Menschen, die im neuen System keinen Platz gefunden haben, die sogenannten Transformationsverlierer, sind nostalgisch. Auch strenge Kommunisten sind nicht die einzigen, die sich an der sozialistischen Vergangenheit orientieren. Dieses Phänomen der Erinnerungskultur in der serbischen Gesellschaft geht tiefer. Es ist ein weitverbreiteter Wunsch nach einer besseren Zeit. Die Probleme der Gegenwart und die schnelle Transformation erzeugen eine Sehnsucht nach der Vergangenheit. Der heutige Erinnerungskult knüpft an die Tito-Verehrung des Realsozialismus an und stillt wichtige Bedürfnisse der postsozialistischen Gesellschaften. Sie deutet auf die Mängel in einem nicht ausreichend funktionierenden System hin. Tito ist dabei das Symbol für die scheinbar bessere, „goldene“ Zeit Jugoslawiens.
Diese Art der Nostalgie ist in der gesamten Region des ehemaligen Jugoslawiens nicht unter Zwang und auch nicht durch eine Neuschöpfung der Vergangenheit durch intellektuelle Eliten zu beseitigen. Und in ihr liegt vielleicht auch die größte Gemeinsamkeit zwischen den Nachfolgestaaten, die sich vor einigen Jahren noch blutig bekämpft haben. Zwar in unterschiedlicher Intensität und auch durch andere Rahmenbedingungen beeinflusst, wird aber der gemeinsamen sozialistischen Vergangenheit erinnert. Das nostalgische Erinnern wird die großen Konflikte der Region nicht lösen. Doch kann diese Gemeinsamkeit helfen, die noch zu heißen Erinnerungen der letzten Kriege erkalten zu lassen und eine konstruktive Basis für eine normale Zusammenarbeit zu erschaffen. Eine selbstkritische Vergangenheitsbewältigung ist dafür in jedem der ex-jugoslawischen Staaten enorm wichtig. Die politisch motivierte Neukonstruktion der Vergangenheit kann durch diese Erinnerung relativiert werden. Aber in jedem Fall darf über dieses weit verbreitete Bedürfnis nach einem Rückblick nicht einfach hinweg gesehen werden. Die Nostalgie ist ein Fingerzeig auf die Probleme in der heutigen serbischen Gesellschaft. Tito ist seit über 30 Jahren tot. Doch noch immer beeinflusst er die Menschen in der Region des ehemaligen Jugoslawiens.
Re: INFORMATION FUR ALLE INTERESIRTEN AUF DEUTSCH
www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/die-80er-das-explosive-jahrzehnt-1987-89-endzeitangst-und-mauerfall-100.html
Die 80er – Das explosive Jahrzehnt (3)
1987-89: Endzeitangst und Mauerfall
Der Mittfünfziger mit dem markanten Muttermal auf der kahlen Stirn wird schon bald nach seinem Amtsantritt für die von Weltuntergangsängsten geplagten Deutschen zum Hoffnungsträger. Lange Zeit hatte die SED-Führung ideologisch nur den Westen zu fürchten.
Glasnost und Perestroika
Doch das ändert sich, als Gorbatschow mit Glasnost und Perestroika versucht, die sowjetische Gesellschaft von der Breschnew-Ära zu befreien. Die Klarheit, mit der in Moskau jetzt über die Mängel der realsozialistischen Gesellschaft gesprochen wird, irritiert die SED. Und auf die von Gorbatschow vorangetriebene Aufarbeitung der stalinistischen Vergangenheit reagieren Honecker und Co. geradezu panisch.
Die 80er – Das explosive Jahrzehnt (3)
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Glasnost und Perestroika
Doch das ändert sich, als Gorbatschow mit Glasnost und Perestroika versucht, die sowjetische Gesellschaft von der Breschnew-Ära zu befreien. Die Klarheit, mit der in Moskau jetzt über die Mängel der realsozialistischen Gesellschaft gesprochen wird, irritiert die SED. Und auf die von Gorbatschow vorangetriebene Aufarbeitung der stalinistischen Vergangenheit reagieren Honecker und Co. geradezu panisch.
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