WUSTEN SIE
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Re: WUSTEN SIE
Das hat Sie im Jahr 2011 gesungen. Die Masse zeigt was ware Liebe zur Heimat ist.
Valter
Valter
Re: WUSTEN SIE
https://deutsch.rt.com/meinung/85019-20-jahre-seit-nato-angriff-false-flag-massaker/
Meinung
20 Jahre seit NATO-Angriff auf Jugoslawien: Falsche-Flagge-Massaker als Vorwand für NATO-Aggression
Der Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien am 24. März 1999 markierte das Ende des Friedens in Europa nach dem 2. Weltkrieg. Mit Beiträgen in loser Folge wird RT-Deutsch in den nächsten Wochen die wichtigsten Stationen der NATO-Vorbereitungen auf diesen Krieg in Erinnerung rufen.
von Rainer Rupp
Von den Anfängen des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegovina 1992 bis zum Eingreifen der NATO 1995 wurden immer wieder Massaker an der bosnisch-muslimischen Zivilbevölkerung dazu genutzt, um die UNO und speziell auch die Öffentlichkeit in den NATO-Ländern gegen die angeblich zu Bestien verkommenen Serben aufzuhetzen. Aber genau wie in jüngerer Zeit in Libyen und Syrien, waren viele dieser Gräueltaten in Bosnien-Herzegowina inszeniert. Und das war damals durchaus auch der UNO und der NATO bekannt.
In einem früheren Artikel zur Reihe "20 Jahre NATO-Angriffskriegs gegen Jugoslawien" wurde kurz das Massaker vom 28. August 1995 auf dem belebten Markale-Markt in Sarajewo erwähnt, das den Vorwand für die nachfolgenden NATO-Luftangriffe lieferte. Nach offizieller, westlicher Darstellung waren die Granaten, die damals 37 Zivilisten getötet und 90 verletzt haben sollen, von bosnischen Serben abgefeuert. Allerdings folgte das Markale-Massaker dem inzwischen bekannten Muster früheren Gräueltaten mit bosnisch-muslimischen Opfern, die nachweislich unter falscher Flagge ausgeführt worden waren.
Luftangriffe der NATO in Bosnien und Herzegowina dienten dem Militärbündnis als Testballon für den Kosovo-Krieg. (Symbolbild)
Mehr lesen:20 Jahre seit NATO-Angriff auf Jugoslawien: Luftangriffe in Bosnien-Herzegowina als Test für Kosovo
Obwohl es damals auch im Fall des Markale-Massaker wieder deutliche, technische Hinweise gab, dass diese offizielle Version des Westens nicht stimmen konnte, haben die Westmedien und NATO-Politiker blitzschnell entschieden, dass die bekannterweise abscheulichen Serben zweifelsfrei die Schuldigen seien. Eine forensisch-technische Untersuchung des Tatortes und der Granattrichter fand nicht statt. Der Weg für die NATO-Luftangriffe in Bosnien-Herzegowina war somit frei. Es sollte der politische und militärische Testlauf für den einige Jahre später folgenden großen Luftkrieg gegen Serbien und Rest-Jugoslawien werden.
Dabei war selbst in UNO- und NATO-Kreisen inzwischen wohlbekannt, dass die extrem nationalistische, politische Führung der bosnischen Muslime offensichtlich keine Skrupel hatte, in durchaus sorgfältig arrangierten und besonders perfiden Massakern auch ihre eigenen Leute zu opfern, um diese Verbrechen anschließend den bosnischen Serben in die Schuhe zu schieben. Das alles geschah, um die NATO-Öffentlichkeit und somit die NATO auf ihre Seite zu ziehen. Denn nur durch eine militärische Intervention der NATO hofften die Nationalisten in Sarajewo, ihren Traum von einem unabhängigen, muslimischen Nationalstaat auf dem Territorium von Bosnien-Herzegowina verwirklichen zu können.
Bereits am 22. August 1992, also zweieinhalb Jahre vor dem Markale-Massaker, hatte Leonard Doyle, Korrespondent der britischen Tageszeitung The Independent, unter dem Titel "Muslime schlachten ihre eigenen Leute ab" aus New York berichtet, dass "Vertreter der Vereinten Nationen und hochrangige westliche Militärs davon ausgehen, dass einige der schlimmsten Morde in Sarajevo, darunter das Massaker an mindestens 16 Menschen, die auf einem Markt für Brot anstanden, hauptsächlich von den muslimischen Verteidigern der Stadt (Sarajewo), und nicht wie behauptet von deren serbischen Belagerern verübt wurden". Diese Morde seien "als Propaganda-Trick" (also unter "falscher Flagge") ausgeführt worden, "um das Mitleid der Weltöffentlichkeit zu erregen", mit dem Ziel, "sie für eine militärische Intervention zu gewinnen".
In diesem Artikel berief sich die investigative britische Zeitung "auf vertrauliche Berichte", die im UN-Hauptquartier in New York im Umlauf waren, was auch "in Washington bei Lageeinweisungen US-amerikanischer Politiker zum Ausdruck gebracht wurde". Demnach deute alles darauf hin, dass die Verteidiger von Sarajewo, hauptsächlich Muslime, … "mehrere Angriffe auf ihre eigenen Leute unternommen hatten, in der Hoffnung, die Notlage der Stadt angesichts der unüberwindlichen serbischen Belagerungskräfte zu dramatisieren".
Ein Tomcat-Kampfflugzeug F-14 der US Navy startet vom Flugzeugträger John F. Kennedy am 1. März 1993.
Mehr lesen:20 Jahre seit NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien: Ursachen, Hintergründe, Fake News und False Flag
Dieser Berichte des Independent wurden später von anderen Quellen bestätigt und durch Details ergänzt, vor allem von hochrangigen Militärs, die entweder im Rahmen der UNO oder der NATO bei den Kampfhandlungen damals vor Ort waren. Nach dem Krieg beschreibt zum Beispiel der kanadische Generalmajor Lewis MacKenzie, damals Befehlshaber der US-Streitkräfte in Sarajevo, in seinem Buch "Peacekeeper, The Road to Sarajevo" (Friedenswächter, Die Straße nach Sarajevo) den oben beschriebenen Vorfall mit der Menschenschlange vor dem Brotbäcker:
27. Mai - Katastrophe in Sarajewo. Menschen, die sich für Brot in einer Reihe aufgestellt hatten, wurden angegriffen und mindestens siebzehn getötet. Die Präsidentschaft (Anm.: das Amt des bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic in Sarajewo) behauptet, es sei ein serbischer Mörserangriff gewesen, die Serben behaupten, es sei ein Sprengstoffanschlag gewesen. Unsere Leute sagen uns, dass es einige Dinge gab, die nicht passten. Die Straße war kurz vor dem Vorfall gesperrt worden. Sobald die Menge hereingelassen und in einer Reihe aufgestellt war, erschienen die Medien, hielten jedoch Abstand. Der Angriff fand statt und die Medien waren sofort vor Ort. Die Mehrheit der Getöteten soll aus "zahmen Serben" bestanden haben. Wer weiß? Sicher ist nur, dass unschuldige Menschen getötet wurden." (Anm.: Mit zahmen Serben waren serbische Einwohner der Stadt gemein, von denen einige weder geflohen noch vertrieben worden waren).
In seinem Artikel aus New York geht der Independent-Korrespondent Doyle auf weitere Berichte ein, die an der UNO kursierten und die, abgesehen von der Bombardierung der Brotschlange, eine Litanei grausamer Ereignisse enthalten, wie z.B. die Explosion am 4. August auf einem Friedhof von Sarajewo während der Beerdigung von zwei Waisenkindern, die etliche Opfer forderte. Das ging damals als besonders abscheuliches Verbrechen der bosnischen Serben durch die Westmedien. Eine Vertreterin der UNO allerdings, die bei dem Angriff auf den Friedhof dabei war und ebenfalls verletzt worden war, bezweifelte gegenüber Doyle die offizielle Version der bosnischen Muslime:
Ich war nur etwa zwei Meter von der Stelle entfernt, wo nach der Explosion der Rauch aufstieg und wenn es, wie (von bosnischer Seite) berichtet, eine Mörsergranate gewesen wäre, wäre ich in 20 Stücke zerrissen worden.
Mit der "choreografierten Mörsersalve" weist Doyle auf eine weitere "falsche Flagge" hin. Diese Mörsersalve schlug am 17. Juli ausgerechnet in der Nähe des Gebäudes ein, das der britische Außenminister Douglas Hurd 30 Sekunden zuvor für sein Treffen mit dem bosnischen Präsidenten betreten hatte. Dabei wurden 10 Zuschauer verwundet. Auch dieser Mörserbeschuss erregte weltweite Aufmerksamkeit zugunsten des bosnischen Muslime, wurde er doch von den auch damals schon Fake News verbreitenden Mainstream-Medien ohne weitere Fragen als heimtückischer Mordversuch der Serben am britischen Außenminister dargestellt.
An der Bombardierung Jugoslawiens im Frühjahr 1999 beteiligten sich auch Tornado-Kampfjets der Bundeswehr. (Symbolbild)
Mehr lesen:20 Jahre seit NATO-Angriff auf Jugoslawien: Deutschlands Rückbesinnung auf unrühmliche Traditionen
Laut Doyle gingen "Vertreter der Vereinten Nationen auch davon aus, dass die Kugel, die den amerikanischen Fernsehproduzenten David Kaplan am 13. August in der Nähe des Flughafens von Sarajevo getötet hatte, wahrscheinlich nicht von einem Scharfschützen aus den weit entfernten, serbischen Positionen abgefeuert wurde". Doyle zitiert einen Offizier der UN-Friedenstruppe: "Das wäre unmöglich gewesen. Der Schuss kam horizontal über den Boden. Deshalb muss der Schütze auf Bodenhöhe gewesen sein", heißt es in dem Independent-Artikel. Da die bosnischen Serben ihre Positionen nur auf den Bergen rund um die Stadt hatten und sich die bosnischen Muslime im ebenen Talkessel der Stadt befanden, bedeutet eine horizontale Flugbahn der tödlichen Kugel, dass sie von einer muslimischen Position innerhalb der Stadt abgefeuert worden war.
Weiter berichte Doyle, dass Vertreter der Vereinten Nationen davon ausgingen, dass ein ukrainischer Friedenssoldat, der wenige Tage vor dem Erscheinen seines Artikel in der Marshall-Tito-Kaserne in Sarajewo durch Schüsse in Kopf und Herz getötet worden war, nicht von der Langwaffe eines serbischen Scharfschützen, sondern durch eine "Handfeuerwaffe" getötet worden ist, was ebenfalls klar auf einen bosnischen Muslim hindeutet.
Zum Abschluss seines Artikels beschreibt Doyle eindrucksvoll, vor welchem politischen Hintergrund damals das Massaker an der Warteschlange vor der Bäckerei in Sarajewo stattfand. Und auch, wie es von den westlichen Fake-News-Medien mit grausamen Bildern ausgeschlachtet wurde, wodurch kriegsgeile Politiker Wasser auf ihre Mühlen bekamen. Das Szenario dürfte jedem regelmäßigen RT-Leser inzwischen geläufig sein. Denn es läuft immer nach demselben Grundmuster ab, das wir von den Terror- oder Giftgas-Angriffen unter falscher Flagge aus jüngerer Zeit kennen, von Duma in Syrien bis zu Skripal im englischen Salisbury. Hier noch Doyles eingehendere Beschreibung:
Die im Fernsehen übertragenen Szenen, in denen Zivilisten durch eine Explosion in Stücke gerissen wurden, erschreckten die internationale öffentliche Meinung und erhöhten den Druck (in Richtung) auf militärische Intervention gegen die serbische Seite. Plastische Aufnahmen zeigten Leichen auf der Straße und Menschen mit abgetrennten Gliedmaßen, die in Blutlachen auf dem Gehsteig saßen. Der Angriff kam kurz vor einem Treffen der Botschafter der Europäischen Gemeinschaft, um Sanktionen gegen Serbien zu erwägen. Die Weltpresse schlussfolgerte, dass die Gräueltaten durch Mörserbomben verursacht wurden, die aus serbischen Positionen abgefeuert wurden, und der Angriff wurde weithin als zynischer Widerstand der Serben (gegen die Internationale Gemeinschaft) interpretiert.
"Beamte der Vereinten Nationen sagten damals, sie seien misstrauisch, was die Umstände des Verbrechens betrifft, aber sie könnten damit nicht an die Öffentlichkeit gehen, ohne die UN-Mission und möglicherweise auch das Leben von UN-Friedenstruppen zu gefährden." Vertrauliche Berichte an den UNO-Befehlshaber der Streitkräfte, General Satish Nambiar, kamen jedoch zu dem Schluss, dass bosnische Truppen des Präsidenten Alija Izetbegović womöglich eine Bombe gezündet hätten.
Mehr zum Thema - „Sir, ich werde für Sie nicht den Dritten Weltkrieg beginnen“
"Wir gehen davon aus, dass es eine ferngezündete Explosion war, wahrscheinlich mit einer Bombe in einem Kanister", sagte ein UN-Beamter. „Der Explosionskrater, der entstanden ist, ist nämlich nicht im Entferntesten so groß, wie er sein müsste, wenn eine Mörser-Granate die gepflasterte Oberfläche getroffen hätte."
Meinung
20 Jahre seit NATO-Angriff auf Jugoslawien: Falsche-Flagge-Massaker als Vorwand für NATO-Aggression
Der Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien am 24. März 1999 markierte das Ende des Friedens in Europa nach dem 2. Weltkrieg. Mit Beiträgen in loser Folge wird RT-Deutsch in den nächsten Wochen die wichtigsten Stationen der NATO-Vorbereitungen auf diesen Krieg in Erinnerung rufen.
von Rainer Rupp
Von den Anfängen des Bürgerkriegs in Bosnien-Herzegovina 1992 bis zum Eingreifen der NATO 1995 wurden immer wieder Massaker an der bosnisch-muslimischen Zivilbevölkerung dazu genutzt, um die UNO und speziell auch die Öffentlichkeit in den NATO-Ländern gegen die angeblich zu Bestien verkommenen Serben aufzuhetzen. Aber genau wie in jüngerer Zeit in Libyen und Syrien, waren viele dieser Gräueltaten in Bosnien-Herzegowina inszeniert. Und das war damals durchaus auch der UNO und der NATO bekannt.
In einem früheren Artikel zur Reihe "20 Jahre NATO-Angriffskriegs gegen Jugoslawien" wurde kurz das Massaker vom 28. August 1995 auf dem belebten Markale-Markt in Sarajewo erwähnt, das den Vorwand für die nachfolgenden NATO-Luftangriffe lieferte. Nach offizieller, westlicher Darstellung waren die Granaten, die damals 37 Zivilisten getötet und 90 verletzt haben sollen, von bosnischen Serben abgefeuert. Allerdings folgte das Markale-Massaker dem inzwischen bekannten Muster früheren Gräueltaten mit bosnisch-muslimischen Opfern, die nachweislich unter falscher Flagge ausgeführt worden waren.
Luftangriffe der NATO in Bosnien und Herzegowina dienten dem Militärbündnis als Testballon für den Kosovo-Krieg. (Symbolbild)
Mehr lesen:20 Jahre seit NATO-Angriff auf Jugoslawien: Luftangriffe in Bosnien-Herzegowina als Test für Kosovo
Obwohl es damals auch im Fall des Markale-Massaker wieder deutliche, technische Hinweise gab, dass diese offizielle Version des Westens nicht stimmen konnte, haben die Westmedien und NATO-Politiker blitzschnell entschieden, dass die bekannterweise abscheulichen Serben zweifelsfrei die Schuldigen seien. Eine forensisch-technische Untersuchung des Tatortes und der Granattrichter fand nicht statt. Der Weg für die NATO-Luftangriffe in Bosnien-Herzegowina war somit frei. Es sollte der politische und militärische Testlauf für den einige Jahre später folgenden großen Luftkrieg gegen Serbien und Rest-Jugoslawien werden.
Dabei war selbst in UNO- und NATO-Kreisen inzwischen wohlbekannt, dass die extrem nationalistische, politische Führung der bosnischen Muslime offensichtlich keine Skrupel hatte, in durchaus sorgfältig arrangierten und besonders perfiden Massakern auch ihre eigenen Leute zu opfern, um diese Verbrechen anschließend den bosnischen Serben in die Schuhe zu schieben. Das alles geschah, um die NATO-Öffentlichkeit und somit die NATO auf ihre Seite zu ziehen. Denn nur durch eine militärische Intervention der NATO hofften die Nationalisten in Sarajewo, ihren Traum von einem unabhängigen, muslimischen Nationalstaat auf dem Territorium von Bosnien-Herzegowina verwirklichen zu können.
Bereits am 22. August 1992, also zweieinhalb Jahre vor dem Markale-Massaker, hatte Leonard Doyle, Korrespondent der britischen Tageszeitung The Independent, unter dem Titel "Muslime schlachten ihre eigenen Leute ab" aus New York berichtet, dass "Vertreter der Vereinten Nationen und hochrangige westliche Militärs davon ausgehen, dass einige der schlimmsten Morde in Sarajevo, darunter das Massaker an mindestens 16 Menschen, die auf einem Markt für Brot anstanden, hauptsächlich von den muslimischen Verteidigern der Stadt (Sarajewo), und nicht wie behauptet von deren serbischen Belagerern verübt wurden". Diese Morde seien "als Propaganda-Trick" (also unter "falscher Flagge") ausgeführt worden, "um das Mitleid der Weltöffentlichkeit zu erregen", mit dem Ziel, "sie für eine militärische Intervention zu gewinnen".
In diesem Artikel berief sich die investigative britische Zeitung "auf vertrauliche Berichte", die im UN-Hauptquartier in New York im Umlauf waren, was auch "in Washington bei Lageeinweisungen US-amerikanischer Politiker zum Ausdruck gebracht wurde". Demnach deute alles darauf hin, dass die Verteidiger von Sarajewo, hauptsächlich Muslime, … "mehrere Angriffe auf ihre eigenen Leute unternommen hatten, in der Hoffnung, die Notlage der Stadt angesichts der unüberwindlichen serbischen Belagerungskräfte zu dramatisieren".
Ein Tomcat-Kampfflugzeug F-14 der US Navy startet vom Flugzeugträger John F. Kennedy am 1. März 1993.
Mehr lesen:20 Jahre seit NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien: Ursachen, Hintergründe, Fake News und False Flag
Dieser Berichte des Independent wurden später von anderen Quellen bestätigt und durch Details ergänzt, vor allem von hochrangigen Militärs, die entweder im Rahmen der UNO oder der NATO bei den Kampfhandlungen damals vor Ort waren. Nach dem Krieg beschreibt zum Beispiel der kanadische Generalmajor Lewis MacKenzie, damals Befehlshaber der US-Streitkräfte in Sarajevo, in seinem Buch "Peacekeeper, The Road to Sarajevo" (Friedenswächter, Die Straße nach Sarajevo) den oben beschriebenen Vorfall mit der Menschenschlange vor dem Brotbäcker:
27. Mai - Katastrophe in Sarajewo. Menschen, die sich für Brot in einer Reihe aufgestellt hatten, wurden angegriffen und mindestens siebzehn getötet. Die Präsidentschaft (Anm.: das Amt des bosnischen Präsidenten Alija Izetbegovic in Sarajewo) behauptet, es sei ein serbischer Mörserangriff gewesen, die Serben behaupten, es sei ein Sprengstoffanschlag gewesen. Unsere Leute sagen uns, dass es einige Dinge gab, die nicht passten. Die Straße war kurz vor dem Vorfall gesperrt worden. Sobald die Menge hereingelassen und in einer Reihe aufgestellt war, erschienen die Medien, hielten jedoch Abstand. Der Angriff fand statt und die Medien waren sofort vor Ort. Die Mehrheit der Getöteten soll aus "zahmen Serben" bestanden haben. Wer weiß? Sicher ist nur, dass unschuldige Menschen getötet wurden." (Anm.: Mit zahmen Serben waren serbische Einwohner der Stadt gemein, von denen einige weder geflohen noch vertrieben worden waren).
In seinem Artikel aus New York geht der Independent-Korrespondent Doyle auf weitere Berichte ein, die an der UNO kursierten und die, abgesehen von der Bombardierung der Brotschlange, eine Litanei grausamer Ereignisse enthalten, wie z.B. die Explosion am 4. August auf einem Friedhof von Sarajewo während der Beerdigung von zwei Waisenkindern, die etliche Opfer forderte. Das ging damals als besonders abscheuliches Verbrechen der bosnischen Serben durch die Westmedien. Eine Vertreterin der UNO allerdings, die bei dem Angriff auf den Friedhof dabei war und ebenfalls verletzt worden war, bezweifelte gegenüber Doyle die offizielle Version der bosnischen Muslime:
Ich war nur etwa zwei Meter von der Stelle entfernt, wo nach der Explosion der Rauch aufstieg und wenn es, wie (von bosnischer Seite) berichtet, eine Mörsergranate gewesen wäre, wäre ich in 20 Stücke zerrissen worden.
Mit der "choreografierten Mörsersalve" weist Doyle auf eine weitere "falsche Flagge" hin. Diese Mörsersalve schlug am 17. Juli ausgerechnet in der Nähe des Gebäudes ein, das der britische Außenminister Douglas Hurd 30 Sekunden zuvor für sein Treffen mit dem bosnischen Präsidenten betreten hatte. Dabei wurden 10 Zuschauer verwundet. Auch dieser Mörserbeschuss erregte weltweite Aufmerksamkeit zugunsten des bosnischen Muslime, wurde er doch von den auch damals schon Fake News verbreitenden Mainstream-Medien ohne weitere Fragen als heimtückischer Mordversuch der Serben am britischen Außenminister dargestellt.
An der Bombardierung Jugoslawiens im Frühjahr 1999 beteiligten sich auch Tornado-Kampfjets der Bundeswehr. (Symbolbild)
Mehr lesen:20 Jahre seit NATO-Angriff auf Jugoslawien: Deutschlands Rückbesinnung auf unrühmliche Traditionen
Laut Doyle gingen "Vertreter der Vereinten Nationen auch davon aus, dass die Kugel, die den amerikanischen Fernsehproduzenten David Kaplan am 13. August in der Nähe des Flughafens von Sarajevo getötet hatte, wahrscheinlich nicht von einem Scharfschützen aus den weit entfernten, serbischen Positionen abgefeuert wurde". Doyle zitiert einen Offizier der UN-Friedenstruppe: "Das wäre unmöglich gewesen. Der Schuss kam horizontal über den Boden. Deshalb muss der Schütze auf Bodenhöhe gewesen sein", heißt es in dem Independent-Artikel. Da die bosnischen Serben ihre Positionen nur auf den Bergen rund um die Stadt hatten und sich die bosnischen Muslime im ebenen Talkessel der Stadt befanden, bedeutet eine horizontale Flugbahn der tödlichen Kugel, dass sie von einer muslimischen Position innerhalb der Stadt abgefeuert worden war.
Weiter berichte Doyle, dass Vertreter der Vereinten Nationen davon ausgingen, dass ein ukrainischer Friedenssoldat, der wenige Tage vor dem Erscheinen seines Artikel in der Marshall-Tito-Kaserne in Sarajewo durch Schüsse in Kopf und Herz getötet worden war, nicht von der Langwaffe eines serbischen Scharfschützen, sondern durch eine "Handfeuerwaffe" getötet worden ist, was ebenfalls klar auf einen bosnischen Muslim hindeutet.
Zum Abschluss seines Artikels beschreibt Doyle eindrucksvoll, vor welchem politischen Hintergrund damals das Massaker an der Warteschlange vor der Bäckerei in Sarajewo stattfand. Und auch, wie es von den westlichen Fake-News-Medien mit grausamen Bildern ausgeschlachtet wurde, wodurch kriegsgeile Politiker Wasser auf ihre Mühlen bekamen. Das Szenario dürfte jedem regelmäßigen RT-Leser inzwischen geläufig sein. Denn es läuft immer nach demselben Grundmuster ab, das wir von den Terror- oder Giftgas-Angriffen unter falscher Flagge aus jüngerer Zeit kennen, von Duma in Syrien bis zu Skripal im englischen Salisbury. Hier noch Doyles eingehendere Beschreibung:
Die im Fernsehen übertragenen Szenen, in denen Zivilisten durch eine Explosion in Stücke gerissen wurden, erschreckten die internationale öffentliche Meinung und erhöhten den Druck (in Richtung) auf militärische Intervention gegen die serbische Seite. Plastische Aufnahmen zeigten Leichen auf der Straße und Menschen mit abgetrennten Gliedmaßen, die in Blutlachen auf dem Gehsteig saßen. Der Angriff kam kurz vor einem Treffen der Botschafter der Europäischen Gemeinschaft, um Sanktionen gegen Serbien zu erwägen. Die Weltpresse schlussfolgerte, dass die Gräueltaten durch Mörserbomben verursacht wurden, die aus serbischen Positionen abgefeuert wurden, und der Angriff wurde weithin als zynischer Widerstand der Serben (gegen die Internationale Gemeinschaft) interpretiert.
"Beamte der Vereinten Nationen sagten damals, sie seien misstrauisch, was die Umstände des Verbrechens betrifft, aber sie könnten damit nicht an die Öffentlichkeit gehen, ohne die UN-Mission und möglicherweise auch das Leben von UN-Friedenstruppen zu gefährden." Vertrauliche Berichte an den UNO-Befehlshaber der Streitkräfte, General Satish Nambiar, kamen jedoch zu dem Schluss, dass bosnische Truppen des Präsidenten Alija Izetbegović womöglich eine Bombe gezündet hätten.
Mehr zum Thema - „Sir, ich werde für Sie nicht den Dritten Weltkrieg beginnen“
"Wir gehen davon aus, dass es eine ferngezündete Explosion war, wahrscheinlich mit einer Bombe in einem Kanister", sagte ein UN-Beamter. „Der Explosionskrater, der entstanden ist, ist nämlich nicht im Entferntesten so groß, wie er sein müsste, wenn eine Mörser-Granate die gepflasterte Oberfläche getroffen hätte."
Re: WUSTEN SIE
https://de.sputniknews.com/kommentare/20190317324365044-nato-verbrechen-jugoslawien-krieg
Am 24. März jährt sich zum zwanzigsten Mal der Beginn des Nato-Angriffskrieges gegen die Bundesrepublik Jugoslawien. Grund genug, erneut diesen Krieg zum Thema zu machen.
Wer bei Google am 17. März 2019, also genau eine Woche vor dem 20. Jahrestag des Angriffs der Nato auf die Bundesrepublik Jugoslawien, die Worte «20 Jahre, Nato, Jugoslawien» eingegeben hat, fand auf der ersten Seite bei der Rubrik «Alle» zwei Einträge von KenFM, zwei Einträge von RT Deutsch und jeweils einen Eintrag von Wikipedia, von komintern.at, barth-engelbarth.de, frankfurter-erklaerung.de und nachdenkseiten.de. Klickt man die Rubrik «News» an, so findet man auf der ersten Seite acht Einträge von RT Deutsch, einen Eintrag von Telepolis und einen von Sputnik Deutschland.
Kein offizielles Interesse am 24. März 1999
Soldaten der Befreiungsarmee des Kosovo kommen einen Bundeswehr-Panzer der KFOR-Mission vorbei (Archivbild)
© AP Photo / Camay Sungu
Erster deutscher Einsatz seit Kriegsende: Jugoslawien-Konflikt als Büchse der Pandora
Einträge von sogenannten Mainstream-Medien gibt es auf den ersten Seiten nicht – und wenn man auf der Nato-Internetseite sucht, dann findet man unter dem «Event Kalender» Hinweise auf 20 Jahre Nato-Erweiterung am 18. März, auf ein Nato-Manöver zusammen mit Georgien am 18. März, auf ein Treffen der Nato-Außenminister am 3. April und für den 20. Mai auf eine Nato-Veranstaltung in Norwegen: «Nato und der Hohe Norden». – Kein Wort zum 24. März 1999.
Es ist ehrenwert (und ebenso wichtig), dass es in den 20 Jahre nach dem Angriff der Nato auf die Bundesrepublik Jugoslawien Menschen gegeben hat, die dieses Unrecht angeprangert haben. Die vielen Namen sollen hier nicht genannt werden. In Belgrad finden am kommenden Wochenende zwei große internationale Konferenzen zum Nato-Krieg statt.
Aber beim Rundblick fällt doch auf, wie wenig in den Nato-Staaten, wie wenig in Deutschland an diesen 24. März 1999 und an die dazugehörige Entscheidungs- und Ereigniskette erinnert werden soll. Ein Tag, den man als geschichtliche Zäsur bezeichnen muss – für Deutschland wohl am meisten.
>>>Andere Sputnik-Artikel: Siebzig Jahre NATO: Deutschland ist auf die „schiefe Bahn“ geraten<<<
Der Angriff war völkerrechtswidrig
Das erste Mal seit ihrer Gründung 1949 hatten die Regierungen aller Nato-Staaten beschlossen – also nicht nur die US-Regierung, von der man die Führung völkerrechtswidriger Kriege schon kannte –, ein Mitgliedsland der Vereinten Nationen mit Bombardierungen aus des Luft anzugreifen – ohne dass ein Nato-Staat selbst angegriffen worden war, ohne «eine Bedrohung oder einen Bruch des Friedens oder eine Angriffshandlung» gemäß Artikel 39 der Uno-Charta und ohne ein Mandat des Uno-Sicherheitsrates.
Ein serbisches Mädchen spielt vor dem Stützpunkt französischer Soldaten in Kosovo (Archivbild)
© AP Photo / Darko Bandic
Russlands Oberhaus: Nato-Aggression gegen Jugoslawien zerstörte Vertrauen in Europa
Der Angriff war völkerrechtswidrig – und für Deutschland auch verfassungswidrig. Die Bombardierungen kosteten nach Schätzungen rund 3500 Menschen das Leben, die meisten davon Zivilpersonen, rund 10000 wurden verletzt, die Anzahl der Opfer in Folge der radioaktiven Verseuchung lässt sich noch gar nicht abschätzen. Die unmittelbaren Kosten des Krieges wurden von einer Studie der deutschen Bundeswehr auf 45 Milliarden Deutsche Mark geschätzt: davon rund 26 Milliarden DM für Kriegszerstörungen in Jugoslawien. Schätzungen für die Folgekosten reichen von 60 bis 600 Milliarden DM.
Tatsachen, die heute belegbar sind
Zu den heute belegbaren Tatsachen gehört es,
dass die Begründung der Nato, mit ihren Bombardierungen eine von Serbien verursachte humanitäre Katastrophe verhindern zu wollen («humanitäre Intervention»), eine gezielte Propaganda-Lüge war; denn die Informationen darüber, dass es keine von Serben verursachte humanitäre Katastrophe gab und eine solche auch nicht drohte, lagen den zuständigen Stellen vor;
dass die Verhandlungen vor Kriegsbeginn keine echten Verhandlungen waren, sondern in ein Ultimatum an Serbien mündeten – von der Nato also der Krieg oder die völlige Unterwerfung Serbiens angestrebt wurde;
dass die russische Regierung, die bei den Verhandlungen vor Kriegsbeginn noch mit dabei war, nach dem endgültigen Kriegsbeschluss durch die Nato vollkommen übergangen wurde;
>>>Andere Sputnik-Artikel: Erfolgloseste Kosovo-Friedenskonferenz, nach der „humanitäre“ Bombenangriffe begannen<<<
Kaum Rücksicht auf zivile Opfer
dass die Nato während des Krieges kaum noch Rücksicht auf zivile Opfer nahm und sogar gezielt Zivilpersonen bombardierte;
dass die Nato gezielt und auf lange Dauer angelegt serbische Infrastruktur und serbische Industrie zerstörte;
dass die Nato – im Wissen um die Folgen – Uranwaffen einsetzte und das angegriffene Land und auch die Gewässer dort radioaktiv verseuchte;
dass während des Krieges die konzertierte Nato-Kriegspropaganda von allen Mainstream-Medien in allen Nato-Staaten nahezu kritiklos übernommen wurde und den meisten Menschen in den Nato-Staaten ein vollkommen verzerrtes Bild der Realität vermittelt wurde;
Und das Ziel?
dass das eigentliche Ziel des Krieges die Herrschaft der Nato und speziell der USA über das gesamte ehemalige Jugoslawien und über ganz Südosteuropa sein sollte, gerichtet gegen einen möglichen russischen Einfluss dort.
Es ist nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen von damals auch 20 Jahre später nicht an ihre Verbrechen erinnert werden wollen und die Wahrheit über diesen Krieg nicht die breite Öffentlichkeit erreichen soll.
Die Konsequenz: Eine Erosion von Rechtsstaat und Rechtsbewusstsein
Soldaten der KFOR-Mission in Kosovo (Archivbild)
© AFP 2018 / Jack Guez
Gruseliger Organklau im Kosovo: „Menschen verschwunden, als UN und Nato da waren“
Aber die bittere Konsequenz dieser Haltung ist eine fundamentale, kaum noch zu reparierende Erosion des Rechtsstaates und der Rechtsbewusstseins. Das heutige Fehlen einer ehrlichen und gleichwertigen öffentlichen Debattenkultur, ganz besonders auch in Deutschland, hat nicht zuletzt auch hier seinen Ursprung. Der Titel eines 2001 ausgestrahlten WDR-Dokumentarfilmes über den Jugoslawienkrieg 1999 und die deutsche Rolle dabei, «Es begann mit einer Lüge», hat sich in seiner Formulierung bitter bestätigt. Den Lügen der verantwortlichen Politiker, Militärs, Medien usw. rund um den Krieg 1999 folgten in den Folgejahren viele weitere Kriegslügen, und das Lügen hält bis heute an. Und da, wo die Lügen allzu offensichtlich geworden sind, wird versucht, die Wahrheit totzuschweigen. Man spricht nicht darüber … als wenn sich Probleme dadurch lösen ließen, dass man sie verdrängt.
Die Wahrheit muss auf den Tisch
Wenn eine Gesellschaft, wenn ein Staat, wenn eine Politik wie die deutsche wirklich genesen soll, dann muss die Wahrheit auf den Tisch, die ganze Wahrheit, und zwar ganz offiziell und für die breite Öffentlichkeit. Die damals Verantwortlichen Entscheidungsträger müssen zur Verantwortung gezogen, d.h. vor ein Gericht gestellt werden. Schwere Kriegsverbrechen verjähren nicht. Die Opfer des Krieges müssen, soweit das überhaupt möglich ist, entschädigt werden. Der angegriffene Staat hat ein Recht darauf, dass die Kosten des Krieges und dessen Folgekosten von den Kriegsverursachern getragen werden. Dafür müssen die damals beteiligten Nato-Staaten haften, denn in ihrem Namen haben die Kriegsverbrecher gehandelt. Man täusche sich nicht: Frieden ganz ohne Gerechtigkeit, das wird nicht funktionieren.
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Tags:
Begründung, humanitäre Katastrophe, Bewusstsein, Intervention, Angriff, Nato-Erweiterung, Wikipedia, NATO, Jugoslawien, USA
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Am 24. März jährt sich zum zwanzigsten Mal der Beginn des Nato-Angriffskrieges gegen die Bundesrepublik Jugoslawien. Grund genug, erneut diesen Krieg zum Thema zu machen.
Wer bei Google am 17. März 2019, also genau eine Woche vor dem 20. Jahrestag des Angriffs der Nato auf die Bundesrepublik Jugoslawien, die Worte «20 Jahre, Nato, Jugoslawien» eingegeben hat, fand auf der ersten Seite bei der Rubrik «Alle» zwei Einträge von KenFM, zwei Einträge von RT Deutsch und jeweils einen Eintrag von Wikipedia, von komintern.at, barth-engelbarth.de, frankfurter-erklaerung.de und nachdenkseiten.de. Klickt man die Rubrik «News» an, so findet man auf der ersten Seite acht Einträge von RT Deutsch, einen Eintrag von Telepolis und einen von Sputnik Deutschland.
Kein offizielles Interesse am 24. März 1999
Soldaten der Befreiungsarmee des Kosovo kommen einen Bundeswehr-Panzer der KFOR-Mission vorbei (Archivbild)
© AP Photo / Camay Sungu
Erster deutscher Einsatz seit Kriegsende: Jugoslawien-Konflikt als Büchse der Pandora
Einträge von sogenannten Mainstream-Medien gibt es auf den ersten Seiten nicht – und wenn man auf der Nato-Internetseite sucht, dann findet man unter dem «Event Kalender» Hinweise auf 20 Jahre Nato-Erweiterung am 18. März, auf ein Nato-Manöver zusammen mit Georgien am 18. März, auf ein Treffen der Nato-Außenminister am 3. April und für den 20. Mai auf eine Nato-Veranstaltung in Norwegen: «Nato und der Hohe Norden». – Kein Wort zum 24. März 1999.
Es ist ehrenwert (und ebenso wichtig), dass es in den 20 Jahre nach dem Angriff der Nato auf die Bundesrepublik Jugoslawien Menschen gegeben hat, die dieses Unrecht angeprangert haben. Die vielen Namen sollen hier nicht genannt werden. In Belgrad finden am kommenden Wochenende zwei große internationale Konferenzen zum Nato-Krieg statt.
Aber beim Rundblick fällt doch auf, wie wenig in den Nato-Staaten, wie wenig in Deutschland an diesen 24. März 1999 und an die dazugehörige Entscheidungs- und Ereigniskette erinnert werden soll. Ein Tag, den man als geschichtliche Zäsur bezeichnen muss – für Deutschland wohl am meisten.
>>>Andere Sputnik-Artikel: Siebzig Jahre NATO: Deutschland ist auf die „schiefe Bahn“ geraten<<<
Der Angriff war völkerrechtswidrig
Das erste Mal seit ihrer Gründung 1949 hatten die Regierungen aller Nato-Staaten beschlossen – also nicht nur die US-Regierung, von der man die Führung völkerrechtswidriger Kriege schon kannte –, ein Mitgliedsland der Vereinten Nationen mit Bombardierungen aus des Luft anzugreifen – ohne dass ein Nato-Staat selbst angegriffen worden war, ohne «eine Bedrohung oder einen Bruch des Friedens oder eine Angriffshandlung» gemäß Artikel 39 der Uno-Charta und ohne ein Mandat des Uno-Sicherheitsrates.
Ein serbisches Mädchen spielt vor dem Stützpunkt französischer Soldaten in Kosovo (Archivbild)
© AP Photo / Darko Bandic
Russlands Oberhaus: Nato-Aggression gegen Jugoslawien zerstörte Vertrauen in Europa
Der Angriff war völkerrechtswidrig – und für Deutschland auch verfassungswidrig. Die Bombardierungen kosteten nach Schätzungen rund 3500 Menschen das Leben, die meisten davon Zivilpersonen, rund 10000 wurden verletzt, die Anzahl der Opfer in Folge der radioaktiven Verseuchung lässt sich noch gar nicht abschätzen. Die unmittelbaren Kosten des Krieges wurden von einer Studie der deutschen Bundeswehr auf 45 Milliarden Deutsche Mark geschätzt: davon rund 26 Milliarden DM für Kriegszerstörungen in Jugoslawien. Schätzungen für die Folgekosten reichen von 60 bis 600 Milliarden DM.
Tatsachen, die heute belegbar sind
Zu den heute belegbaren Tatsachen gehört es,
dass die Begründung der Nato, mit ihren Bombardierungen eine von Serbien verursachte humanitäre Katastrophe verhindern zu wollen («humanitäre Intervention»), eine gezielte Propaganda-Lüge war; denn die Informationen darüber, dass es keine von Serben verursachte humanitäre Katastrophe gab und eine solche auch nicht drohte, lagen den zuständigen Stellen vor;
dass die Verhandlungen vor Kriegsbeginn keine echten Verhandlungen waren, sondern in ein Ultimatum an Serbien mündeten – von der Nato also der Krieg oder die völlige Unterwerfung Serbiens angestrebt wurde;
dass die russische Regierung, die bei den Verhandlungen vor Kriegsbeginn noch mit dabei war, nach dem endgültigen Kriegsbeschluss durch die Nato vollkommen übergangen wurde;
>>>Andere Sputnik-Artikel: Erfolgloseste Kosovo-Friedenskonferenz, nach der „humanitäre“ Bombenangriffe begannen<<<
Kaum Rücksicht auf zivile Opfer
dass die Nato während des Krieges kaum noch Rücksicht auf zivile Opfer nahm und sogar gezielt Zivilpersonen bombardierte;
dass die Nato gezielt und auf lange Dauer angelegt serbische Infrastruktur und serbische Industrie zerstörte;
dass die Nato – im Wissen um die Folgen – Uranwaffen einsetzte und das angegriffene Land und auch die Gewässer dort radioaktiv verseuchte;
dass während des Krieges die konzertierte Nato-Kriegspropaganda von allen Mainstream-Medien in allen Nato-Staaten nahezu kritiklos übernommen wurde und den meisten Menschen in den Nato-Staaten ein vollkommen verzerrtes Bild der Realität vermittelt wurde;
Und das Ziel?
dass das eigentliche Ziel des Krieges die Herrschaft der Nato und speziell der USA über das gesamte ehemalige Jugoslawien und über ganz Südosteuropa sein sollte, gerichtet gegen einen möglichen russischen Einfluss dort.
Es ist nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen von damals auch 20 Jahre später nicht an ihre Verbrechen erinnert werden wollen und die Wahrheit über diesen Krieg nicht die breite Öffentlichkeit erreichen soll.
Die Konsequenz: Eine Erosion von Rechtsstaat und Rechtsbewusstsein
Soldaten der KFOR-Mission in Kosovo (Archivbild)
© AFP 2018 / Jack Guez
Gruseliger Organklau im Kosovo: „Menschen verschwunden, als UN und Nato da waren“
Aber die bittere Konsequenz dieser Haltung ist eine fundamentale, kaum noch zu reparierende Erosion des Rechtsstaates und der Rechtsbewusstseins. Das heutige Fehlen einer ehrlichen und gleichwertigen öffentlichen Debattenkultur, ganz besonders auch in Deutschland, hat nicht zuletzt auch hier seinen Ursprung. Der Titel eines 2001 ausgestrahlten WDR-Dokumentarfilmes über den Jugoslawienkrieg 1999 und die deutsche Rolle dabei, «Es begann mit einer Lüge», hat sich in seiner Formulierung bitter bestätigt. Den Lügen der verantwortlichen Politiker, Militärs, Medien usw. rund um den Krieg 1999 folgten in den Folgejahren viele weitere Kriegslügen, und das Lügen hält bis heute an. Und da, wo die Lügen allzu offensichtlich geworden sind, wird versucht, die Wahrheit totzuschweigen. Man spricht nicht darüber … als wenn sich Probleme dadurch lösen ließen, dass man sie verdrängt.
Die Wahrheit muss auf den Tisch
Wenn eine Gesellschaft, wenn ein Staat, wenn eine Politik wie die deutsche wirklich genesen soll, dann muss die Wahrheit auf den Tisch, die ganze Wahrheit, und zwar ganz offiziell und für die breite Öffentlichkeit. Die damals Verantwortlichen Entscheidungsträger müssen zur Verantwortung gezogen, d.h. vor ein Gericht gestellt werden. Schwere Kriegsverbrechen verjähren nicht. Die Opfer des Krieges müssen, soweit das überhaupt möglich ist, entschädigt werden. Der angegriffene Staat hat ein Recht darauf, dass die Kosten des Krieges und dessen Folgekosten von den Kriegsverursachern getragen werden. Dafür müssen die damals beteiligten Nato-Staaten haften, denn in ihrem Namen haben die Kriegsverbrecher gehandelt. Man täusche sich nicht: Frieden ganz ohne Gerechtigkeit, das wird nicht funktionieren.
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Begründung, humanitäre Katastrophe, Bewusstsein, Intervention, Angriff, Nato-Erweiterung, Wikipedia, NATO, Jugoslawien, USA
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20 JAHRE ANGRIFF AUF YU
https://deutsch.rt.com/meinung/85998-countdown-lauft-letzten-tage-vor
Meinung
20 Jahre seit NATO-Angriff auf Jugoslawien: Der Countdown läuft - Die letzten Tage vor dem Angriff
Es waren SPD und Grüne, die am kommenden Sonntag vor 20 Jahren deutsche Soldaten in den ersten Angriffskrieg seit 1945 schickten. Aber während der letzten Tage vor dem Angriff gab es noch ein diplomatisches Gerangel zwischen den USA und den NATO-Partnern der EU.
von Rainer Rupp
Mit der deutschen Beteiligung am NATO-Bombenkrieg gegen Jugoslawien hat die Regierungskoalition von SPD und Grünen die Büchse der Pandora für viele weiteren US- und NATO-Angriffskriege geöffnet. Jedem sollte bewusst sein, dass die angeblich soziale SPD und die angeblichen Friedenstäubchen bei den Grünen mit ihrer verbrecherischen Entscheidung nicht nur Jugoslawien, sondern auch das Völkerrecht in Trümmer gelegt haben. Es ist derselbe Boden, auf dem aktuell auch die alten anti-russischen Reflexe und Kriegshetze gegen Russland gedeihen.
Es spricht Bände über die politische Verfasstheit unseres Landes, dass die Verantwortlichen für die vielen Tausenden von unschuldig Getöteten oder zu Krüppeln gebombten Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder, heute noch immer auf freiem Fuß sind. Dank anhaltender Fake News zur Rechtfertigung der damaligen Kriegshetze gegen Jugoslawien erfreuen sich die damals verantwortlichen Politiker auch heute noch eines hohen sozialen Ansehens. In unserem "Rechtsstaat", in dem angeblich alle Menschen gleich sind, sind Politiker eben "gleicher" als gewöhnliche Sterbliche, selbst wenn sie Kriegsverbrecher sind.
In dieser Woche vor genau zwanzig Jahren lief in der NATO bereits der Countdown zu den Luftangriffen auf Belgrad und zur Zerstörung von Jugoslawiens ziviler Infrastruktur, wie etwa Strom- und Wasserversorgung. Letzteres stellt für sich allein genommen bereits völkerrechtlich ein Kriegsverbrechen dar. Zugleich allerdings fand hinter den Kulissen der westlichen Einheitsfront gegen Serbien – wie so oft – erneut eine knallharte, politische Rangelei zwischen den europäischen Führungsmächten und den USA statt.
Ähnlich wie bereits vier Jahre zuvor im Konflikt um Bosnien-Herzegowina wollte Washington den geplanten Krieg gegen Serbien dafür nutzen, nach dem Ende des Kalten Krieges der NATO eine neue Daseinsberechtigung zu verleihen. Mittels des zu erwartenden umfangreichen Krieges gegen Serbien sollte die NATO von allen westeuropäischen Nationen wieder als die alleinige Ordnungsmacht auf dem Alten Kontinent anerkannt werden. Zugleich würde dadurch auch die führende Rolle der USA als "unverzichtbare Nation" auch in allen europäischen Angelegenheiten wieder gefestigt werden.
Als Präsident Bill Clinton daher am 9. März 1999 mit Richard Holbrook seinen Mann fürs Grobe nach Belgrad schickte, um Serbien und speziell der serbischen Provinz Kosovo die "Pax-Amerikana" aufzuzwingen, führte das zu starken Irritationen in den meisten europäischen Hauptstädten. Besonders Frankreich und England waren über die selbstherrliche Art verstimmt, mit der der US-Sondergesandte Richard Holbrook – ganz im Stil eines römischen Prätorianers und mit überheblichen "Veni, vidi, vici" (ich kam, sah und siegte)-Allüren – ohne Abstimmung mit den europäischen NATO-Verbündeten nach Belgrad gereist war.
Anders als in Bosnien-Herzegowina wollten die Regierungen in London und Paris, dass die Lösung des Kosovo-Konfliktes ihre europäische "Show" sein sollte. Im Unterschied zu Bosnien-Herzegowina sollte diesmal der Frieden im "europäischen Hinterhof" unter Führung der europäischen NATO-Mächte hergestellt werden.
Indem Washington aber Holbrook nach vier Jahren erneut in das Endspiel der diplomatischen Schlacht warf, war für die Europäer klar, dass die Amerikaner auch im Kosovo-Konflikt wieder die Zügel an sich reißen wollten. Daher befürchten die europäischen "Friedenserzwinger" auf dem Balkan den Verlust ihres erst jüngst wieder mühsam aufgebauten politischen Prestiges. Eine Meldung der International Herald Tribune (IHT) vom 8.3.1999 aus London, wonach die europäischen NATO-Diplomaten über das Auftauchen von Mr. Holbrook "nicht besonders glücklich" waren, schien das zu bestätigen.
Denn bereits in Bosnien-Herzegowina hatte sich der US-Rabauke Holbrook mit brutalen Nötigungen, Erpressungen und mit Drohungen massenmörderischer Luftangriffe auf Kosten der zaghafteren europäischen Verhandlungsstrategie einen Namen als "durchsetzungsfähiger Diplomat" gemacht, der bekam, was er wollte. Zugleich erklärte der österreichische Botschafter Petritsch, einer der drei Vermittler in den so genannten "Kosovo Friedensgesprächen", dass das Auftauchen von Holbrook "die Lage nur noch komplizierter machen“ würde.
Washington und ihre atlantischen Mediensprachrohre argumentierten, dass die bisherigen alleinigen Bemühungen der NATO-Europäer, nämlich die Serben von den friedenspolitischen Vorteilen einer Stationierung von NATO-Truppen auf ihrem Territorium zu überzeugen, erheblich zu wünschen übrig ließen. Was sich hier wie ein dummer Witz anhört, nämlich die Forderung zur Aufnahme von NATO-Besatzungstruppen in ganz Serbien, einschließlich im Kosovo, war tatsächlich die zentrale Forderung im sicherheitspolitischen Anhang zum schändlichen Vertragswerkes von Rambouillet. Nachdem es den Europäern nicht gelungen war, den respektlosen Serben dieses unmögliche Zugeständnis abzuringen, sollte nun Washingtons Abgesandter Holbrook gegenüber der serbischen Regierung andere Saiten aufziehen und bei Nichtbefolgung mit Krieg drohen.
Natürlich war allen Beteiligten von vornherein klar, dass Serbien – ebenso wie jeder andere souveräne Staat – sich niemals freiwillig von fremden Mächten militärisch besetzen lassen würde. Daher stand auch von vornherein fest, dass die von Washington angebotene "diplomatische Lösung" á la Rambouillet absichtlich so konstruiert war, dass sie scheitern musste, um den nachfolgenden Krieg zu rechtfertigen. Vor seinem Abflug nach Belgrad ließ Holbrook denn auch schon mal die Weltöffentlichkeit diesmal ganz ehrlich wissen, was die Serben erwartet:
Ich freue mich darauf ... Präsident Milošević ... die Konsequenzen klar zu machen, wenn sich die Lage (im Kosovo) nicht bereits vor und während der Pariser Gespräche dramatisch verbessert.
Noch am selben Tag machten führende NATO-Politiker gegenüber der bereits erwähnten Tageszeitung IHT deutlich, was mit der Aussage von Holbrooke gemeint war: "Der Auftrag von Herrn Holbrook ist, die Glaubhaftigkeit der NATO-Drohung mit Luftangriffen wieder herzustellen, um so die serbische Seite zur Annahme des Friedensplans für das Kosovo zu bewegen". Wobei der "Friedensplan" eben schlicht die NATO-Besetzung ganz Serbiens beinhaltete.
Derweil überfielen im Kosovo fast täglich albanische Gewaltseparatisten der UÇK serbische Armeeposten und Polizeiwachen, zündeten serbische Klöster an oder ermordeten in entlegenen Dörfern serbische Zivilisten. Und folterten und töteten deren albanische Nachbarn, da diese für sie "Verräter" waren, nur weil sie einvernehmlich mit ihren serbischen Nachbarn zusammen leben wollten. Zugleich reagieren die jugoslawischen Streitkräfte mit dem Beschuss der Stützpunkte der UÇK. Letztere war noch ein Jahr zuvor – auch von den USA und den Europäern – auf die "schwarzen Liste" der internationalen Terrororganisationen und kriminellen Banden aufgeführt worden.
Erst im letzten Jahr vor dem NATO-Angriff gegen Serbien hatte der "Wertewesten" erkannt, welchen Nutzen man aus der UÇK zwecks endgültiger Zerschlagung des störrischen Serbiens ziehen könnte. Flugs wurden die UÇK-Kämpfer als nützliche Terroristen neu eingeordnet. (Die Parallele zur aktuellen Lage in der nord-syrischen Provinz Idlib ist unverkennbar. Auch dort hat der verkommene Wertewesten inzwischen die Rolle des Beschützers der al Kaida-Terrorableger übernommen, um die Friedensbemühungen Assads und Russlands zu konterkarieren.)
Auch im Kosovo spielte sich der NATO-Wertewesten als Beschützer der UÇK auf. Er definierte die Mörderbanden zu "Freiheitskämpfern" gegen den angeblich "Neuen Hitler" und "Schlächter" Milošević um. Als nächstes wurden die Terroristen in Rambouillet und später, kurz vor dem NATO-Angriff, bei den Verhandlungen in Paris auf dem diplomatischen Parkett gar zum ebenbürtigen Verhandlungsgegner der serbischen Regierung erhoben.
Nach einer achtstündigen Sitzung mit Präsident Milošević flog Präsident Clintons Ausputzer Holbrook am 10. März 1999 ergebnislos in die USA zurück. Belgrad war – wie sicherlich zu erwarten war – weiterhin nicht bereit, ein Abkommen über eine substantielle Autonomie für das Kosovo zu unterzeichnen oder sich dem NATO-Diktat zu unterwerfen, fremde Truppen auf jugoslawischem Territorium zu stationieren und denen auch noch die Oberhoheit zu übertragen. Dabei war sich die Regierung in Belgrad bewusst, dass sie von der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung auch unterstützt wurde.
All das fand vor dem Hintergrund andauernder Kämpfe zwischen UÇK-Terroristen und jugoslawischen Sicherheitskräften statt. Die Scharmützel fanden zu diesem Zeitpunkt in den überwiegend ethnisch-albanischen Dörfern an der Grenze zu Mazedonien statt, in denen sich die UÇK-Banden verschanzt hatten und wo sie die Bewohner als Schutzschilde gegen die jugoslawischen Sicherheitskräfte benutzten. Wie nicht anders zu erwarten, gab der Wertewesten allein Belgrad die Schuld für die Toten bei all diesen Kämpfen. Wie heute im syrischen Idlib, hatte der "Wertewesten" schon damals größeres Verständnis für die Mörder und Entführer serbischer und albanischer Zivilisten als für deren Opfer.
Nach dem geplanten Scheitern Holbrooks in Belgrad war klar, dass der lang geplante, US-geführte NATO-Krieg gegen Serbien nicht mehr abzuwenden war. Genau zwei Wochen nach dem Besuch Holbrooks in Belgrad sollten die ersten NATO-Marschflugkörper und lasergesteuerten Bomben hauptsächlich zivile Ziele in Jugoslawien zerstören.
RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Meinung
20 Jahre seit NATO-Angriff auf Jugoslawien: Der Countdown läuft - Die letzten Tage vor dem Angriff
Es waren SPD und Grüne, die am kommenden Sonntag vor 20 Jahren deutsche Soldaten in den ersten Angriffskrieg seit 1945 schickten. Aber während der letzten Tage vor dem Angriff gab es noch ein diplomatisches Gerangel zwischen den USA und den NATO-Partnern der EU.
von Rainer Rupp
Mit der deutschen Beteiligung am NATO-Bombenkrieg gegen Jugoslawien hat die Regierungskoalition von SPD und Grünen die Büchse der Pandora für viele weiteren US- und NATO-Angriffskriege geöffnet. Jedem sollte bewusst sein, dass die angeblich soziale SPD und die angeblichen Friedenstäubchen bei den Grünen mit ihrer verbrecherischen Entscheidung nicht nur Jugoslawien, sondern auch das Völkerrecht in Trümmer gelegt haben. Es ist derselbe Boden, auf dem aktuell auch die alten anti-russischen Reflexe und Kriegshetze gegen Russland gedeihen.
Es spricht Bände über die politische Verfasstheit unseres Landes, dass die Verantwortlichen für die vielen Tausenden von unschuldig Getöteten oder zu Krüppeln gebombten Zivilisten, vor allem Frauen und Kinder, heute noch immer auf freiem Fuß sind. Dank anhaltender Fake News zur Rechtfertigung der damaligen Kriegshetze gegen Jugoslawien erfreuen sich die damals verantwortlichen Politiker auch heute noch eines hohen sozialen Ansehens. In unserem "Rechtsstaat", in dem angeblich alle Menschen gleich sind, sind Politiker eben "gleicher" als gewöhnliche Sterbliche, selbst wenn sie Kriegsverbrecher sind.
In dieser Woche vor genau zwanzig Jahren lief in der NATO bereits der Countdown zu den Luftangriffen auf Belgrad und zur Zerstörung von Jugoslawiens ziviler Infrastruktur, wie etwa Strom- und Wasserversorgung. Letzteres stellt für sich allein genommen bereits völkerrechtlich ein Kriegsverbrechen dar. Zugleich allerdings fand hinter den Kulissen der westlichen Einheitsfront gegen Serbien – wie so oft – erneut eine knallharte, politische Rangelei zwischen den europäischen Führungsmächten und den USA statt.
Ähnlich wie bereits vier Jahre zuvor im Konflikt um Bosnien-Herzegowina wollte Washington den geplanten Krieg gegen Serbien dafür nutzen, nach dem Ende des Kalten Krieges der NATO eine neue Daseinsberechtigung zu verleihen. Mittels des zu erwartenden umfangreichen Krieges gegen Serbien sollte die NATO von allen westeuropäischen Nationen wieder als die alleinige Ordnungsmacht auf dem Alten Kontinent anerkannt werden. Zugleich würde dadurch auch die führende Rolle der USA als "unverzichtbare Nation" auch in allen europäischen Angelegenheiten wieder gefestigt werden.
Als Präsident Bill Clinton daher am 9. März 1999 mit Richard Holbrook seinen Mann fürs Grobe nach Belgrad schickte, um Serbien und speziell der serbischen Provinz Kosovo die "Pax-Amerikana" aufzuzwingen, führte das zu starken Irritationen in den meisten europäischen Hauptstädten. Besonders Frankreich und England waren über die selbstherrliche Art verstimmt, mit der der US-Sondergesandte Richard Holbrook – ganz im Stil eines römischen Prätorianers und mit überheblichen "Veni, vidi, vici" (ich kam, sah und siegte)-Allüren – ohne Abstimmung mit den europäischen NATO-Verbündeten nach Belgrad gereist war.
Anders als in Bosnien-Herzegowina wollten die Regierungen in London und Paris, dass die Lösung des Kosovo-Konfliktes ihre europäische "Show" sein sollte. Im Unterschied zu Bosnien-Herzegowina sollte diesmal der Frieden im "europäischen Hinterhof" unter Führung der europäischen NATO-Mächte hergestellt werden.
Indem Washington aber Holbrook nach vier Jahren erneut in das Endspiel der diplomatischen Schlacht warf, war für die Europäer klar, dass die Amerikaner auch im Kosovo-Konflikt wieder die Zügel an sich reißen wollten. Daher befürchten die europäischen "Friedenserzwinger" auf dem Balkan den Verlust ihres erst jüngst wieder mühsam aufgebauten politischen Prestiges. Eine Meldung der International Herald Tribune (IHT) vom 8.3.1999 aus London, wonach die europäischen NATO-Diplomaten über das Auftauchen von Mr. Holbrook "nicht besonders glücklich" waren, schien das zu bestätigen.
Denn bereits in Bosnien-Herzegowina hatte sich der US-Rabauke Holbrook mit brutalen Nötigungen, Erpressungen und mit Drohungen massenmörderischer Luftangriffe auf Kosten der zaghafteren europäischen Verhandlungsstrategie einen Namen als "durchsetzungsfähiger Diplomat" gemacht, der bekam, was er wollte. Zugleich erklärte der österreichische Botschafter Petritsch, einer der drei Vermittler in den so genannten "Kosovo Friedensgesprächen", dass das Auftauchen von Holbrook "die Lage nur noch komplizierter machen“ würde.
Washington und ihre atlantischen Mediensprachrohre argumentierten, dass die bisherigen alleinigen Bemühungen der NATO-Europäer, nämlich die Serben von den friedenspolitischen Vorteilen einer Stationierung von NATO-Truppen auf ihrem Territorium zu überzeugen, erheblich zu wünschen übrig ließen. Was sich hier wie ein dummer Witz anhört, nämlich die Forderung zur Aufnahme von NATO-Besatzungstruppen in ganz Serbien, einschließlich im Kosovo, war tatsächlich die zentrale Forderung im sicherheitspolitischen Anhang zum schändlichen Vertragswerkes von Rambouillet. Nachdem es den Europäern nicht gelungen war, den respektlosen Serben dieses unmögliche Zugeständnis abzuringen, sollte nun Washingtons Abgesandter Holbrook gegenüber der serbischen Regierung andere Saiten aufziehen und bei Nichtbefolgung mit Krieg drohen.
Natürlich war allen Beteiligten von vornherein klar, dass Serbien – ebenso wie jeder andere souveräne Staat – sich niemals freiwillig von fremden Mächten militärisch besetzen lassen würde. Daher stand auch von vornherein fest, dass die von Washington angebotene "diplomatische Lösung" á la Rambouillet absichtlich so konstruiert war, dass sie scheitern musste, um den nachfolgenden Krieg zu rechtfertigen. Vor seinem Abflug nach Belgrad ließ Holbrook denn auch schon mal die Weltöffentlichkeit diesmal ganz ehrlich wissen, was die Serben erwartet:
Ich freue mich darauf ... Präsident Milošević ... die Konsequenzen klar zu machen, wenn sich die Lage (im Kosovo) nicht bereits vor und während der Pariser Gespräche dramatisch verbessert.
Noch am selben Tag machten führende NATO-Politiker gegenüber der bereits erwähnten Tageszeitung IHT deutlich, was mit der Aussage von Holbrooke gemeint war: "Der Auftrag von Herrn Holbrook ist, die Glaubhaftigkeit der NATO-Drohung mit Luftangriffen wieder herzustellen, um so die serbische Seite zur Annahme des Friedensplans für das Kosovo zu bewegen". Wobei der "Friedensplan" eben schlicht die NATO-Besetzung ganz Serbiens beinhaltete.
Derweil überfielen im Kosovo fast täglich albanische Gewaltseparatisten der UÇK serbische Armeeposten und Polizeiwachen, zündeten serbische Klöster an oder ermordeten in entlegenen Dörfern serbische Zivilisten. Und folterten und töteten deren albanische Nachbarn, da diese für sie "Verräter" waren, nur weil sie einvernehmlich mit ihren serbischen Nachbarn zusammen leben wollten. Zugleich reagieren die jugoslawischen Streitkräfte mit dem Beschuss der Stützpunkte der UÇK. Letztere war noch ein Jahr zuvor – auch von den USA und den Europäern – auf die "schwarzen Liste" der internationalen Terrororganisationen und kriminellen Banden aufgeführt worden.
Erst im letzten Jahr vor dem NATO-Angriff gegen Serbien hatte der "Wertewesten" erkannt, welchen Nutzen man aus der UÇK zwecks endgültiger Zerschlagung des störrischen Serbiens ziehen könnte. Flugs wurden die UÇK-Kämpfer als nützliche Terroristen neu eingeordnet. (Die Parallele zur aktuellen Lage in der nord-syrischen Provinz Idlib ist unverkennbar. Auch dort hat der verkommene Wertewesten inzwischen die Rolle des Beschützers der al Kaida-Terrorableger übernommen, um die Friedensbemühungen Assads und Russlands zu konterkarieren.)
Auch im Kosovo spielte sich der NATO-Wertewesten als Beschützer der UÇK auf. Er definierte die Mörderbanden zu "Freiheitskämpfern" gegen den angeblich "Neuen Hitler" und "Schlächter" Milošević um. Als nächstes wurden die Terroristen in Rambouillet und später, kurz vor dem NATO-Angriff, bei den Verhandlungen in Paris auf dem diplomatischen Parkett gar zum ebenbürtigen Verhandlungsgegner der serbischen Regierung erhoben.
Nach einer achtstündigen Sitzung mit Präsident Milošević flog Präsident Clintons Ausputzer Holbrook am 10. März 1999 ergebnislos in die USA zurück. Belgrad war – wie sicherlich zu erwarten war – weiterhin nicht bereit, ein Abkommen über eine substantielle Autonomie für das Kosovo zu unterzeichnen oder sich dem NATO-Diktat zu unterwerfen, fremde Truppen auf jugoslawischem Territorium zu stationieren und denen auch noch die Oberhoheit zu übertragen. Dabei war sich die Regierung in Belgrad bewusst, dass sie von der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung auch unterstützt wurde.
All das fand vor dem Hintergrund andauernder Kämpfe zwischen UÇK-Terroristen und jugoslawischen Sicherheitskräften statt. Die Scharmützel fanden zu diesem Zeitpunkt in den überwiegend ethnisch-albanischen Dörfern an der Grenze zu Mazedonien statt, in denen sich die UÇK-Banden verschanzt hatten und wo sie die Bewohner als Schutzschilde gegen die jugoslawischen Sicherheitskräfte benutzten. Wie nicht anders zu erwarten, gab der Wertewesten allein Belgrad die Schuld für die Toten bei all diesen Kämpfen. Wie heute im syrischen Idlib, hatte der "Wertewesten" schon damals größeres Verständnis für die Mörder und Entführer serbischer und albanischer Zivilisten als für deren Opfer.
Nach dem geplanten Scheitern Holbrooks in Belgrad war klar, dass der lang geplante, US-geführte NATO-Krieg gegen Serbien nicht mehr abzuwenden war. Genau zwei Wochen nach dem Besuch Holbrooks in Belgrad sollten die ersten NATO-Marschflugkörper und lasergesteuerten Bomben hauptsächlich zivile Ziele in Jugoslawien zerstören.
RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Re: WUSTEN SIE
https://deutsch.rt.com/meinung/84702-20-jahre-seit-nato-angriff
Meinung
20 Jahre seit NATO-Angriff auf Jugoslawien: Luftangriffe in Bosnien-Herzegowina als Test für Kosovo
Der Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien am 24. März 1999 markierte das Ende des Friedens in Europa nach dem 2. Weltkrieg. Mit Beiträgen in loser Folge wird RT-Deutsch in den nächsten Wochen die wichtigsten Stationen der NATO-Vorbereitungen auf diesen Krieg in Erinnerung rufen.
von Rainer Rupp
Nach dem Ende des Kalten Krieges stand auch der Fortbestand der US-geführten NATO auf der Kippe. Damit aber hätte Washington seine Kontrolle über Europa verloren. Deshalb musste die NATO als die "für den Frieden in Europa unersetzliche Organisation" wieder ins Spiel gebracht werden. Der von Deutschland initiierte Bürgerkrieg in Jugoslawien spielte dabei den Amerikanern in die Hände. Washington musste nur noch die Bemühungen der EU-Europäer, die Balkan-Krise ohne NATO und ohne die USA zu lösen, erfolgreich hintertreiben. Der Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina brachte Washington den ersten Erfolg.
In Bosnien-Herzegowina hatten sich europäische Vermittler anfangs redlich bemüht, mit diplomatischen Mitteln und Versprechen von finanziellen und ökonomischen Anreizen die drei sich gegenseitig bekämpfenden, ethnischen Gruppen (Serben, Kroaten und Muslime) an einen Verhandlungstisch zu bringen. Zugleich aber sabotierten Abgesandte Washingtons die Bemühungen ihrer europäischen Kollegen um eine friedliche Lösung, indem sie hinter den Kulissen Gespräche mit Kroaten und Muslimen führten und diese in ihrer Absicht bestärkten, den militärischen Sieg gegen die Serben zu erzwingen. Zu diesem Zweck versorgte Washington diese beiden Partien über geheime Kanäle großzügig mit Waffen und militärischen Beratern.
Bei diesem doppelten Spiel der Amerikaner war es kein Wunder, dass die EU-Unterhändler bei den Verhandlungen mit den verfeindeten Gruppen nicht von der Stelle kamen. Angesichts dieses "Versagens" der angeblich "zahnlosen" europäischen Politik hatten eingefleischte "Atlantiker" in Politik und Medien der EU-Hauptstädte langsam wieder die Oberhand gewonnen.
Je stärker sich in der Öffentlichkeit das Bild der Unfähigkeit der europäischen Organisationen festigte und die EU als Papiertiger belächelt wurde, desto lauter wurden wieder die Rufe, doch endlich "die NATO ranzulassen". Nur die NATO habe die notwendige "harte militärische Schlagkraft", um eine Lösung des Konflikts in Bosnien-Herzegowina zu erzwingen. Denn wenn die EU-Diplomaten wegen des Starrsinns der bösen Serben nicht weiter kämen, dann müssten NATO-Bomben ihnen Vernunft einbläuen. Es war eine Forderung, die von Washington lebhaft unterstützt wurde.
Zu diesem Zeitpunkt war in Bosnien-Herzegowina der Bürgerkrieg zwischen Kroaten und Muslimen und Muslimen und Serben und Serben und Kroaten in vollem Gang. Es ist allgemein bekannt, dass sich Bürgerkriege von anderen Kriegen in der Regel wegen ihrer besonderen Brutalität unterscheiden. In Bosnien-Herzegowina war das nicht anders. Alle Seiten machten sich schwerer Kriegsverbrechen vor allem gegen unbeteiligte Zivilisten schuldig. Aber westliche Medien und Politiker sonderten bewusst die Serben als Alleinschuldige aus.
Denn das Fernziel war die Unterwerfung Serbiens, das sich unter seinem Präsidenten Slobodan Milošević immer noch nicht der "liberalen Weltordnung" des "Wertewestens" fügen wollte. Dafür mussten allerdings die Serben in der Wahrnehmung der westlichen Öffentlichkeit zuerst "entmenschlicht" werden.
Wie noch heute leicht nachzuprüfen ist, wurden die Serben von westlichen Politikern und Medien als wahre Bestien dargestellt. Die Fake-News-Maschinerie der NATO und ihrer Hofschranzen in den Mitgliedsländern lief auf Hochtouren. Die Rufe nach einem humanitären NATO-Bombeneinsatz gegen die Serben wurden unüberhörbar. Auch in Deutschland sahen viele Leute in den Serben keine Menschen, sondern nur noch wilde Tiere. Es war die hohe Zeit der Demagogen und Kriegshetzer, unter denen sich Bundesaußenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) in Abstimmung mit seiner Freundin, der US-Außenministerin Madeleine Albright, besonders hervortat.
Es war der oliv-grüne Fischer, der damals die in Deutschland unter Anti-Militaristen geläufige Formel "Wegen Auschwitz nie wieder Krieg" einfach umdrehte. "Gerade wegen Auschwitz" argumentierte er, müsste sich auch die Bundeswehr am Krieg gegen die serbischen Bestien beteiligen.
Nach einer derart radikalen Kriegsvorbereitung durch die "grüne Friedenspartei" war auch im Fall der Beteiligung deutscher Soldaten bei einem NATO-Angriff gegen die Serben mit einem Aufschrei der Empörung der deutschen Öffentlichkeit nicht mehr zu rechnen. Derweil wurden Washington und die NATO darauf vorbereitet, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit als ersten Teil eines langfristigen Plans zur Unterwerfung Jugoslawiens, die bosnischen Serben zum Abschuss durch die NATO freizugegeben.
Zugleich brannte den Amerikanern die Zeit unter den Nägeln, denn es war immer noch zu befürchten, dass es den Europäern, die eine eigenständige europäische Politik ohne USA und NATO verfolgten, in der OSZE oder in anderen Gremien womöglich doch noch gelingen könnte, in Bosnien-Herzegowina die verfeindeten Parteien zu einer Verhandlungslösung an einen Tisch zu bringen.
Am 28. August 1995 kam dann in Bosnien-Herzegowina der Tag, auf den die Amerikaner und die europäischen Atlantiker so lange hingearbeitet hatten. Ein angeblich von bosnischen Serben im muslimischen Teil des Landes angerichtetes Massaker auf einem belebten Marktplatz lieferte den Vorwand für die nachfolgenden Luftangriffe gegen die bosnischen Serben. Laut offizieller NATO-Version feuerten serbische Truppen fünf Mörsergranaten auf Sarajevo, die belagerte Hauptstadt der bosnischen Muslime. Eine Granate traf den belebten Markale-Bauernmarkt. 37 Zivilisten wurden getötet und 90 verletzt.
Bei der späteren Untersuchung des Einschlagtrichters der Granate auf dem Markale-Markt wurden jedoch von unabhängigen Experten Zweifel laut, wonach die Granate gar nicht aus der Richtung der serbischen Stellungen gekommen sein konnte. Tatsächlich ist die Herkunft des Geschosses bis heute nicht geklärt. Daher hat sich hartnäckig der Verdacht gehalten, dass es sich bei dem Granatbeschuss um eine "falsche Flagge" handelte, um mit dem angerichteten Massaker endlich einen "humanitären" Grund für die angedrohten "Luftschläge" der NATO zu haben, die dann auch prompt folgten.
Nach der inzwischen wohlbekannten Methode der Reaktion auf "falsche Flaggen" wurden die bosnischen Serben von der NATO sofort zu den alleinig Schuldigen erklärt, noch lange bevor eine Untersuchung des Granattrichters durch Experten stattgefunden hatte. Aber für eine neutrale Klärung der Herkunft der "Massaker-Granate" war die anti-serbische Stimmung in der westlichen Öffentlichkeit viel zu aufgeheizt. Zwei Tage später, am 30. August, begann die NATO dann ihre "Operation Deliberate Force". Aus den westlichen Propaganda-Megafonen schallte es, dass die NATO angeblich "vollkommen völkerrechtskonform" im Auftrag der "Internationalen Gemeinschaft" gehandelt habe.
Die NATO-Luftangriffe dauerten bis zum 14. September 1995. Insgesamt wurden unter Beteiligung von Kampfflugzeugen aus acht NATO-Staaten 3.515 Einätze geflogen, davon 59 von der deutschen Luftwaffe. Wie zu erwarten, hatten die Amerikaner mit zwei Drittel (genau 65,9 Prozent bzw. 2.318 Einzeleinsätzen) den Löwenanteil, gefolgt von den Briten mit 9,3 und den Franzosen mit 8,1 Prozent.
In der ersten Phase wurden in den Hügeln und Bergen um Sarajevo serbische Ziele bombardiert. Später wurden die Angriffe ausgeweitet, wobei landesweit zahlreiche Führungsstrukturen, Munitionsdepots, Kasernen, strategisch wichtige Brücken und Luftabwehrstellungen der bosnischen Serben ausgeschaltet wurden. Schließlich warfen die bosnischen Serben das Handtuch.
Am 21. November 1995 wurden sie dann gezwungen, den US-Diktatfrieden von Dayton zu unterzeichnen, womit der 1992 begonnene Bosnien-Krieg formal beendet war. Aber für Rumpf-Jugoslawien, vor allem für die Teilrepublik Serbien, fingen die Probleme jetzt erst richtig an. Denn das Beispiel des "NATO-Erfolgs" in Bosnien-Herzegowina verlangte geradezu danach, auch auf das unbelehrbare Serbien des "neuen Hitlers", wie Präsident Milošević inzwischen bezeichnet wurde, angewendet zu werden.
RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Anmerkung der Redaktion: In der ersten Fassung des Gastbeitrages von Rainer Rupp war davon die Rede, dass die Bombardierung Bosnien-Herzegowinas völkerrechtswidrig und ohne UN-Mandat erfolgte. Diese Darstellung war nicht korrekt. Die Operation wurde von NATO und UN gemeinsam im Zuge eines sogenannten "dual-key"-Verfahrens geführt. Beide Seiten mussten den jeweiligen Zielen zustimmen. Die entsprechende Passage wurde von der Redaktion korrigiert.
Meinung
20 Jahre seit NATO-Angriff auf Jugoslawien: Luftangriffe in Bosnien-Herzegowina als Test für Kosovo
Der Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien am 24. März 1999 markierte das Ende des Friedens in Europa nach dem 2. Weltkrieg. Mit Beiträgen in loser Folge wird RT-Deutsch in den nächsten Wochen die wichtigsten Stationen der NATO-Vorbereitungen auf diesen Krieg in Erinnerung rufen.
von Rainer Rupp
Nach dem Ende des Kalten Krieges stand auch der Fortbestand der US-geführten NATO auf der Kippe. Damit aber hätte Washington seine Kontrolle über Europa verloren. Deshalb musste die NATO als die "für den Frieden in Europa unersetzliche Organisation" wieder ins Spiel gebracht werden. Der von Deutschland initiierte Bürgerkrieg in Jugoslawien spielte dabei den Amerikanern in die Hände. Washington musste nur noch die Bemühungen der EU-Europäer, die Balkan-Krise ohne NATO und ohne die USA zu lösen, erfolgreich hintertreiben. Der Bürgerkrieg in Bosnien-Herzegowina brachte Washington den ersten Erfolg.
In Bosnien-Herzegowina hatten sich europäische Vermittler anfangs redlich bemüht, mit diplomatischen Mitteln und Versprechen von finanziellen und ökonomischen Anreizen die drei sich gegenseitig bekämpfenden, ethnischen Gruppen (Serben, Kroaten und Muslime) an einen Verhandlungstisch zu bringen. Zugleich aber sabotierten Abgesandte Washingtons die Bemühungen ihrer europäischen Kollegen um eine friedliche Lösung, indem sie hinter den Kulissen Gespräche mit Kroaten und Muslimen führten und diese in ihrer Absicht bestärkten, den militärischen Sieg gegen die Serben zu erzwingen. Zu diesem Zweck versorgte Washington diese beiden Partien über geheime Kanäle großzügig mit Waffen und militärischen Beratern.
Bei diesem doppelten Spiel der Amerikaner war es kein Wunder, dass die EU-Unterhändler bei den Verhandlungen mit den verfeindeten Gruppen nicht von der Stelle kamen. Angesichts dieses "Versagens" der angeblich "zahnlosen" europäischen Politik hatten eingefleischte "Atlantiker" in Politik und Medien der EU-Hauptstädte langsam wieder die Oberhand gewonnen.
Je stärker sich in der Öffentlichkeit das Bild der Unfähigkeit der europäischen Organisationen festigte und die EU als Papiertiger belächelt wurde, desto lauter wurden wieder die Rufe, doch endlich "die NATO ranzulassen". Nur die NATO habe die notwendige "harte militärische Schlagkraft", um eine Lösung des Konflikts in Bosnien-Herzegowina zu erzwingen. Denn wenn die EU-Diplomaten wegen des Starrsinns der bösen Serben nicht weiter kämen, dann müssten NATO-Bomben ihnen Vernunft einbläuen. Es war eine Forderung, die von Washington lebhaft unterstützt wurde.
Zu diesem Zeitpunkt war in Bosnien-Herzegowina der Bürgerkrieg zwischen Kroaten und Muslimen und Muslimen und Serben und Serben und Kroaten in vollem Gang. Es ist allgemein bekannt, dass sich Bürgerkriege von anderen Kriegen in der Regel wegen ihrer besonderen Brutalität unterscheiden. In Bosnien-Herzegowina war das nicht anders. Alle Seiten machten sich schwerer Kriegsverbrechen vor allem gegen unbeteiligte Zivilisten schuldig. Aber westliche Medien und Politiker sonderten bewusst die Serben als Alleinschuldige aus.
Denn das Fernziel war die Unterwerfung Serbiens, das sich unter seinem Präsidenten Slobodan Milošević immer noch nicht der "liberalen Weltordnung" des "Wertewestens" fügen wollte. Dafür mussten allerdings die Serben in der Wahrnehmung der westlichen Öffentlichkeit zuerst "entmenschlicht" werden.
Wie noch heute leicht nachzuprüfen ist, wurden die Serben von westlichen Politikern und Medien als wahre Bestien dargestellt. Die Fake-News-Maschinerie der NATO und ihrer Hofschranzen in den Mitgliedsländern lief auf Hochtouren. Die Rufe nach einem humanitären NATO-Bombeneinsatz gegen die Serben wurden unüberhörbar. Auch in Deutschland sahen viele Leute in den Serben keine Menschen, sondern nur noch wilde Tiere. Es war die hohe Zeit der Demagogen und Kriegshetzer, unter denen sich Bundesaußenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) in Abstimmung mit seiner Freundin, der US-Außenministerin Madeleine Albright, besonders hervortat.
Es war der oliv-grüne Fischer, der damals die in Deutschland unter Anti-Militaristen geläufige Formel "Wegen Auschwitz nie wieder Krieg" einfach umdrehte. "Gerade wegen Auschwitz" argumentierte er, müsste sich auch die Bundeswehr am Krieg gegen die serbischen Bestien beteiligen.
Nach einer derart radikalen Kriegsvorbereitung durch die "grüne Friedenspartei" war auch im Fall der Beteiligung deutscher Soldaten bei einem NATO-Angriff gegen die Serben mit einem Aufschrei der Empörung der deutschen Öffentlichkeit nicht mehr zu rechnen. Derweil wurden Washington und die NATO darauf vorbereitet, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit als ersten Teil eines langfristigen Plans zur Unterwerfung Jugoslawiens, die bosnischen Serben zum Abschuss durch die NATO freizugegeben.
Zugleich brannte den Amerikanern die Zeit unter den Nägeln, denn es war immer noch zu befürchten, dass es den Europäern, die eine eigenständige europäische Politik ohne USA und NATO verfolgten, in der OSZE oder in anderen Gremien womöglich doch noch gelingen könnte, in Bosnien-Herzegowina die verfeindeten Parteien zu einer Verhandlungslösung an einen Tisch zu bringen.
Am 28. August 1995 kam dann in Bosnien-Herzegowina der Tag, auf den die Amerikaner und die europäischen Atlantiker so lange hingearbeitet hatten. Ein angeblich von bosnischen Serben im muslimischen Teil des Landes angerichtetes Massaker auf einem belebten Marktplatz lieferte den Vorwand für die nachfolgenden Luftangriffe gegen die bosnischen Serben. Laut offizieller NATO-Version feuerten serbische Truppen fünf Mörsergranaten auf Sarajevo, die belagerte Hauptstadt der bosnischen Muslime. Eine Granate traf den belebten Markale-Bauernmarkt. 37 Zivilisten wurden getötet und 90 verletzt.
Bei der späteren Untersuchung des Einschlagtrichters der Granate auf dem Markale-Markt wurden jedoch von unabhängigen Experten Zweifel laut, wonach die Granate gar nicht aus der Richtung der serbischen Stellungen gekommen sein konnte. Tatsächlich ist die Herkunft des Geschosses bis heute nicht geklärt. Daher hat sich hartnäckig der Verdacht gehalten, dass es sich bei dem Granatbeschuss um eine "falsche Flagge" handelte, um mit dem angerichteten Massaker endlich einen "humanitären" Grund für die angedrohten "Luftschläge" der NATO zu haben, die dann auch prompt folgten.
Nach der inzwischen wohlbekannten Methode der Reaktion auf "falsche Flaggen" wurden die bosnischen Serben von der NATO sofort zu den alleinig Schuldigen erklärt, noch lange bevor eine Untersuchung des Granattrichters durch Experten stattgefunden hatte. Aber für eine neutrale Klärung der Herkunft der "Massaker-Granate" war die anti-serbische Stimmung in der westlichen Öffentlichkeit viel zu aufgeheizt. Zwei Tage später, am 30. August, begann die NATO dann ihre "Operation Deliberate Force". Aus den westlichen Propaganda-Megafonen schallte es, dass die NATO angeblich "vollkommen völkerrechtskonform" im Auftrag der "Internationalen Gemeinschaft" gehandelt habe.
Die NATO-Luftangriffe dauerten bis zum 14. September 1995. Insgesamt wurden unter Beteiligung von Kampfflugzeugen aus acht NATO-Staaten 3.515 Einätze geflogen, davon 59 von der deutschen Luftwaffe. Wie zu erwarten, hatten die Amerikaner mit zwei Drittel (genau 65,9 Prozent bzw. 2.318 Einzeleinsätzen) den Löwenanteil, gefolgt von den Briten mit 9,3 und den Franzosen mit 8,1 Prozent.
In der ersten Phase wurden in den Hügeln und Bergen um Sarajevo serbische Ziele bombardiert. Später wurden die Angriffe ausgeweitet, wobei landesweit zahlreiche Führungsstrukturen, Munitionsdepots, Kasernen, strategisch wichtige Brücken und Luftabwehrstellungen der bosnischen Serben ausgeschaltet wurden. Schließlich warfen die bosnischen Serben das Handtuch.
Am 21. November 1995 wurden sie dann gezwungen, den US-Diktatfrieden von Dayton zu unterzeichnen, womit der 1992 begonnene Bosnien-Krieg formal beendet war. Aber für Rumpf-Jugoslawien, vor allem für die Teilrepublik Serbien, fingen die Probleme jetzt erst richtig an. Denn das Beispiel des "NATO-Erfolgs" in Bosnien-Herzegowina verlangte geradezu danach, auch auf das unbelehrbare Serbien des "neuen Hitlers", wie Präsident Milošević inzwischen bezeichnet wurde, angewendet zu werden.
RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Anmerkung der Redaktion: In der ersten Fassung des Gastbeitrages von Rainer Rupp war davon die Rede, dass die Bombardierung Bosnien-Herzegowinas völkerrechtswidrig und ohne UN-Mandat erfolgte. Diese Darstellung war nicht korrekt. Die Operation wurde von NATO und UN gemeinsam im Zuge eines sogenannten "dual-key"-Verfahrens geführt. Beide Seiten mussten den jeweiligen Zielen zustimmen. Die entsprechende Passage wurde von der Redaktion korrigiert.
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